"Metal kann auch melodiös klingen"

Die Linzer Band "Edenbridge" mit Sängerin Sabine Edelsbacher und Gitarrist Lanvall (2. v. r.) feiert international Erfolge. | Foto: Edenbridge
  • Die Linzer Band "Edenbridge" mit Sängerin Sabine Edelsbacher und Gitarrist Lanvall (2. v. r.) feiert international Erfolge.
  • Foto: Edenbridge
  • hochgeladen von Nina Meißl

"Edenbridge" ist kein unbeschriebenes Blatt in der Metal-Szene. Die Band feiert heuer ihr 15-jähriges Jubiläum und beschenkt sich und die Fans mit dem achten Studienalbum. Die StadtRundschau bat Gitarrist Lanvall und Sängerin Sabine Edelsbacher zum Interview.

STADTRUNDSCHAU: Ihr steht seit 15 Jahren gemeinsam auf der Bühne. Wie würdet ihr euren Bekanntheitsgrad einschätzen?
LANVALL: Sehr viele kennen unseren Namen, glauben aber nicht, dass wir aus Linz kommen, weil wir viel internationaler klingen. Gerade wegen dem neuen Album freuen wir uns aber über eine irrsinnige Medienpräsenz in der Heimat.

Was wollt ihr mit dem neuen Album erreichen?
Lanvall: Wir wollen vor allem neues Publikum gewinnen und die österreichischen Charts knacken. Das ist mit der neuen CD zum ersten Mal möglich.

Was ist das besondere am Album "The Bonding"?
Lanvall: Die Zeit ist reif für die Themen, die wir am Album erarbeiten. Unsere Musik war noch nie so breit gefächert, die Texte noch nie so persönlich. Ich habe die Texte in einer Zeit geschrieben, in der wir viele Schicksalsschläge erlebt haben. Angefangen vom Freitod meines Vaters über einige Todesfälle in der Familie und unter Freunden. Dazu befand sich die ganze Band in einem Veränderungsprozess.
Edelsbacher: Wir ziehen viele Leute an, die auch durch schwere Prozesse gegangen sind.

Das heißt, das neue Album ist eher depressiv?
Edelsbacher: Unsere Musik ist sicher manchmal melancholisch, aber nie depressiv. Wir versuchen, unsere Erfahrungen nicht in ein enges Korsett zu setzen. Lanvall schreibt viel in Metaphern, so bleiben die Texte für jeden offen.

Was hat es mit dem Titel "The Bonding" auf sich?
Edelsbacher: Der Titel ist bereits 2009 entstanden, nach einem visionären Traum, den ich hatte. Es ging dabei um die Verbundenheit mit unseren Ahnen und den Zweifel, ob das wirklich sein kann. Der Titel bekam dann durch die ganzen Tragödien einen Sinn.
Lanvall: Es ging dann aber auch um die Bindung zu den Fans. Wir haben zum zweiten Mal ein Album mit Orchester aufgenommen, der Klangvereinigung Wien, was ja sehr teuer ist. Die Idee kam von einem großen Fan aus Tirol, der sich an unser erstes Orchesteralbum erinnerte. Er hat dann finanzielle Mittel aufgestellt, ebenso wie ein Fan aus Deutschland. Das ganze hat sich zu einem Crowdfunding-Prozess entwickelt. Fans aus der ganzen Welt haben zwischen 25 und 700 Euro gezahlt und bekommen dafür verschiedene Packages, etwa signierte CDs. Dazu gab es Förderungen vom Land Oberösterreich und so konnten wir die ganze Produktion ausfinanzieren.

Die Orchesterpartituren hast du selbst geschrieben?
Lanvall: Ich bin einer der ganz wenigen in der Szene, der das kann. Ich habe mir alles im Partitur-Selbststudium beigebracht. Zudem habe ich sechs Jahre lang klassisches Klavier in der Linzer Musikschule gelernt. Fast wäre ich vom richtigen Weg abgekommen, als ich ein Handelswissenschafts-Studium begonnen habe. Ich habe aber schnell abgebrochen und danach Rockgitarre in Wien studiert.

Könnt ihr von der Musik leben?
Lanvall: Ich schon. Unsere Verkaufszahlen bewegen sich heute im mittelstelligen 100.000er Bereich. Ich habe mein Leben aber schon umstellen müssen.
Edelsbacher: Ich arbeite nebenbei halbtags in meiner Praxis für Stimmtraining und Bewusstseinsarbeit.

