40 Jahre Notarztdienst in Oberösterreich
Vor genau 40 Jahren wurde in Linz Österreichs erster Notarztwagen alarmiert – ein verletzter Arbeiter musste in der Nähe des Südbahnhofmarktes versorgt werden. Seit daher ist alle zwei bis drei Stunden ein Notarzt unterwegs. Ein Einsatz dauert rund 45 Minuten. Galt diese Art der Notfallversorgung 1974 noch als revolutionär, so ist sie heute eine Selbstverständlichkeit und international hoch angesehen.
„NAW 1 meldet sich einsatzbereit“, mit diesen Worten nahm am 1. Februar 1974 der erste Notarztwagen Österreichs, ein Mercedes Benz des Typs 408, in Linz seinen Betrieb auf. An Board waren zwei Ärzte des AKH Linz sowie zwei Notfallsanitäter. „Die Gründung dieses Notarztwagens geht auf die Initiative von Dr. Hans Bergmann zurück. Ihm ist es gelungen, gemeinsam mit dem OÖ. Roten Kreuz, dem Land Oberösterreich, dem AKH Linz sowie zusätzlichen Geldgebern dieses System zu realisieren“, reflektiert OÖ. Rotkreuz-Präsident Walter Aichinger.
Wie die Ärzte ihr eigenes Auto bekamen
Nach einer mehrjährigen Testphase startete der sukzessive Ausbau des Notarztwagens, beginnend mit der Einführung im Bezirk Vöcklabruck im Jahre 1986. Vier Jahre später folgten die Bezirke Wels, Ried und Steyr. Während in weiten Teilen der präklinische Notarztdienst weiterhin ausgebaut wurde, wurde im Bezirk Braunau ein neues System initiiert – das sogenannte Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF): „Das NEF bringt den Notarzt zum Einsatzort, wo es mit dem Rettungswagen zusammentrifft. Bedarf es keiner notärztlichen Begleitung übernimmt der Rettungswagen den Patiententransport. Die Notärztin bzw. der Notarzt ist nicht mehr gebunden und kann sich somit rasch zum nächsten Einsatzort begeben“, erklärt Aichinger den entscheidenden Vorteil der Systemumstellung und ergänzt: „Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, flächendeckend das System ‚Arzt kommt im Bedarfsfall zum Patienten‘ anbieten zu können. International genießen wir dadurch große Anerkennung, denn nur ganz wenige Länder bieten solch eine Form des Rettungswesens“.
Künftig Lücken in Versorgung befürchtet
Auch wenn sich das System bestens bewährt hat, so sieht der Präsident Handlungsbedarf, um auch künftig diese Art der Notfallversorgung gewährleisten zu können: „Um einen Mangel an Notärzten abzuwenden drängen wir darauf, dass die Notfallmedizin ein Teil der medizinischen Fakultät werden wird“. Die Finanzierung erfolgt durch das Land Oberösterreich sowie die Gemeinden. Diese Mittel werden für die Erhaltung des Systems bzw. für die Notfallsanitäter verwendet. Die Notärzte stellen die jeweiligen Krankenhäuser, wie beispielsweise das AKH Linz.
Alarmierung eines Notarztes
Wann aber benötigt es überhaupt einen Einsatz des Notarztes? „Unsere Mitarbeiter der Rettungsleitzentrale sind darauf geschult, jeden Anruf zu analysieren und sich ein möglichst gutes Bild von der vorherrschenden Situation zu machen. Sollte es ihrer Meinung nach erforderlich sein, einen Notarzt hinzuzuziehen, wird dieser umgehend alarmiert“, sagt der Linzer Rotkreuz-Kommandant Paul Reinthaler. Oft komme es nämlich vor, dass Menschen anrufen, die eigentlich einen hausärztlichen Notdienst brauchen und keinen Notarzt.
In weniger als 10 Minuten ist Notarzt vor Ort
Seit der Einführung des Notarztdienstes vor 40 Jahren wurden in 431.000 Einsätzen 420.000 Menschen versorgt. „Die statistische Zeit, von der Alarmierung bis zur Abfahrt, dauert rund 2 Minuten, die durchschnittliche Anfahrtszeit unter 6:23 Minuten. Der Notarzt ist somit im Schnitt in weniger als 9 Minuten direkt beim Patienten und etwa 20 Minuten mit der Versorgung beschäftigt“, sagt Notfallsanitäter Werner Lang.
Zahlen, Daten, Fakten
Einsätze pro Tag: an ausgelasteten Standorten: 8 bis 10
Einsatzdauer im Durchschnitt: 45 Minuten
Einsätze seit 1974: 431.000
Wie lange ist ein Arzt als Notarzt aktiv: durchschnittlich fünf Jahre, meist während der Fachausbildung in jungen Jahren
Stützpunkte für Notärzte in OÖ: 17
Gesamtkosten für Struktur und Personal: 10 Millionen Euro jährlich
Der Auf- und Ausbau des Notarztdienstes im Überblick:
1974: Gründung des NAW Linz-Stadt
1986: NAW Vöcklabruck
1988: NAH (Notarzthubschrauber) Linz-Hörsching
1990: NAW Wels, Ried, Steyr
1993: NAW Kirchdorf, Freistadt, Bad Ischl, Rohrbach, Schärding, NEF Braunau
1994: NEF Gmunden, NEF Perg
1996: NAW Grieskirchen
2002: NEF Linz-Land, NAH Suben
2004: NEF Eferding, NEF Urfahr-Umgebung
Pro Bezirk ein NAD Stützpunkt (Ausnahme bildet aufgrund der Topografie Gmunden)
Notfallgeschehen: Erkrankungen, Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle, Hausunfälle, Sport/Freizeit
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