60 Jahre Sanitäter
Mit dem Rettungsauto 45 Mal um die Welt

Norbert Holzinger und "seine Erstgeborene": Vor 60 Jahren kam Elisabeth mit der Hilfe des damals 16-Jährigen im Rettungsauto zur Welt.  | Foto: Holzinger/Privat
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  • Norbert Holzinger und "seine Erstgeborene": Vor 60 Jahren kam Elisabeth mit der Hilfe des damals 16-Jährigen im Rettungsauto zur Welt.
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1,8 Millionen Kilometer – 45 Mal um die Welt – legte Norbert Holzinger in seinem Leben im VW-Bus zurück. Vom legendären T1 bis zum aktuellsten Modell, Holzinger verbrachte fast sein ganzes Leben im "Bully". Der heute 76-Jährige, ist aber weder Hippie noch Campingenthusiast – sondern Oberösterreichs längstdienender Rettungssanitäter und seit mehr als 60 Jahren beim Roten Kreuz. 

LINZ. Der gebürtige Peuerbacher rauscht bereits 34 hauptberufliche und 26 ehrenamtliche Jahre von Einsatz zu Einsatz – etwa 15.000 Patienten, so seine Schätzung, hat er dabei über die Jahre transportiert. Zunächst von der Ortsstelle seiner Heimatgemeinde aus, später, 1999, wechselte er auf der Suche nach einer neuen Herausforderung nach Linz und blieb – bis heute. In das Rettungswesen wurde Holzinger gewissermaßen hineingeboren. Mutter und Vater waren ab 1946 beide hauptamtliche Sanitäter.

Erster Dienst am 1. November 1964

Norbert Holzinger (ganz links) als junger Sanitäter 1965. | Foto: Holzinger/Privat
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Er selbst ging als Jugendlicher zum Roten Kreuz. "Es hat mich niemand gezwungen, aber meine ganze Kindheit war natürlich davon geprägt." Mit 16 Jahren schob er schließlich am 1. November 1964 seinen ersten Dienst bei der Rettung. Schon wenig später fuhr er einen seiner einprägsamsten Einsätze. Eine junge Frau schaffte es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus und brachte, mit Holzingers Hilfe, ihr Kind auf halbem Weg im Rettungsauto zur Welt. Mit Elisabeth – so wurde das Mädchen getauft – verbindet ihn bis heute eine Freundschaft: "Ich sage immer zu ihr, du bist meine Erstgeborene." Ab dann gab es kaum etwas, das Holzinger im Laufe der Jahrzehnte nicht gesehen hat. Abgetrennten Gliedmaßen bis zu Schussverletzungen, zimperlich durfte man nicht sein, sagt er.

"Wenn ich da sensibel bin, werde ich im Rettungsdienst nicht alt"

Die Ausrüstung war in den 1960er noch etwas spartanischer als heute. | Foto: Holzinger/Privat
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"Am Anfang gab es noch gar keine Einweghandschuhe." Doch selbst die blutigsten Geschichten habe er immer gut weggesteckt. "Wenn ich da sensibel bin, werde ich im Rettungsdienst nicht alt", so Holzinger. Auch technisch sei damals, als er angefangen hat, alles noch deutlich rustikaler und unbürokratischer gewesen. "Wir haben ja erst 1969 den Sprechfunk bekommen." Man habe sich aber zu helfen gewusst. "Wenn bei einem Wirtshaus, das entlang einer unserer Hauptrouten lag, ein kleines Fahnderl ausgesteckt war, wussten wir, dass wir uns bei der Dienststelle melden müssen."

"Das ginge heute nicht mehr"

Bei eben jenem Wirtshaus musste Holzinger Anfang der 70er auch einmal mit einem Verletzten am Weg ins Spital eine Pause einlegen, weil dieser zur Beruhigung noch zwei Bier brauchte. "Das ginge heute natürlich nicht mehr, aber so war das eben damals." Was bei allem technischen Fortschritt im Rettungswesen gleich wichtig geblieben ist, sei das Gespräch mit den Patienten. "Gut zureden, ablenken und beruhigen, ist oft schon die halbe Miete", erklärt der Profi einen seiner Leitgedanken, der ihn sein gesamtes Berufsleben begleitet hat.

Schluss nach 60 Jahren

Mit diesem Rettungswagen – dem legendären VW T1 – fuhr Holzinger seine ersten Transporte (Foto von 1968).  | Foto: Holzinger/Privat
  • Mit diesem Rettungswagen – dem legendären VW T1 – fuhr Holzinger seine ersten Transporte (Foto von 1968).
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2010 ging Holzinger als Abteilungskommandant in Pension und fährt seither wieder ehrenamtlich mindestens drei Schichten pro Monat. "Ich mag meine Kollegen in Linz, es ist eine sinnvolle Tätigkeit und es hält mich jung. Man merkt auch regelmäßig, wie gut es einem geht, gerade wenn man deutlich jüngere Patienten fährt, die schwer krank sind, das macht einen dankbar für die eigene Gesundheit", so Holzinger der sechs Jahrzehnte nicht ein einziges Mal ans Aufhören gedacht hat. Jetzt werde es aber langsam Zeit, sagt er. 2025 beendet Holzinger seine beeindruckende Karriere als geborener Lebensretter mit einem großen Dankeschön an seine vielen Wegbegleiter.

Norbert Holzinger und "seine Erstgeborene": Vor 60 Jahren kam Elisabeth mit der Hilfe des damals 16-Jährigen im Rettungsauto zur Welt.  | Foto: Holzinger/Privat
Norbert Holzinger (ganz links) als junger Sanitäter 1965. | Foto: Holzinger/Privat
Mit diesem Rettungswagen – dem legendären VW T1 – fuhr Holzinger seine ersten Transporte (Foto von 1968).  | Foto: Holzinger/Privat
Die Ausrüstung war in den 1960er noch etwas spartanischer als heute. | Foto: Holzinger/Privat
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