Renate Heitz im Gespräch
Wir Frauen dürfen jetzt nur nicht zu geduldig sein

Renate Heitz, designierte Vorsitzende der SPÖ-Frauen Oberösterreich. | Foto: SPÖ
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Renate Heitz, Vorsitzende der SPÖ-Frauen Oberösterreich, unter anderem über Frauen in der Corona-Krise.

Studien belegen, dass die Aufgaben zwischen Müttern und Vätern in der Coronakrise ungleich verteilt waren.  War bzw. ist die aktuelle Situation eine Krise der Frauen?
Heitz: Die Krisensituation um Corona hat in vielen gesellschaftlichen Bereichen Dinge in verstärkter Form aufgezeigt, die es auch vorher schon gegeben hat. Dazu gehört die ungleiche Verteilung der bezahlten und unbezahlten Aufgaben zwischen Männern und Frauen. Die war noch nie gleich. Frauen haben schon immer den großen Brocken der unbezahlten Aufgaben zu schultern gehabt. Und durch die Situation in der Krise hat sich das noch um ein Stück verschlechtert, wie unter anderem die Studie von Dr. Katharina Mader von der WU Wien untermauert. Das ist keine Krise der Frauen, das müssen wir zu unser aller Krise machen und ändern!!!

Wie kann man dem entgegenwirken?
Mit aktiver Frauenpolitik, die die tatsächliche Gleichstellung in der Gesellschaft fördert. Die vermisse ich in der aktuellen Regierung schmerzlich. Eine generelle Arbeitszeitverkürzung für alle würde die Arbeitslosigkeit, von der Frauen überproportional betroffen sind, vermindern und den Spielraum für die gerechtere Aufteilung der in unserer Gesellschaft unbezahlten Aufgaben vergrößern. Wenn er nicht mehr so lang arbeiten muss, kann er öfter den Geschirrspüler ausräumen und den Kindern die Jause herrichten. Das ist eine große Chance!

Ist die bis dato gewonnene Gleichberechtigung in Wahrheit nur ein Trugschluss?
Die Gleichberechtigung am Papier ist vollzogen, in der tatsächlichen Umsetzung machen uns die beharrenden Kräfte unter dem Motto „Des war aber immer schon so“ gehörig zu schaffen. Frauenpolitik ist eine mühsame Angelegenheit, die aber in den letzten Jahrzehnten in vielen kleinen Schritten vorangekommen ist. Bis der konservative Backlash in Form von Türkis-Blau bzw. Türkis-Grün in der Regierung kam. Das war schon vor Corona ein Zittern um mühsam Errungenes.

Gesellschaftlich unterbewertete und unterbezahlte Jobs sind plötzlich systemrelevante Berufe, in denen mehrheitlich Frauen tätig sind. Doch von besseren Löhnen oder Arbeitsbedingungen ist keine Rede. Warum nicht?
Auch das war vor Corona schon Tatsache: die Dinge, die typischerweise von Frauen erledigt werden, waren schon immer schlecht bezahlt. In der Krise gabs eine kurze Phase, in der man erkannt hat, wie wichtig das alles ist. Aber wenn´s um´s Geld geht, haben die Frauen zumeist durch die Finger geschaut….Ein erster kleiner Erfolg ist der Abschluss der Verhandlungen für die Arbeitskräfte im Gesundheits- und Pflegebereich in Oberösterreich, da konnten Verbesserungen bei Gehalt und bei den Arbeitsbedingungen erwirkt werden, da waren die Gewerkschaften erfolgreich. Ich kann den Frauen in den anderen Branchen nur ans Herz legen, sich besser gewerkschaftlich zu organisieren- so lässt sich am effektivsten bei Löhnen und Arbeitsbedingungen was verändern.

Wie fällt Ihre Prognose für die Zukunft aus: Wird es einen länger anhaltenden Rückschlag für die Frauen geben?
Dass ein Großteil der aktuellen Regierung weiblich ist, hat man weder in den Pressekonferenzen noch in den getroffenen Entscheidungen wirklich ablesen können. Ich spüre gerade unter den jungen Frauen eine große Wut ob der Selbstverständlichkeit, mit der man ihnen Home-Office gepaart mit Home-Schooling, Schließung der Spielplätze und Abwesenheit von Großeltern als Unterstützung zugemutet hat. Ich verstehe diese Wut und hoffe, dass dadurch auch mit Hilfe von uns SPÖ Frauen politischer Druck erzeugt werden kann, der den Rückschlag schnell wieder korrigiert! Wenn die Frauenpolitik auf Landes- und Bundesebene nicht endlich begreift, dass sie zum Handeln aufgerufen ist, dann geht der Rückschlag sicher ungehindert weiter.
Wir Frauen dürfen jetzt nur nicht zu geduldig sein!

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