Interview: Blinde will ganz normal behandelt werden
Behinderte nicht immer krank, aber oft mit Barrieren konfrontiert
7.4.2014: Internationaler Weltgesundheitstag
Rund jeder 5. Österreicher ist gesundheitlich stark beeinträchtigt. Dazu zählen blinde Menschen eigentlich nicht, denn sie sind weniger durch ihre Behinderung behindert, als durch die Barrieren, denen sie im Alltag begegnen.
freiraum-europa sprach mit Gülfide Egrigöz, 39, die seit ihrem achten Lebensjahr blind ist.
Sie erzählt, wie sie ihren Alltag meistert. Sie ist total mobil, verwendet Handy und Computer. Eigentlich kommt sie mit ihrer Einschränkung ganz gut zurecht, aber manchmal erlebt sie unschöne Situationen mit ihren Mitmenschen.
„Da wird man ungefragt über die Straße geschoben oder manchmal wie ein Kind behandelt. Wenn ich mit meinem Lebensgefährten unterwegs bin, sprechen die Leute mit ihm über mich, als wenn ich taub wäre. Sehr oft sind die Leute einfach unbeholfen und drücken mich unsanft in einen Sessel, das ist sehr unangenehm. Ich glaube, da gibt es viel Unsicherheit bei den Menschen. Sie wissen einfach nicht, wie sie mit uns umgehen sollen. Dabei wäre es ganz einfach“, sagt Gülfide Egrigöz und wünscht sich mehr Sensibilität und Mut, sie einfach anzusprechen, ob sie Unterstützung benötigt.
Sehen Sie das Interview im 3-Minuten Video.
freiraum-europa hat bereits zahlreiche Mitarbeiter von Unternehmen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen geschult. So z.B. die Mitarbeiter einer großen Supermarktkette und eines Wiener Krankenhauses.
Wer häufig Kontakt mit Kunden oder Patienten hat, kann in so einer Schulung viel lernen, wenn er sich einmal in die Lage eines Rollstuhlfahrers oder eines Blinden versetzt. Viele praktische Übungen und Tipps für die richtige Kommunikation fördern die Sensibilität.
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