"Schöne neue Welt"
Phönix fragt nach Freiheit in einer scheinbar perfekten Welt
Nächsten Donnerstag, 30. November, feiert im Theater Phönix mit "Schöne neue Welt" die zweite Saalproduktion Premiere. Silke Dörner, Künstlerische Leitung, spricht von einem "Werk der Weltliteratur, um das man nicht herumkommt". Start für die Veranstaltung ist um 19.30 Uhr.
LINZ. Krankheit, Krieg und Armut gibt es nicht mehr, genauso wie Religion oder Kunst. Menschen werden künstlich gezeugt, leben in einer Kaste und die Macht geht von den sogenannten Weltcontrollern aus. Sogar der Tod ist geplant und erfolgt anhand der Droge Soma. Alle Menschen sind verpflichtet, glücklich zu sein. Doch was passiert, wenn die Abwesenheit von Problemen kein Glück bedingt? In seiner Dramatisierung von Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" bringt Bernd Liepold-Mosser das Spannungsverhältnis zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Stabilität auf die Bühne. "Genau dieser Widerspruch erzeugt eine Idealsituation für das Theater, nämlich einen Anstoß zum Nachdenken", erklärt der Regisseur. Seit fast hundert Jahren inspiriert "Schöne neue Welt" junge Menschen. Liepold-Mosser möchte nun schauen, was von Huxley heutzutage noch gilt und was nicht.
"Tempel des Rausches"
Liepold-Mosser, der am Vorarlberger Landestheater bereits mit George Orwells "1984" die zweite große Dystopie des 20. Jahrhunderts inszeniert hat, spricht von einer Versuchsanordnung. Auf der Bühne wird das sechsköpfige Ensemble des Theater Phönix spielen. Die Musik für "Schöne neue Welt" steuert die Linzer Performerin Crystn Hunt Akron bei. Mit ihren elektronischen, experimentellen Sounds soll ein "Tempel des Rausches" entstehen und den Theatersaal in einen "Clubraum" verwandeln, verrät Karla Fehlenberg, die für die Ausstattung verantwortlich ist. Um mehrere Ebenen und Parallelrealitäten darstellen zu können, bediene man sich Videos, die live produziert werden.
Aktualität nach wie vor ungebrochen
"In unserer globalisierten Welt vergessen wir häufig die Widersprüche, die wir produzieren", erklärt der Regisseur. Anhand dessen lasse sich eine Parallele zu "Schöne neue Welt" herstellen, da diese ausschließlich aus Sicht der privilegierten Kasten geschildert wird. Auf Huxleys Werk zurückgegriffen habe man aus mehreren Gründen, betont Liepold-Mosser: Nicht nur, um Ausbeutung zu thematisieren, sondern auch um die Aktualität des Menschen zwischen Massenkonsum und Massenfertigung aufzuzeigen. Zudem spielen Verdrängungsmechanismen und digitale Welten eine wichtige Rolle. Trotz der dystopischen Anlage des Romans komme das Stück nicht ohne Humor aus: Letztendlich soll die Inszenierung das Publikum mit der Frage konfrontieren, ob das Glück nicht genau im Recht auf Unglück besteht. Tickets und mehr Infos: theater-phoenix.at
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