Oskar Reitberger jun.
„Trotz der Lockdowns einige Mitglieder dazugewonnen“

Oskar Reitberger mit Bürgermeister Rudolf Scharinger. | Foto: Stadtarchiv Traun
4Bilder
  • Oskar Reitberger mit Bürgermeister Rudolf Scharinger.
  • Foto: Stadtarchiv Traun
  • hochgeladen von Klaus Niedermair

Oskar Reitberger junior, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Traun, über die Auswirkungen der Covid-Pandemie.

Wie hat sich die Covid-19-Pandemie auf die Aktivitäten bei der FF Traun seit dem März 2020 ausgewirkt?
Reitberger: 
Sämtliche Veranstaltungen sowie der Ausbildungsbetrieb wurden ab etwa Mitte März 2020 binnen weniger Tage stillgelegt, persönliche Kontakte gänzlich eingestellt, die Feuerwehrzentrale mit den hauptamtlichen Mitarbeitern war in der ersten Wochen unbesetzt und nur telefonisch bzw. per Notruf erreichbar. Vor allem für das Feuerwehrkommando eine enorme Herausforderung, teils binnen weniger Stunden so einschneidende Maßnahmen zu erarbeiten und auch umzusetzen. Absagen von größeren schon geplanten Veranstaltungen wie einer Vollversammlung oder dem Maibaumaufstellen bis hin zum Begräbnis eines verstorbenen Feuerwehrkameraden, bei dessen Begräbnis üblicherweise die Feuerwehrmannschaft Abschied nimmt – all dies war leider aufgrund der Bestimmungen nicht möglich.

Foto: FF Traun

Distance Learning angesagt

Auch unsere Jugendfeuerwehr musste, in Anlehnung auf den Schulbetrieb, auf distance learning umgestellt werden. Dies war und ist für unser Jugendbetreuer-Team rund um BI Manuel Gayer und die Jugendlichen selbst eine riesen Herausforderung. Es wurden bis heute sämtliche Zusammentreffen wie Jugendlager und Bewerbe mit anderen, teils sehr gut befreundeten, Jugendgruppen abgesagt.

Welchen Beitrag kann die Freiwillige Feuerwehr Traun während der Pandemie leisten?
Für die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Traun ist es unumgänglich, als Feuerwehr in der herausfordernden Situation der Coronakrise die volle Einsatzstärke zu erhalten – es wäre wohl undenkbar, würde wegen einer positiven CoViD19-Erkrankung plötzlich ein größerer Personenkreis in Quarantäne gestellt. Die Einsatzbereitschaft wäre schlagartig nicht mehr sichergestellt oder stark eingeschränkt. Daher sind unmittelbar nach dem bundesweiten Lockdown im März 2020 auch bei uns etliche Notfallpläne in Kraft getreten.

Im Schichtdienst

Die komplette Mannschaft wurde in zwei Dienstgruppen eingeteilt, welche sodann im 24-Stunden-Wechsel anfallende Einsätze unabhängig voneinander abwickelten. Diese Maßnahme ist noch bis zum jetzigen Zeitpunkt in Kraft. Täglich war die Bezirkswarnstelle Linz-Land als „Schaltzentrale“ unterstützend für den Bezirks-Krisenstab besetzt. Für das Rote Kreuz wurde mit unseren Spezialgeräten die Reinigung und Hygiene von speziellen Schutzausrüstungen übernommen, unsere beiden Zivildiener standen außerdem beim Trauner Stadtmarketing im Einsatz, wo sie den ins Leben gerufenen Einkaufsservice für Lebensmittel und den Zustelldienst für dringend benötigte Medikamente aus den Trauner Apotheken für Menschen in besonders gefährdeten Risikogruppen unterstützten. Eine wohl einmalige als auch unvergessliche Aufgabenerweiterung in ihrer bisherigen Zivildienst-Laufbahn. Im Rahmen der Massentestungen Ende 2020 erfolgte eine entsprechende Unterstützung der Stadtgemeinde Traun in den Bereichen Planung und Logistik sowie durch Lotsendienste. Und auch das Tagesgeschäft lief im Hintergrund weiter, etwa der Vorbeugende Brandschutz oder die Verwaltung der Feuerwehr.

Große Bereitschaft 

Mit Januar 2021 haben wir den Übungsbetrieb in einer ganz ungewohnten Form wieder aufgenommen. Die beiden Einsatzgruppen halten wöchentlich getrennt ihre Übungen ab. Neben den herkömmlichen Maßnahmen wie Hygiene beim Betreten des Feuerwehrhauses, das Desinfizieren der Hände, die Temperaturmessung und dem Tragen von FFP 2 Masken, wird den Übungsteilnehmern empfohlen, vor Beginn die Durchführung eines Antigen-Schnelltests durchzuführen. Diese Gelegenheit wurde bisher auch nahezu lückenlos angenommen. Die große Bereitschaft der Mitglieder, an de m Test teilzunehmen, zeigt einmal mehr das Pflichtbewusstsein und das Verantwortungsbewusstsein der Freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen der Stadt Traun. Unsere oberste Priorität muss immer heißen, die Schlagkraft und Einsatzbereitschaft für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Traun zu erhalten.

