Kaum ein Tag ohne ausgesetzte Tiere

- Tierärztin Tanja Holy mit den beiden Katzen, die in der Freistädter Straße ausgesetzt wurden.
- hochgeladen von Nina Meißl
392 Katzen, 94 Hunde, 80 Kaninchen, 48 Vögel – sie alle wurden im Vorjahr in Linz herrenlos aufgefunden. Das Tierleid ist oft unvorstellbar. "Diese Katze war halbtod, als sie zu uns gebracht wurde. Sie litt an einer Darmlähmung wäre wohl bald innerlich vergiftet worden", erzählt Tierheim-Referentin Lydia Just im kleinen Behandlungszimmer in der Mostnystraße. Die Tiere werden im Park ausgesetzt oder im geschlossenen Käfig im Wald zurückgelassen. Manche werden auch vor der Tür des Tierheims abgestellt. "Das sind noch die guten der bösen Tierhalter. Es ist ihnen wichtig, dass das Tier bald gefunden wird. Zum Anläuten fehlt dann aber doch der Mut", so Just.
Quarantäne für Findlinge
Die sogenannten Findlinge stellen Tierärztin Tanja Holy und das Tierheim-Team vor ungeahnte Schwierigkeiten. "Man kann nie sagen, ob sie geimpft sind, ob sie krank sind und wie lange sie schon Schmerzen haben." Alle herrenlosen Tiere müssen zuerst drei Wochen in Quarantäne, wo sie geimpft, von Flöhen und Würmern befreit und beobachtet werden. "Diese Maßnahmen verursachen einen hohen Kostenaufwand." Werden geimpfte Tiere abgegeben, über deren Vorgeschichte man Bescheid weiß, können diese sofort an neue Besitzer vergeben werden.
Überforderte Besitzer
Das Aussetzen von Haustieren ist in Österreich ein Offizialdelikt. Es fällt im Strafgesetzbuch unter Tierquälerei und wird mit einer Strafe von bis zu einem Jahr Haft geahndet. Doch nur die wenigsten Täter werden erwischt. Auch die Tierheim-Referentin kann daher nur über die Motive mutmaßen. Immer wieder erleben die Tierheim-Mitarbeiter etwa, dass sich Züchter unliebsamer Tiere entledigen. Vor einem Monat wurden vier große Hasen gefunden, im Vorjahr gleich zehn Perserkatzen. Meist sind es jedoch einzelne Tiere, die von Tierliebhabern gefunden und in der Mostnystraße vorbeigebracht werden. "Viele informieren sich im Vorfeld nicht gründlich, was es heißt, sich um ein Tier zu kümmern. Jedes Tier hat seine Bedürfnisse und wenn es diese nicht ausleben kann, wird es etwa bissig werden oder in die Wohnung urinieren. Damit sind viele überfordert. Viele rechnen auch nicht mit den hohen Kosten. Das Billigste an der Anschaffung ist meist das Tier selbst. Käfig, Futter und Tierarztkosten, vor allem bei alten Tieren, sind dann oft zu teuer."
Tierheim bietet Hilfe
Erst vergangene Woche standen in der Freistädter Straße ein Korb mit zwei älteren Katzen, ein Katzenkistchen und Trockenfutter einfach auf der Straße. Zum Glück hat sich ein Tierfreund erbarmt und sie ins Tierheim gebracht. Just zeigt Verständnis, wenn sich etwa die Lebenssituation eines Tierhalters ändert und er sein Tier aufgrund eines Umzugs etwa nicht mehr behalten kann. "Wenn man sich von seinem Liebling trennen muss oder schlicht überfordert ist, sollte man so früh wie möglich im Tierheim Bescheid geben. Hier kann man nicht nur Tiere abgeben, man bekommt hier auch Hilfe. Wenn wir früh genug erfahren, dass ein Tier sein Zuhause verlassen muss, können wir etwa versuchen, einen Aufenthalt im Tierheim ersparen, indem wir das Tier schon vorher vermitteln."
Quälerei statt Freiheit
Ein Tier einfach auszusetzen ist nie eine Lösung: "Es heißt nicht umsonst Haustier. Haustiere sind in der Natur um ein Vielfaches gefährdeter als Wildtiere, weil sie kein natürliches Feindbild kennen. Kaninchen und Meerschweinchen können sich aufgrund ihrer meist auffälligen Fellfarbe nicht tarnen, Wellensittichen ist es draußen viel zu kalt, sie sind schnell entkräftet und werden von heimischen Vögeln getötet. Hasen können einen Sommer draußen überleben, aber auf den Winter sind sie nicht so gut vorbereitet. Für Katzen oder Hunde, die an Menschen gewöhnt sind, ist das Aussetzen auch psychisch ein Wahnsinn. Mit dem Aussetzen schenkt man keinem Haustier die Freiheit!"
INFOS:
Fundtiere können jeden Tag rund um die Uhr im Tierheim in der Mostnystraße 16 vorbeigebracht werden, Abgabetiere zu den Öffnungszeiten: Di, Do, Fr und Sa von 12 bis 16 Uhr, Mi von 15 bis 19 Uhr. Kontakt: 0732/24 78 87


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