LINZA G'SCHICHTN

Die Bogenbauerin vom Pöstlingberg

Seit 20 Jahren verbindet Martha Breit-Inreiter ihre Leidenschaft für die Musik und das Handwerk.

Ein lichtdurchflutetes Atelier im Dachgeschoß eines Hauses am Pöstlingberg, an der Wand hängt Pferdehaar, eine Vielzahl an größeren und kleineren Holzbögen, auf einer Werkbank liegen Hobel, Leim und Schleifpapier. Wir befinden uns am Arbeitsplatz von Martha Breit-Inreiter. Seit mittlerweile 20 Jahren fertigt sie Geigenbögen. "Derzeit bin ich mit Reparaturen voll ausgelastet. Wenn es die Zeit erlaubt, schaue ich, dass ich auch zum Bauen komme", sagt Breit-Inreiter. Etwa eine Woche dauert eine Neuanfertigung – jeder Bogen ist ein Einzelstück. Der höchste Aufwand dabei ist das In-Form-Bringen des Hartholzes. Breit-Inreiter nutzt dafür eine kleine Flamme oder eine heiße Herdplatte. Österreichs einzige Geigenbogenbauerin machte sich mit 25 Jahren selbstständig. Seither baut sie in Eigenregie Geigenbögen. "Ich war schon von Kind an handwerklich geschickt. Nun verbinde ich die eine Leidenschaft mit meiner Leidenschaft zur Musik."

Lehrzeit in Tschechien

Gelernt hat Breit-Inreiter ihren Beruf in der Tschechischen Republik. Ihr Geigenlehrer am Brucknerkonservatorium hat sie in die Fachschule für Instrumentenbau nach Luby vermittelt. Dass es den Beruf der Geigenbogenbauerin überhaupt gibt, erfuhr sie am Musikgymnasium, als sie sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Instrumentenbau beschäftigt hat. Für die Ausbildung im Nachbarland brachte sich Breit-Inreiter im Vorfeld selbst die tschechische Sprache bei. "Nicht einfach, aber wenn man etwas wirklich will ...", meint Breit-Inreiter und ergänzt, dass ihr beim Spracherwerb wohl auch ihr Gespür für die Musik geholfen habe. Noch während ihres Studiums pendelte sie für zwei Tage in der Woche nach Pilsen. Nach ihrem Abschluss am Brucknerkonservatorium war sie unter den Instrumentenbau-Schülern im tschechischen Luby die einzige Frau. Während die anderen Schüler auch im Klassenzimmer saßen, war sie rund um die Uhr im Werkstätteneinsatz. "Daher war ich auch nach zwei Jahren mit der Ausbildung fertig, die anderen Schüler haben vier Jahre dafür gebraucht."

Kunden auf der ganzen Welt

Im Anschluss daran ging Breit-Inreiter mit ihren Geigenbögen im Gepäck nach London und stellt sich bei Bogenbaumeister Brian Tunnicliff vor. Der sah ihre Arbeit und sagte sofort zu, ihr den Barockbogenbau beizubringen. "Früher waren Musik und die Spielweise ganz anders. Seit 1800 herum ist die Bauweise der Bögen genormter." Zwischen 58 und 62 Gramm wiegt so ein Bogen, die Gestaltungsspielräume sind eher eng bemessen. Für ein auf den Musiker abgestimmtes Ergebnis spielt daher auch Beratung eine große Rolle. "Manche Kunden nehmen Bögen zum Probespielen mit nach Hause", erklärt Breit-Inreiter Neben Studenten und Lehrern der Bruckneruni hat sie auch Kunden in Deutschland, Italien, den USA und sogar Australien. Für Stammkunden ist sie auch an den Wochenenden da. Wenn einem Geiger nur Stunden vor dem Konzert die Bogenhaare reißen, muss alles schnell gehen. "Manchmal fühlt man sich wie ein Arzt", sagt Breit-Inreiter und lacht.

Kontakt

Bogenbau Martha Breit-Inreiter
Dießenleitenweg 100, 4040 Linz
www.diebogenbauerin.at