Menschen im Gespräch
"Ich habe 800 Kinder auf die Welt gebracht"

Michaela Schreiber ist Hebamme am Kepler Universitätsklinikum. | Foto: privat
  • Michaela Schreiber ist Hebamme am Kepler Universitätsklinikum.
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LINZ. Wir haben mit einer Hebamme über die guten und weniger guten Seiten ihres Berufes gesprochen.

Michaela Schreiber ist Hebamme im Kepler Universitätsklinikum (KUK) und gemeinsam mit ihrer Kollegin Barbara Kranawetter als Teil von "2plus" auch freiberuflich tätig.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Michaela Schreiber: Die Vielseitigkeit ist einmalig. Die Bandbreite reicht von Schwangerenbetreuung, Geburtsvorbereitung, Nachbetreuung bis hin zur Hausgeburt. Und man kann auch freiberuflich tätig sein.

Wie hat sich der Beruf in den Jahren verändert?
Das Arbeitsaufkommen ist sehr stark gestiegen. Gab es früher gelegentlich stressige Dienste, so arbeiten wir jetzt relativ häufig an der Grenze der Belastbarkeit. Die Geburtenzahlen steigen, viele kleine Geburtshilfestationen wurden geschlossen und wir müssen Arbeiten übernehmen, die früher etwa der Turnusarzt gemacht hat. Trotzdem gibt es kaum mehr Personal. Außerdem steigt der Bedarf an Betreuung nach der Geburt. Viele Eltern wissen nun endlich, dass sie darauf Anspruch haben, manchmal ist es aber schwer, eine Hebamme zu finden.

Was ist Ihre schönste Erinnerung aus dem Berufsleben?
Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen. Jedes Mal, wenn die Eltern ihr Kind zum ersten Mal sehen, ist es eine Freude.

Und was ärgert Sie?
Bei manchen stressigen Diensten können wir den Frauen nicht die Zeit widmen, die sie bräuchten. Das ist für alle unbefriedigend. Die Verantwortung, die wir für Frau und Kind übernehmen, ist enorm.
 
Wie vielen Kindern haben Sie schon auf die Welt geholfen?
Ich schätze circa 800 Kinder seit 2006. Ich bin aber nur Teilzeit im Krankenhaus. Bei meinen Kolleginnen ist die Zahl sicher doppelt so hoch.

Sie sind auch freiberufliche Hebamme. Wie wichtig ist die Nachbetreuung für Eltern?
Es ist vor allem, aber nicht nur, beim ersten Kind, sehr gut und wichtig, eine qualifizierte Ansprechperson zu haben. Die Hebamme unterstützt in den ersten Wochen des neuen Elterndaseins, gibt Stillhilfe, überwacht das Gewicht und den allgemeinen Gesundheitszustand des Neugeborenen. Sie überprüft Rückbildungsprozesse bei der Mutter und erfährt im Gespräch auch viel über den psychischen Zustand in dieser hormonellen Ausnahmesituation.

Hat man als Hebamme einen Startvorteil, wenn man selbst Kinder bekommt?
Natürlich ist es gut, viel zu wissen und das hilft einem manchmal. Aber ich war wahnsinnig froh, im Wochenbett eine gute Hebamme zu haben.

Welche Eigenschaften sollte eine Hebamme mitbringen?
Ein hohes Maß an Flexibilität, denn kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Jede Frau muss individuell betreut werden. Vor allem in der klinischen Geburtshilfe kann es vorkommen, dass man auch noch woanders einspringen muss. Man sollte schnell reagieren können und entscheidungsstark sein – und natürlich einfühlsam und emphatisch.

Gibt es eigentlich auch männliche Hebammen?
Ja, aber vor allem im englischsprachigen Raum. In Österreich ist es, meines Wissens, nur ein Mann.

Die Personal-Fluktuation im KUK ist hoch. Woran liegt das?
Eine Erklärung ist, dass Hebammen auch einmal schwanger werden. Manche Kolleginnen orientieren sich aber auch anders, weil der Stress zu hoch geworden ist. Burn-outs haben zugenommen.
 
Im Frühjahr haben Hebammen in Linz demonstriert. Was sind Ihre Forderungen?
Wir wollten die Öffentlichkeit auf die Situation der Hebammen aufmerksam machen. Wir fordern mehr Personal, mehr Ausbildungsplätze und faire Bezahlung. Das Grundgehalt sollte den anderen medizinisch-technischen Berufen angepasst werden. In unserem Haus gibt es – soweit ich weiß – Zusagen für sechs neue Stellen. Schon vor der Demo wurde ein weiterer Ausbildungsjahrgang beschlossen, danach ein jährlicher Ausbildungsstart.

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