Frauenpreis 2024
Wenigwieser für Engagement gegen Frauengewalt ausgezeichnet

- Frauenstadträtin Eva Schobesberger (li.) und die Linzer Frauenbeauftragte Anne Brack (re.) präsentieren die diesjährige Gewinnerin des Frauenpreises Patricia Wenigwieser.
- Foto: Stadt Linz
- hochgeladen von Sarah Püringer
Heuer geht der Frauenpreis der Stadt Linz an Patricia Wenigwieser. Die 28-Jährige wurde für ihr Engagement gegen Gewalt gegen Frauen ausgezeichnet. Im Dezember 2023 hat sie das Thema mit ihrer Ausstellung "stand alone" am Hauptplatz in die Auslage gestellt.
LINZ. "Es ist das erste Mal, dass die Stadt Linz eine Einzelperson mit dem Frauenpreis auszeichnet. Ich gratuliere Patricia Wenigwieser herzlich. Es heißt schon etwas, wenn man das Thema Frauengewalt ganz alleine angeht", so Frauenstadträtin Eva Schobesberger. Wenigwieser, die selbst in vergangenen Beziehungen psychische und physische Gewalt erfahren musste, möchte mit ihrer Kunst andere Frauen bestärken, sich aus solchen Lebenssituationen zu befreien. Daher hat sie den ganzen Dezember im Pop-up-Store des Innovationshauptplatzes Gewalt gegen Frauen mit Linzer Frauenorganisationen prominent sichtbar gemacht und Anlaufstellen aufgezeigt. Der Zeitpunkt der Ausstellung war bewusst gewählt: Insbesondere in den letzten Wochen des Jahres ist Frauengewalt allgegenwärtig – Aber alleine seit dem letzten Wochenende wurden in Österreich bereits fünf Frauen und ein Mädchen von Männern ermordet.
Überwindung, über Gewalt zu sprechen
"Gewalt gegen Frauen* ist in unserer Gesellschaft immer noch allgegenwärtig und gleichzeitig wie kaum ein anderer Bereich tabuisiert und für Betroffene mit Scham behaftet. Umso wichtiger is es, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen", heißt es in der Begründung der Jury, die aus insgesamt 23 Einreichungen die Preisträgerin ermittelte. "Meine Ausstellung war auf gewisse Art ein Hürdennehmer. Frauen konnten sich die Kunstwerke im Pop-up-Store des Innovationshauptplatzes ansehen und sich gleichzeitig über Anlaufstellen informieren", berichtet Wenigwieser. Sie selbst habe Jahre gebraucht, bis sie ihre Erfahrungen teilen konnte. Ihre Ausbildung zur Telefonseelsorgerin bestärkte sie aber darin, an die Öffentlichkeit zu gehen. "In den letzten zwei Jahren kam ich an einen Punkt, an dem ich genug reflektiert habe, um zu wissen, wo ich stehe. Es liegt viel Sinn darin, anderen zu helfen, wenn man Ähnliches selbst erlebt hat", so Wenigwieser. Auch die Frauenbeauftragte der Stadt Linz Anne Brack betont, wie wichtig es sei, zu wissen, wo man sich als Betroffene hinwenden kann, um früher aktiv zu werden: "Das kann Leben retten".
Gewalt gegen Frauen als Strukturproblem
Die 28-Jährige arbeitet mit Silhouetten und wenig Farben, damit ihre Bilder in möglichst viele Wohnräume passen. Sie sollen Frauen und Mädchen daran erinnern, dass sie die Stärke haben, sich aus ungesunden Beziehungen rauszukämpfen. Zudem integriert Wenigwieser Sprüche in ihre Kunstwerke. Sie selbst habe sich diese auf Post-its geschrieben, um wieder auf die Beine zu kommen. Besonders freut es die Künstlerin, dass auch Männer ihre Ausstellung besucht und ihr Anliegen unterstützt haben. "Gewalt gegen Frauen ist ein Strukturproblem in der Gesellschaft. Es braucht vor allem auch die Männer, um dieses zu lösen", betont Schobesberger.
"Es wird auf jeden Fall weitergehen"
Im Rahmen der Ausstellung "stand alone" fanden auch Workshops sowie ein Benefizkonzert mit Lesung statt. Darüber hinaus sammelte Wenigwieser freiwillige Spenden in Höhe von 2.000 Euro, die dem Linzer Frauenhaus überreicht wurden und die nun an die Partnerorganisation StoP Linz gehen. Den mit 5.000 Euro dotierten Frauenpreis, der ihr am 29. Februar bei einer Feier im Alten Rathaus verliehen wird, möchte die 28-Jährige für weitere Projekte nutzen: "Es wird auf jeden Fall weitergehen", verrät Wenigwieser. Aufgrund des positiven Feedbacks möchte sie ihre Ausstellung "stand alone" ab Herbst wieder präsentieren. Zudem arbeitet sie an einem Buch über ihren Weg raus aus gewaltvollen Beziehungen: "Ich bin froh, wieder alleine stehen und in diese Richtung weitergehen zu können".
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