Bezirk Lilienfeld: In die "Bude" für den Schein
Bundesrat, Bürgermeister und AMS-Chefin - sie alle verdienten sich ihre ersten Schillinge hart.
BEZIRK LILIENFELD. Im Berufsleben fängt jeder klein an. Das Geld ist knapp, vor allem für jene, die eine höhere Schule besuchen möchten. Tausende Jugendliche füllen in den Sommermonaten mit Ferialjobs ihr Geldbörsel. Dieser erste Schritt in die Arbeitswelt bleibt unvergessen.
Milch für Schreibmaschine
Der heutige Bundesrat Karl Bader schwitzte in seinem ersten Ferialjob 1974 in der Hainfelder Molkerei. "In der Früh musste ich täglich die Milchkannen von den ankommenden Lkw abladen und auf das Förderband stellen, wobei die Kannen nach Lieferantennummern zu ordnen waren. Das waren schon zwischen 400 und 600 Milchkannen täglich. Nach der Entleerung wurden sie wieder auf die LKW aufgeladen. Es war eine sehr anstrengende Arbeit, aber sie brachte für mich damals mein erstes selbst verdientes Geld, mit dem ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllen konnte: die Anschaffung einer eigenen Schreibmaschine, Marke Adler Tippa, in gelb", erinnert sich Rohrbachs Bürgermeister.
Führerschein finanziert
Die heutige AMS-Bezirksleiterin Margareta Selch stand als Hilfsarbeiterin in der Fabrik bei den Vereinigten Metallwerken Ranshofen-Berndorf. "Die Bezahlung war gut und ich habe mir damit meinen Führerschein finanziert. Es war für mich eine wertvolle Erfahrung fürs Leben, denn damals hat sich mitentschieden, dass mein beruflicher Weg mich in eine andere Richtung führen wird", erinnert sich Margareta Selch heute an die ersten Arbeitswochen zurück.
Schichtarbeit in Traisen
Als Herbert Thumpser als Jugendlicher bei der damaligen Voest in Traisen unzählige Fittings vom Gußgrad befreite und stanzte, war es für ihn vielleicht undenkbar, später Langzeit-Bürgermeister der Gemeinde zu werden. "Man musste immer zwei Fittings in eine Vorrichtung legen, dann gleichzeitig zwei Knöpfe bedienen, danach erfolgte der Stanzvorgang. Bei diesem wurde durch zwei Düsen gleichzeitig Kühlflüssigkeit auf die Klingen der Stanzvorrichtung gesprüht. Drückte man die Knöpfe nicht genau gleichzeitig, blieb die Stanzvorrichtung in ihrer Ausgangsstellung und die Kühlflüssigkeit sprühte trotzdem. An meinen ersten beiden Arbeitstagen war ich nach einer Stunde komplett nassgesprüht, da die Feinmotorik für noch nicht so funktionierte", erinnert er sich heute genau an die ersten Arbeitstage. "Es war auf alle Fälle eine Erfahrung, die ich in keinem Fall missen möchte".
Junger Briefträger
Hainfelds Kabarettist, Autor und Lehrer Stefan Scheiblecker wurde bei der Post als "Ferial-Briefträger" eingesetzt. "Der Kontakt mit vielen Leuten war damals sehr schön", erinnert sich Stefan.
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