Bilanz
Arbeiterkammer Lilienfeld sichert Rekordsumme für Arbeitnehmer

- Immer mehr Arbeitnehmer suchen Rat bei der Arbeiterkammer, wobei viele Fälle das Krankengeld und Pensionsansprüche betreffen
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Die Präsentation des Jahresberichts der Arbeiterkammer Lilienfeld fand mit der Darstellung eines konkreten Missbrauchs statt. Im vergangenen Jahr wurde in mehreren tausend Fällen Informationen an die beschwerdeführenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegeben.
LILIENFELD. „Rund 5.600 Menschen haben vergangenes Jahr mit uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Bezirksstellenleiter Burkhard Eberl. „Manchmal ging es nur um rasche Auskünfte zu arbeitsrechtlichen Fragen. Im Sozialrecht drehte sich ein großer Teil der Anfragen rund um Probleme bei Pensionsansprüchen oder Krankengeld“, so Eberl.
„In rund 2.700 Fällen benötigten die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der AK-Expertinnen und -Experten in konkreten Problemfällen. Beispielsweise mussten wir für die Betroffenen vor Gericht ziehen und ihnen zu einer Schwerarbeits- oder Invaliditätspension verhelfen. Das vergangene Jahr hat einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle sind“, zieht Burkhard Eberl Bilanz. Insgesamt hat die Bezirksstelle Lilienfeld im Vorjahr rund 1,48 Mio. Euro für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Region gesichert.
Ein Schlüsselfall
Ein Veranstalter und Gastronom im Bezirk Lilienfeld musste aufgrund wirtschaftlicher Misserfolge Insolvenz anmelden. Das in Zeiten wie diesen begehrte Personal übernahm sein Sohn in einer neu gegründeten GmbH.
„Es gab aber über mehrere Monate weder eine Anmeldung, noch entsprechende Entlohnung. Der Jungunternehmer führte sein Personal außerdem dadurch in die Irre, dass er behauptete, die vom Insolvenzentgeltfonds (IEF) bezahlte Kündigungsentschädigung für das vorhergegangene Dienstverhältnis sei der aktuell zustehende Lohn“, berichtet AK-Bezirksstellenleiter Burkhard Eberl.

- AK-Bezirkstellenleiter Burkhard Eberl
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Da die meisten Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer aus dem Ausland stammten, dauerte es eine gewisse Zeit, bis diese der Täuschung mit tatkräftiger Unterstützung der Arbeiterkammer Lilienfeld auf die Schliche kamen. Die Dienstverhältnisse wurden nach Aufbegehren der Mitarbeiter seitens des Gastronomen, ohne gesetzliche Fristen einzuhalten, aufgelöst; zwei der drei Mitarbeiter wurden einfach abgemeldet. „Der Dienstgeber bestritt unsere Interventionen nicht einmal, sondern ignorierte diese ganz einfach. Mit Unterstützung der AK Niederösterreich werden in einem gerichtlichen Verfahren für derzeit drei Dienstnehmerinnen die offenen Ansprüche in Höhe von rund 33.500 Euro brutto eingefordert“, sagt Eberl über die weiteren Schritte in diesem Fall.
Fast 100 Millionen Euro für Arbeitnehmer
Die Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich hat im vergangenen Jahr mit 99,8 Millionen Euro einen Rekordbetrag für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesichert. Insgesamt suchten 163.000 Mitglieder Hilfe aufgrund von Problemen am Arbeitsplatz wie unbezahlten Überstunden und Insolvenzen.

- Die Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich hat im vergangenen Jahr mit 99,8 Millionen Euro einen Rekordbetrag für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesichert.
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Vizepräsidentin Angela Fischer erklärt, dass das Thema Überstunden besonders häufig angesprochen wurde. Beschäftigte im Handel und in der Gastronomie klagen häufig über nicht ausbezahlte Mehrarbeits- und Überstunden, die manchmal monatelang, in extremen Fällen sogar über Jahre hinweg ausstehen. Aufgrund der kurzen Verfallsfristen können Ansprüche im Gastgewerbe oft nur für maximal vier Monate geltend gemacht werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Beratung war die Insolvenzwelle heimischer Betriebe. „Wir haben für über 7.000 Beschäftigte offene Entgeltforderungen beim Insolvenzentgeltfonds eingebracht“, berichtet Fischer. Der größte Einzelfall war die Pleite von kika/Leiner. Die Expertinnen und Experten der AK Niederösterreich konnten oft innerhalb von zwei bis drei Wochen die offenen Forderungen begleichen, was häufig mehrere Monatsgehälter betraf. Im Krankenstand hatten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Arbeitgebern zu kämpfen, die die geltenden Regeln nicht kannten oder ignorierten. Fischer stellt klar: „Kündigung im Krankenstand ist erlaubt, aber das Entgelt muss bis zum Ende des Entgeltfortzahlungsanspruchs weitergezahlt werden.“
Insgesamt wandten sich 2024 163.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an die AK Niederösterreich. In den meisten Fällen konnte durch Beratung schnell eine Lösung gefunden werden, etwa bei unklaren Lohnabrechnungen oder der Überprüfung von Arbeitsverträgen. In vielen Fällen musste die AK intervenieren oder vor Gericht ziehen, um Nachzahlungen von insgesamt 99,8 Millionen Euro zu erreichen. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären viele Betroffene nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst Fischer zusammen.
Bilanz 2024 – Bezirk Lilienfeld Leistungen im Überblick:
- In der Bezirksstelle angedockt: 5.578
- Konkrete Beratungen in Problemfällen: 2.713
- Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht: 1,121.348 Euro
- Davon Insolvenzvertretung: 74.607 Euro
- Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 1.484.103 Euro
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