"Meine Überstunden wären unbezahlbar"
Schwester Tarcisia Valtingoier managt seit 13 Jahren das Vinzenzstüberl für Obdachlose und Bedürftige der Barmherzigen Schwestern in Linz. Neben der vielen Arbeit, ist sie aber vor allem die gute Seele der Einrichtung und betet für die Menschen, die ins Vinzenzstüberl kommen.
"Jeder Mensch hat eine gute Seite, Würde und einen Wert, egal ob er stinkt oder schmutzig ist", sagt Schwester Tarcisia Valtingoier. Täglich kommen mehr als hundert Menschen in das Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern in der Herrenstraße und bekommen dort um 50 Cent ein warmes Mittagessen. "Man merkt schon wie die Leute bei der Türe hereinkommen, ob sie bedürftig sind", sagt Schwester Tarcisia. Nur Obdachlose und Bedürftige werden aufgenommen. Neben dem Essen können sich die Menschen hier auch um einen symbolischen Kleidung kaufen, sich duschen, eine ehrenamtliche Schneiderin flickt Kleidung und einmal in der Woche behandelt ein Arzt die Menschen ohne Geld dafür zu verlangen.
Den Menschen fehlt das Ziel
"Mir ist es ein Bedürfnis den Menschen zu zeigen, dass sie angenommen sind. Wir kennen hier alle mit Namen. Manche kenne ich schon seit 13 Jahren", sagt Schwester Tarcisia. Es sei wichtig, die Menschen so zu lassen wie sie sind. "Sicher versucht man auch die Menschen zu ändern und ihnen zu helfen, dass sie wieder eine Wohnung bekommen und Arbeit finden, aber das gelingt selten", sagt Schwester Tarcisia. Ihre Tage sind lange. Sie steht um vier Uhr Früh auf. Nach der Frühmesse und dem Frühstück startet sie um sieben Uhr die Arbeit im Vinzenzstüberl. Aufgesperrt wird das Stüberl zwar nur von 13 bis 17 Uhr. Davor und danach will aber das Essen vorbereitet werden, Handtücher gewaschen werden oder Obdachlose kommen vorbei um das persönliche Gespräch mit der Schwester zu suchen. "Die Menschen leben einfach so ohne Ziel dahin. Die Hauptthemen sind Alkohol, Drogen und Sex. Die Leute haben auch keine Hemmungen und erzählen alles, was sich da so abspielt. Man glaubt, man weiß schon alles und dann erfährt man wieder etwas Neues", sagt die Schwester. Über Sexualität zu sprechen ist heutzutage für geistliche Schwestern kein Problem mehr: "Diese Zeiten sind vorbei. Alle sind aufgeklärt", sagt die Schwester.
70-Stunden-Wochen und kein bisschen müde
"Meine Überstunden wären unbezahlbar", lacht Schwester Tarcisia. An den Ruhestand will die 64-Jährige aber noch nicht denken. "Ich könnte mit 65 um Pension ansuchen, aber ich hoffe, dass ich noch lange weitermachen kann", so die Schwester. Ihr Ausgleich ist die Musik. Täglich spielt sie Orgel. Die gebürtige Burgenländerin stammt aus einer sehr musikalischen Familie und wusste schon als Kindergartenkind, dass sie einmal Klosterschwester werden will. "Ich hatte eine sehr fromme Großmutter, die selber schon ins Kloster eintreten wollte. Das wurde mir in die Wiege gelegt", sagt Schwester Tarcisia.
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