Für eine Metalband bearbeitet ihr ungewöhnliche Themen.
Edelsbacher: Unter Heavy Metal wird immer ein Einheitsbild verstanden. Dabei kann Metal auch melodiös klingen, nicht nur aggressiv. Von den Themen her geht es uns am neuen Album vor allem um die universelle Energie, um Geburt und Wachstum, Erinnerung und Reflektion.

Vor allem deine Stimme trägt wohl viel zur Emotion in eurer Musik bei.
Edelsbacher: Ja, die weibliche Stimme prägt unsere Musik natürlich sehr. Wir waren international eine der ersten Metal-Bands mit einer weiblichen Sängerin und haben die Szene mitinitiiert. Danach gab es viele, die auf den Zug mitaufgesprungen sind, aber nur wenige, die sich auch halten können. Wir haben das wegen der Musik gemacht und nicht, weil es sich gut verkaufen lässt.

Hattest du es anfangs schwer, dich durchzusetzen?
Edelsbacher: Ich bin da so reingeworfen und eigentlich ganz herzlich aufgenommen worden. Die testosterongesteuerten Jungs habe ich erst später kennengelernt, als ich schon gestandener war. Mein Motto: Wenn dich was kratzt, sitzt es im eigenen Fell.

Wo habt ihr bis jetzt eure größten Erfolge gefeiert?
Lanvall: Wir sind besonders oft im asiatischen Raum unterwegs. Wir haben zwei Mal in Korea getourt und dort vor 20.000 Leuten auf einem Festival gespielt. Zum Jubiläumsfest in Hanoi hat man uns für einen zehnminütigen Akustik-Auftritt extra einfliegen lassen. Nächstes Jahr sieht es mit einer Amerika-Tour gut aus.
Edelsbacher: In Asien ist unsere Fangemeinde sehr groß. Das liegt aber auch daran, dass wir in unserer Musik immer wieder kulturübergreifende Instrumente verwenden, vor allem fernöstliche Saiteninstrumente. Wir sind offen für alle Einflüsse, das hebt uns musikalisch ab.

Sind die asiatischen Fans anders als jene zuhause?
Lanvall: Die Fankultur ist nicht so überfrachtet, die Menschen sind begeisterungsfähiger. In Korea wurden wir schon einmal von einer großen Gruppe Mädels belagert, die ein Autogramm wollten. Zwar hat sich dann herausgestellt, dass sie unsere Musik nicht kannten, sondern vor allem ein Autogramm von Europäern wollten. Als wir sie dann aber aufklärten, dass wir Musiker sind, waren sie gleich hellauf begeistert.
Edelsbacher: In Linz können wir ganz unbehelligt über die Landstraße gehen. Es tut immer wieder gut, in die Normalität zurückzukehren.

Das Tourleben hat also nicht nur angenehme Seiten?

Edelsbacher: Das ist immer auch abhängig von den Bands, die mit einem touren. Es gibt meist nur sehr wenig Raum im Tourbus und da kann es schon einmal zu Reibereien kommen. Du hast kaum Zeit, die vielen Eindrücke zu verarbeiten, dafür siehst du auf Tour auch viele Sachen, wo du als Tourist nicht hinkommst.
Lanvall: Das, was dich fertig macht, ist das wenige Tageslicht, das du bekommst. Und du verlierst ziemlich viel Gewicht auf Tour, durch die anstrengenden Bühnenshows, das unregelmäßige Essen, die Nervosität.
Edelsbacher: Am Ende der Tour schlabbert mein Outfit meist.

"The Bonding"

Am 21. Juni erscheint das neue Album von Edenbridge. Mit "The Bonding" unterstreicht die oberösterreichische Gruppe ihre Sonderstellung im Melodic Metal und beendet gleichzeitig eine schwierige, fast drei Jahre andauernde Kreativpause. Das Album zeichnet sich aus durch die großen kompositorischen Qualitäten der Band, die überragende Stimme von Sängerin Sabine Edelsbacher sowie dem unbedingten Wille, die unumstrittenen Stärken der Vorgängerscheiben nicht nur zu bestätigen, sondern zu übertreffen. "The Bonding" ist das bis dato eindringlichste und ambitionierteste Werk der Band geworden.
Alle Infos: www.edenbridge.org

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.