"Lebensmittelkriminalität ist globales Problem"
Experten diskutierten beim qualityaustria Lebensmittelforum über Lebensmittelbetrug, Lebensmittelsicherheit und innovative Reinigungskonzepte.
Vor dem Hintergrund besorgniserregender Trends im Lebensmittelbereich widmete sich das siebte qualityaustria Lebensmittelforum heuer den Themen Lebensmittelsicherheit und -betrug. Wie Alfred Greimel, Prokurist Branchenmanagement Lebensmittel, Land- und Forstwirtschaft bei der Quality Austria, in seiner Eröffnungsrede betonte, sei Food Safety – die präventive Erkennung unabsichtlicher, zufälliger Kontaminationen – nach wie vor eine wesentliche Voraussetzung zur Vermeidung lebensmittelbedingter Erkrankungen. Die neuen Herausforderungen in der Lebensmittelbranche seien aber vorsätzliche Verfälschungen. Hinter Food Defense würden oft ideologische Motive stehen, die darauf ausgerichtet sind, einem Hersteller gezielt zu schaden. Hingegen ziele Food Fraud grundsätzlich darauf ab, einen wirtschaftlichen Vorteil zu lukrieren. „Lebensmittelkriminalität ist ein globales Problem!“, so Greimel.
Schwerpunkt Reinigung und Desinfektion
Marija Zunabovic-Pichler von der Universität für Bodenkultur Wien, stellte effektive Ansätze zur Gewährleistung von Lebensmittelsicherheit vor. Die Mikrobiologin sprach über hygienische Herausforderungen bei der Lebensmittelverarbeitung wie Proteine und Fette: „Das Wichtigste ist nicht die Reinigung, sondern den Mikroorganismen die Nährstoffe zu entziehen. Denn ohne Nahrung können sie sich nicht vermehren.“ Über aktuelle Trends und richtungsweisende Reinigungskonzepte sprach Peter Felbinger, Sales Manager der ECOLAB GMBH. Als innovativer Entwickler von Reinigungs- und Desinfektionsprodukten sowie Dienstleitungen hält ECOLAB mehr als 6.800 Patente. Darunter befinden sich innovative Produkte zur Lufthygiene und zur Kaltdesinfektion von Schneidewerkzeugen in Fleisch verarbeitenden Unternehmen sowie eine effiziente Schaumtechnologie.
Schwerpunkt Konsum auf dem Prüfstand
Am Nachmittag widmete sich das qualityaustria Lebensmittelforum vorrangig dem Thema Lebensmittelbetrug. Markus Zsivkovits, Lebensmittelgutachter der AGES ILMU Wien, klärte über die Grundlagen des Lebensmittelrechts auf. Ziele seien der Schutz für das Leben und die Gesundheit, der Verbraucherinteressen und lauterer Handelsgepflogenheiten im Lebensmittelhandel. Zur Vermeidung einer Täuschung bestehe laut Artikel 7 der Lebensmittelverordnung ein Irreführungsverbot, das irreführende Informationen über Lebensmittel untersage. So dürfe Kräutertee auf der Verpackung keine entschlackende Wirkung ausweisen, wenn das Produkt diese Eigenschaft nicht besitze. „Das Informationsmanagement ist eine Herausforderung der heutigen Zeit. Wenn der Konsument den Angaben des Herstellers glaubt, hängt die Verkaufsentscheidung nicht nur vom Preis ab“, stellte Zsivkovits abschließend fest.
Einen Blick in die Vergangenheit warf Ulrich Nöhle, Honorarprofessor Industrielles Qualitätsmanagement TU Braunschweig. Er hob in seinem Vortrag hervor, dass Betrug bereits so lange wie die Menschheit existiere. Nöhle betonte, dass es sich bei Betrug um Einzelfälle handle und erinnerte an große Lebensmittelskandale, wie in Österreich die Zugabe des Frostschutzmittels Glykol in Wein oder in China die Vermischung von Milchpulver mit Mela- min, die für Konsumenten gesundheitliche Folgen nach sich zogen. Der Pferdefleischskandal sei ein gelenkter Prozess gewesen, der durch Maßnahmen der EU korrigiert wurde. Um Betrugsfällen entgegenzuwirken, seien verfahrensbezogene Prozesskontrollen bei Lieferanten und erweiterte Plausibilitätsprüfungen im Einkauf durchzuführen. Auch unangekündigte Kontrollen könnten dabei helfen, die schwarzen Schafe zu identifizieren.
Einen praxisorientierten Einblick in das Qualitätsmanagement gab Marlene Wieninger, Leitung Qualitätsmanagement der REWE International AG. Sie beschrieb in ihrem Vortrag die wesentlichen Regelkreise in den Bereichen Produkt, Lieferant, Filiale, Lager und Krisenmanagement. Bereits 7.000 Eigenmarken-Artikel werden im Rahmen der Produktkontrolle auf Sicherheit geprüft. Die Qualität der Produkte werde insbesondere im Verkostungscenter der REWE International AG sichergestellt. Im Hinblick auf Filial- und Lagerkontrollen werde der Mitarbeiterschulung hohe Priorität eingeräumt. Jährlich würden bis zu 8.000 Mitarbeiter geschult und auf ihr Wissen zum Qualitätsmanagement geprüft.
Markus J. Reimer, Speaker, BusinessExpert, Innovation, sprach in seinem Vortrag „Wa(h)re Innovation – warum und wie wir anders denken müssen“ über wesentliche Voraussetzungen für Innovationskultur und Innovationskiller. Der promovierte Philosoph und international anerkannte Speaker zum Thema Innovation hob unter anderem die Zieldiskrepanz, die Versagensangst und starre Denkmuster in der Organisation als Innovationskiller hervor. Es brauche 2.000 Ideen, um zu zehn Innovationen zu kommen. Außerdem müsse man alle Mitarbeiter ins Boot holen, um Innovationen voranzutreiben. „Es gibt keine irrelevanten Personen im Unternehmen. Jeder Mitarbeiter hat eine Aufgabe zu erfüllen“, so Reimer. Weiters sei es wichtig, Experimente zuzulassen, um auf Neues zu stoßen.
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