El Awadalla spricht bei Gedenkfeier in St. Aegyd

- Mit ihren markigen Sprüchen hätte es Elfriede Awadalla fast zur Präsidentschaftskandidatur gebracht.
- Foto: Awadalla
- hochgeladen von Christian Rabl
Am 4. Mai ist Elfriede Awadalla Gastrednerin bei der Gedenkfeier in St. Aegyd. Die Bezirksblätter haben im Vorfeld mit ihr gesprochen.
Frau Awadalla, Ihre Bemühungen um die Präsidentschaftskandidatur sind knapp gescheitert. War's den Aufwand wert?
EL AWADALLA: "Ja. Es war eine anstrengende, aber auch spannende und lehrreiche Zeit. Ich habe viele positive Reaktionen gekriegt und es ist mir doch gelungen, ein paar linke Themen unter die Leute zu bringen."
Werden Sie sich auch künftig politisch engagieren, etwa für eine neue Linkspartei?
"Grundsätzlich ja. Es kommt aber drauf an, wer oder was diese Linkspartei sein soll oder will."
Sie haben im ersten Wahlgang ungültig gewählt. Gilt das auch für das Duell Hofer gegen Van der Bellen?
"Nein, weil wir alle wohl das kleinere Übel wählen müssen."
Warum wird als Protest gegen das herrschende System in Österreich vorwiegend rechts gewählt? Schreit die FPÖ einfach lauter oder ist die Linke zu zerstritten?
"Beides ist richtig. Es gibt zur Zeit keine österreichweit wählbare Linkspartei. Wien anders ist ein Anfang. Aber da muß noch mehr kommen."
Die Gedenkfeier in St. Aegyd steht heuer unter dem Motto "Internationale Solidarität". Was bedeutet das für Sie persönlich?
"Ich praktiziere internationale Solidarität, indem ich Flüchtlinge unterstütze. Das könnte jeder machen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Wir behandeln Flüchtlinge gut und sie können unsere Freunde werden, oder wir behandeln sie schlecht und machen sie uns zu Feinden."
Wo sehen Sie den Kern des Problems?
"Die Situation in Europa - und ich meine nicht die EU, wenn ich Europa sage - ist derzeit höchst gefährlich. Die EU kreiert eine Mehrklassengesellschaft an Staaten. Die Einen gehören dazu, die Anderen müssen tun, was die EU sagt, und die Dritten dürfen die Hand aufhalten, wenn sie die Drecksarbeit der EU-Damen und -herren nur graulich genug machen. Nicht in meinem Namen!"
Welchen Bezug haben Sie zum Thema KZ-Gedenken?
"Ich habe mich lange mit dem Thema beschäftigt. Literarisch und politisch besonders mit dem KZ Mauthausen. Manchmal habe ich es auch nicht mehr ausgehalten und nichts mehr zu dem Thema gemacht. Aber besonders im Jahr 2000, zu Beginn der schwarzblauen Regierung, war es mir wichtig, Gegenwart und Vergangenheit zu betrachten und gegen Geschichtsverharmlosung aufzutreten."
Sie haben sich ja damals sehr stark engagiert?
"Ja, ich habe gemeinsam mit Traude Korosa die Widerstandslesungen gegen schwarzblau gegründet. Es gab solange schwarzblau bzw. schwarzorange regiert wurde 364 Widerstandslesungen. Immer wieder auch zum Thema Nationalsozialismus."
Was möchten Sie Schülern, wie denen, die in St. Aegyd bei der Gedenkfeier mitwirken werden, mit auf den Weg geben?
"Flüchtlinge sind einerseits Menschen wie du und ich, weil wir alle die gleichen Wünsche und Bedürfnisse haben. Andererseits bringen sie viele Erfahrungen aus ihrer Welt mit und wir können voneinander lernen. Dazu müssen wir ihnen auf Augenhöhe begegnen. Meine persönliche Erfahrung: Helfen macht glücklich, meine Begegnungen mit Flüchtlingen haben mein Leben verändert."
Alle Details zur Gedenkfeier am 4. Mai finden Sie hier.




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