Bergungspläne
Das Schiffswrack im Linzer Hafen könnte endlich in Bewegung kommen
Seit zehn Jahren liegt das ehemalige Werkstattschiff im Linzer Hafen "auf Grund". Der Besitzer weigert sich, für die teure Bergung aufzukommen. Eine Investorengruppe hat nun ihr Interesse bekundet und würde die Kosten übernehmen – der Preis dafür – 200 Meter beste Linzer Donauufer-Lage.
LINZ. Am 8. Dezember 2010 sank das ehemalige Werkstattschiff der DDSG im Linzer Hafen und seitdem steckt der Kahn im Dreck – auch im übertragenen Sinn (detaillierte Chronologie am Beitragsende). Seit fast zehn Jahren können sich der Wiener Eigentümer und die Hafenverwaltung nicht einigen, wer für die teure Bergung zuständig ist. Jetzt tritt Schiffsbergungsexperte Gustav Jobstmann auf den Plan: Schwierige Fälle sind seine Spezialität.
Jahrelanger Rechtsstreit mit Eigentümer
Der jahrelange Rechtsstreit zwischen dem finanziell schwer angeschlagenem und in mehrere Gerichtsverfahren verwickeltem Schiffseigentümer Norbert Weber, der seinen Namen mittlerweile auf Waldenburg geändert hat, und der Hafenverwaltung könnte nun laut Jobstmann eine Chance auf eine Lösung haben – jedoch gibt es eine nicht unwesentliche Bedingung.
Investorengruppe bekundete Interesse
"Das längjährige Ärgernis könnte ein Ende haben", sagt Jobstmann. Vor etwa zwei oder drei Jahren sei Norbert Waldenburg an ihn herangetreten um in dieser Sache zu vermitteln. "Es gibt eine internationale Investorengruppe, die Interesse an dem Schiff hätte", so Jobstmann, "die würde die Bergungskosten in Höhe von etwa einer Million Euro übernehmen." Ihr Plan: ein Kunstschiff inklusive Gastronomie und Veranstaltungsräumen. Als Gegenleistung wird ein langfristiger Liegeplatz an prominenter Stelle am rechten Donauufer samt Nutzung der Uferfläche auf einer Länge von 200 Metern verlangt. Pachtgebühren würden übernommen.
Fixer Liegeplatz als Gegenleistung
Jobstmann hat diese Idee am 12. Februar Bürgermeister Klaus Luger bereits unterbreitet. Dieser zeigte sich in seinem Antwortschreiben zwar erfreut über die Bergungs-Bestrebungen, hätte aber keine Befugnis zur Erteilung eines Liegeplatzes. Das Grundstück gehört nämlich nicht der Stadt Linz, sondern der Republik Österreich. Verwaltet wird es von Via Donau, die alle Aufgaben des Bundes im Bereich der Planung, Vergabe und Kontrolle von Wasserbauprojekten über hat. Sie regelt auch die Vergabe in solchen Fällen. Diese wird allerdings grundsätzlich mittels öffentlichem Bieterverfahren gehandhabt: "Wenn Projektbetreiber an uns herantreten, werden, bei beabsichtigter gewerblicher Nutzung, die Liegenschaften nicht direkt an diesen Interessenten vergeben, sondern im Rahmen einer öffentlichen Interessentensuche der Bestbieter ermittelt", so Christoph Caspar, Sprecher der Via Donau.
Noch keinen Kontakt zur Via Donau
Die erforderlichen behördlichen Genehmigungen wie Wasserrecht, Schifffahrtsrecht, Naturschutz, Gewerbe muss der Projektbetreiber selbst bei der zuständigen Behörde, in diesem Fall Linz, einholen. Vom Projekt dieser Investorengruppe sei laut Caspar bisher noch niemand an die Via Donau herangetreten. "Details zum Projekt sind uns nicht bekannt", so Caspar.
Kosten: Zehn Millionen Euro
Wer genau die Financiers sind, will Jobstmann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. Aber samt Umbau des Schiffswracks zum "Kunstschiff" wären diese bereit, rund zehn Millionen Euro in die Hand zu nehmen, Liegeplatz vorausgesetzt. Norbert Waldenburg sei nicht Teil der Investorengruppe heißt es auf Nachfrage. Jobstmann selbst hätte nur Interesse an der komplizierten Bergung, nicht am Projekt selbst. Trotz der schwierigen Ausgangslage ist der Bergeexperte noch zuversichtlich: "Ich frage derzeit bereits bei Werften an, die den Umbau des Wracks übernehmen würden." Die Linzer Werft hat ihm dazu eine klare Absage erteilt – die will den alten Kahn endlich endgültig loswerden.
Chronologie
Beim 1965 gebauten Werkstattschiff handelt es sich um ein sogenanntes Ponton, einen Schwimmkörper ohne Antrieb. Es wurde von der DDSG (Donaudampfschifffahrtsgesellschaft) 29 Jahre lang als "schwimmende Werkstätte" genutzt.
1995 wurde es an den ersten Privateigentümer, den Donaukapitän Bernhard Luger, verkauft. Er wollte das Relikt als "Internationales Institut für Binnenschifffahrt" adaptieren. Dies wurde jedoch nicht gestattet, da an Board des Schiffes Asbestisolierungen befinden.
Nach längerem Streit verkaufte Luger das Schiff 1997 an den Wiener Gastronomen Norbert Weber (jetzt Waldenburg). Dieser hatte den Plan es als Eventschiff an der Wiener "Copa Cagrana" einzusetzen. Auch dieses Vorhaben scheiterte und das Werkstattschiff blieb im Linzer Hafen.
2005 wurde das Schiff von der Hafenmeisterei, scheinbar ohne Wissen des Besitzers, an seinen neuen Standort zwischen den Hafenbecken 1 und 2 verbracht.
Dort sank es am 8. Dezember 2010. Die Ursache hierfür ist nicht eindeutig geklärt. Weber sieht hier die Schuld bei der Hafenmeisterei.
2011 erteilte die Stadt Linz unter Bürgermeister Franz Dobusch dem Eigentümer per Bescheid den Auftrag, das Wrack auf eigene Kosten zu entfernen. Damals wurde eine Summe von 600.000 Euro kolportiert.
2013 wurde der Bescheid zur Bergung und Entsorgung nach jahrelangem Rechtsstreit rechtsgültig. Seitdem liegt das Wrack an derselben Stelle im Linzer Hafen.
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