Bei Symptomen rasch reagieren

In St. Isidor in Leonding erhalten betroffene Kinder und deren Familien eine umfassende Betreuung. | Foto: Caritas
  • In St. Isidor in Leonding erhalten betroffene Kinder und deren Familien eine umfassende Betreuung.
  • Foto: Caritas
  • hochgeladen von Oliver Wurz

Früherkennung ist der Schlüssel für erfolgreiche Behandlung von Kindern mit Psychoproblemen.

LEONDING (wom). 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren weisen zumindest zeitweise Verhaltensauffälligkeiten auf oder leiden unter einer Beeinträchtigung der psychischen Befindlichkeit. Bis zu sechs Prozent dieser Kinder bräuchten eine jugendpsychiatrische Behandlung – davon gehen internationale Studien aus. In Oberösterreich wären demnach rund 16.000 Kinder und Jugendliche betroffen. Verschiedene Therapien können Langzeitbeschwerden minimieren, wenn psychische Probleme früh erkannt werden. Hier sind vor allem die Eltern gefragt. "Im Grunde sind Eltern 'Experten' für ihre Kinder. Sie haben im Idealfall eine gute Intuition, wenn beim Kind, auch beim sehr kleinen Kind, etwas nicht stimmt", erklärt Gertraud Assmann, Geschäftsführerin der Caritas für Menschen mit Behinderung in St. Isidor in Leonding. Vor allem markante Übergänge, wie der Einstieg in den Kindergarten oder in die Schule, seien immer Risikofelder für das Entstehen von emotionalen und sozialen Problemen. Hier sind oft Hinweise von Außenstehenden wie Kindergärtnern, Lehrern oder guten Freunden hilfreich, die die Situation von außen betrachten. Die Expertin rät Eltern, genau zu beobachten, warnt aber auch vor Schnellschüssen. "Solange pädagogische Probleme einzelne Phasen sind, würde ich das als normal bezeichnen. Ziehen sich diese aber über ein halbes Jahr und mehr hin und wenn dazu der Leidensdruck sehr groß ist, sollte Hilfe überlegt werden", betont Assmann.
In St. Isidor kann man auf eine langjährige Erfahrung in diesem sensiblen Bereich zurückgreifen und Betroffenen eine breite Palette an Angeboten bieten. Etwa das Projekt Meander, welches sich an Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung richtet. Natalie Köckerbauer, alleinerziehende Mutter aus Linz, nahm dieses Angebot in Anspruch. "Etwa vor drei Jahren wurde Rene zu Hause verhaltensauffällig. Im Kindergarten ist es weniger aufgefallen, aber zuhause war er aggressiv und unkontrollierbar. Ich verzweifelte, habe mich selbst als Mutter in Frage gestellt", erzählt Köckerbauer.

Suche nach Hilfe

Nachdem ihr Sohn ihr dann von Albträumen erzählte hatte und sie beobachtet hatte, dass er während der Nacht krampfte, brachte sie ihn zum Arzt. In der Kinderklinik wurde die Diagnose Epilepsie gestellt. Köckerbauer wandte sich an die Einrichtung St. Isidor und stieß auf das Projekt Meander. "Die Krämpfe werden dank Behandlung und Therapie besser", zeigt sich die Mutter erfreut, die aber auch betont, sich im Vorfeld auf der Suche nach Unterstützung hilflos gefühlt zu haben. „Bis ich Meander gefunden habe, bin ich von einer Stelle zur nächsten gelaufen. Es war nerven- und kräfteraubend. Dabei hätte ich die Zeit eigentlich für Rene gebraucht. Umso wichtiger ist es, dass es mit dem KIJUK nun eine Stelle gibt, die viele Angebote bündelt und auch für alle Anliegen der Eltern ein offenes Ohr hat." Das Kompetenzzentrum für Kinder und Jugendliche KIJUK wurde kürzlich in St. Isidor eröffnet und vereint sämtliche Therapien und Behandlungen unter einem Dach.

KIJUK St. Isidor

Das Kompetenzzentrum für Kinder und Jugendliche KIJUK steht Kindern und Jugendlichen aus Linz und Linz-Land kostenlos bis zu ihrem 19. Lebensjahr zur Verfügung. Das Leistungsangebot umfasst neben einer medizinischen Abklärung, einer klinischen und Gesundheitspsychologie und Physiotherapie auch verschiedene Therapien wie Ergotherapie, Logopädie oder tiergestützte Therapien. Weiters gibt es auch sozialpädagogische und heilpädagogische Angebote, um die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu fördern. Zudem werden Beratung und Begleitung für Familien und deren soziales Umfeld, Eltern-Austauschgruppen und Vorträge zu verschiedenen Erziehungsfragen sowie eine umfassende Sozialberatung angeboten. Nähere Informationen zum Kompentenzzetrum in St. Isidor gibt es unter www.caritas-linz.at

Kommentar: Wenn notwendig, Hilfe annehmen

"Buben sind halt lauter und lebhafter oder Mädchen sind von Haus aus etwas introvertierter." Wer kennt nicht diese Aussagen, die oft mal fallen, wenn ein Kind etwas aus der Reihe tanzt. Meistens treffen diese allgemeinen Weisheiten auch zu. Doch es gibt auch Fälle, wo professionelle Hilfe notwendig wäre. Und hier gilt: je früher, desto besser. Für Erziehungsberechtigte gibt es nach wie vor eine Hemmschwelle, mit dem Kind einen Experten aufzusuchen. Viel zu groß ist die Scham, vielleicht als schlechte Eltern dazustehen oder unter den Verdacht zu geraten, mit der Erziehung nicht fertig zu werden. Doch genau diese falsche Scham könnte sich als Fehler entpuppen. Kinder sind lebhaft und es gibt Phasen, in denen die Erziehung nicht einfach ist, das ist normal. Wenn es aber notwendig ist, sollte man Hilfe auch annehmen.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz-Land auf MeinBezirk.at/Linz-Land

Neuigkeiten aus Linz-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.