Wie hat sich die Mitgliederzahl in der Corona-Pandemie verändert?
Interessanterweise haben wir trotz der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen einige Mitglieder dazugewonnen! Viele Trauner hatten oftmals beruflich bedingt viel Zeit Zuhause und haben sich dabei Gedanken gemacht, wie sie sich gesellschaftlich – gerade jetzt erst recht - engagieren können. Nicht zuletzt aufgrund unserer hervorragenden Öffentlichkeitsarbeit sind viele Bürger auf "ihre" Feuerwehr aufmerksam geworden und dabei haben einige den Weg in die Freiwillige Feuerwehr gefunden. Eine riesige und wirklich notwendige Bereicherung für uns. Aktuell findet die Grundausbildung dieser motivierten Truppe der neuen Mitglieder statt – unter ihnen erfreulicherweise auch Feuerwehrfrauen. Wir freuen uns über jedes neue Gesicht – eine kurze E-Mail oder ein Anruf bei uns ist die einfachste Initialzündung zur Karriere als Freiwilliges Feuerwehrmitglied. Unsere Website www.feuerwehr-traun.at bietet alle nötigen Infos. Einen ganz besonderen Dank für diese hervorragende Präsenz z.B. im Internet und den Printmedien, möchte ich an dieser Stelle unserem HBM Florian Kollmann, Hauptverantwortlicher für die Öffentlichtkeitsarbeit in der Feuerwehr Traun und seinem Team aussprechen.

Welche Herausforderungen, abseits des fehlenden persönlichen Kontakts, muss die Freiwillige Feuerwehr Traun bewältigen?
Sicherlich ein nicht unbeträchtlicher Mehraufwand durch die vielen Hygienemaßnahmen. Beim Betreten des Einsatzzentrums müssen die Hände gereinigt und desinfiziert werden, die Körpertemperatur wird gemessen. Im ganzen Haus gilt FFP2 Maskenpflicht. Nach jedem Einsatz werden die verwendeten Gerätschaften und Fahrzeuge - zusätzlich zur ohnehin schon laufenden Reinigung - gereinigt und desinifiziert. Das erforderliche Material muss jederzeit in ausreichender Menge vorrätig gehalten werden. Im Einsatzfall müssen Abstand und Hygienemaßnahmen beim „Kontakt mit unserer Kundschaft“ gewahrt werden, im Brandeinsatz als auch bei der fordernden Arbeit direkt neben einem eingeklemmten Unfallopfer.

Wie gelingt es Euch derzeit innerhalb der Blaulichtorganisation in Kontakt zu bleiben und die Mitglieder zu motivieren?
Der persönliche Kontakt fehlt am meisten. Die vielen Gespräche im Feuerwehrhaus, vor allem auch der Kontakt mit unseren Senioren, die liebevoll unsere „Silberrücken“ genannt werden. Die Kommunikation innerhalb des Feuerwehrkommandos und zur Mannschaft erfolgt zu einem großen Teil via Whatsapp, Telefon, Intranet und Videokonferenzen - laufende Kommunikation ist speziell in dieser Zeit sehr wichtig und soll für alle erreichbar sein und auch keinerlei Mitglieder (z.B. ohne Whatsapp) ausschließen. Aber es ist schon ein Wermutstropfen, wenn zum Beispiel eine Weihnachtsfeier nicht stattfinden kann, bei der man üblicherweise auch immer Kontakt zu den Familien der Feuerwehrangehörigen findet.

Blick in die Zukunft: Gibt es schon Planungen für eine Zeit nach Corona und wie sehen diese aus?
Die Impfungen in unserer Mannschaft nehmen langsam Fahrt auf, viele +50-Jährige haben schon ihre geplante Impfung erhalten, darüber hinaus werden immer wieder kurzfristig kleine Impfkontingente aus Restbeständen abgesagter Impftermine an die Feuerwehren verteilt. Ein wichtiger Beitrag und ein großer Schritt in Richtung "Normalität". Der Blick richtet sich aktuell natürlich auch auf die Öffnungsschritte ab Mitte Mai. Große Hoffnung setze ich persönlich auf den "Grünen Pass". Mit den 3G Regeln, genesen-geimpft-getestet, sollte auch bei der Feuerwehr in sehr naher Zukunft wieder ein ungefährdeter, beinahe Normalbetrieb möglich sein.

Überblick Freiwillige Feuerwehr Traun: Anzahl der Einsatzstunden im Jahr 2020, Größe der Mannschaft, wie viele Frauen engagieren sich bei der Truppe, wie ist es um den Feuerwehrnachwuchs bestellt?
Die Mannschaft bestand per Jahresbeginn 2020 aus 142 Mitgliedern. Diese haben im letzten Jahr rund 18.000 Stunden für die Bevölkerung erbracht, darin enthalten sind 551 Einsätze. Aktuell haben wir 151 Mitglieder, davon 15 Frauen. Bei der Jugend verzeichnen wir 19 Mitglieder, davon 2 Mädchen. Aus aktueller Sicht können wir uns über den Nachwuchs nicht beschweren, wobei jede weitere helfende Hand und jede Unterstützung sehr herzlich in unserer Feuerwehrfamilie willkommen ist.

Weitere aktuelle Meldungen aus Linz-Land findet man auf meinbezirk.at/linz-land

Anzeige
Karin befördert mit Begeisterung Fahrgäste. | Foto: OÖVV/Kneidinger-Photography
4

Für den OÖVV am Steuer
Quereinsteiger im Bus: Ein neuer Job mit vielen Vorteilen

Es gibt Menschen, die von Kindheitstagen an auf das Buslenken als Traumberuf hinarbeiten. Die meisten Buslenkerinnen und Buslenker entdecken diesen abwechslungsreichen und krisensicheren Job aber erst im Laufe der Zeit für sich.Wir stellen heute vier Beispiele vor: Karin ist gelernte Konditorin, Kathrin war Tischlerin – beide hatten vorher auch Lkw-Erfahrung –, und Bernadette und Michael tauschten ihre Gastrovergangenheit mit einem Platz hinter dem Buslenkrad.  Übers Lkw-Fahren zum...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz-Land auf MeinBezirk.at/Linz-Land

Neuigkeiten aus Linz-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.