Schiltenberger Wald soll Naturschutzgebiet werden

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Im südwestlichen Teil nahe unserer Stadt, in einer Höhe von etwa 339 Meter, befindet sich eines der ökologisch wertvollsten Naherholungsgebiete.
Es handelt sich hierbei um den Schiltenberger Wald, der sich am Schiltenberg befindet, welcher aus geologischer Sicht den äußersten nordwestlichen Ausläufer der Traun-Enns-Platte umfasst, der den Hauptteil des oberösterreichischen Alpenvorlandes bildet.

Mit seinem Zauber an Natürlichkeit, hinterlässt dieser ausgedehnte Mischwald, der in seiner Einzigartigkeit einem Urwald mit Aucharakter gleicht, bei vielen Besuchern - die das Natürliche sowie Ursprüngliche lieben - einen bleibenden Eindruck.

Wie wichtig die Erhaltung unserer stadtnahen Wälder sei, soll folgendes Beispiel veranschaulichen:
Ein Hektar Nadelwald produziert 30 Tonnen Sauerstoff pro Jahr und vermag bis
zu 35 Tonnen Staub zu binden, Buchenbestände filtern sogar bis zu 68 Tonnen im
selben Zeitraum.

Die am Schiltenberg so reichhaltig vorkommende Tier und Pflanzenwelt faszinierte nicht nur mich als Verhaltensforscher (Lepidopterologe).

Herr Direktor Heinz Mitter, Konsulent für Wissenschaft der Oberösterreichischen Landesregierung und Leiter der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am Biologiezentrum des Oberösterreichischen Landesmuseums, untersuchte im Jahre 1991 die Käferfauna am Schiltenberg mit folgendem Ergebnis.
Der Schiltenberg erwies sich, bei der dortigen Individuenzahl pro Fangbecher, am ergiebigsten, was, laut seinen Angaben, die besondere Schutzwürdigkeit dieses Gebiets unterstreicht. Somit steht das untersuchte Gebiet klar an der Spitze aller im Linzer Stadtteil untersuchten Biotope.

In den Jahren 1992/93 untersuchte ein namhafter Biologe aus Sierning die dortige Schmetterlingsfauna und schlussfolgerte, das die Waldschläge bei durchschnittlichen Falterzahlen ebenfalls artenreich seien.

Neben anderen Tierarten, die am Schiltenberg bereits von Biologen und Fachleuten bestimmt, sowie dessen Artenvorkommen aufgezeichnet wurden, führte auch der Ornithologe Herr Herbert Rubenser, von der Naturkundlichen Station der Stadt Linz, im Schiltenbergwald Vogelzählungen durch, welches meinerseits als wichtige Ergänzung dieses Naturschutzprojekts angesehen wird.

Meine bisherigen Untersuchungen der Artenvielfalt in dortigen Biotopen – welche noch nicht abgeschlossen sind - zeigte ein vermehrtes Falteraufkommen in den lichten Waldbereichen und auf halbtrockenen Wiesen am Waldrand, wo sich diese zumeist auf zwei Distelarten, Kletten und anderen Korbblütlern, sowie auf Doldengewächsen und Lippenblütlern aufhielten.

Aber auch auf und neben der Schiltenbergstraße, sonnten sich die Falter gerne und saugten an Tierleichen, falls vorhanden.
Vor der großen Holzhütte, die sich neben der Schiltenbergstraße befindet, hielten sich im Hochsommer bis zu 50 Individuen verschiedenster Schmetterlingsarten auf. In den lichten Bereichen des Mischwaldes und am Waldrand selbst, war das Faltervorkommen bedeutend höher, welches in mir bereits den Naturschutzgedanken aufkeimen ließ.

Das erhebliche Artenvorkommen, sowie Populationsdichte und die dort befindlichen Kat. 2/3 - Arten (stark gefährdet und gefährdet), als auch die edemische Lebensweise des kleinen Eisvogels, das Futterpflanzenvorkommen selbst und der einzigartig ökologisch sensible naturbelassene Wald, der noch viele andere Tierarten beheimatet, wird von mir als höchst schützenswert erachtet.

Am 16.01.2014 bat ich das Amt der Oö. Landesregierung, in einem Email, um Informationen, bezüglich des Einbringens eines Naturschutzantrags.
Nun möchte ich Ihnen einen Auszug aus der Rückschrift bekanntgeben, die ich am 21.01.2014 von Herrn Ing. Roman Frech (Naturschutzabteilung) erhielt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte.

Gemäß § 25 Abs. 1 Oö. Natur- und Landschaftsschutzgesetz 2001 - Oö. NSchG 2001 können Gebiete, die sich durch völlige oder weitgehende Ursprünglichkeit oder Naturnähe auszeichnen oder die selten gewordene Tierarten, Pflanzen oder Pflanzengesellschaften beherbergen oder reich an Naturdenkmalen sind, durch Verordnung der Landesregierung zu Naturschutzgebieten erklärt werden, wenn das öffentliche Interesse am Naturschutz alle anderen Interessen überwiegt.

Es ist Ihnen jedoch – mangels subjektivem Recht – nicht möglich, einen Antrag auf Erlassung einer solchen Naturschutzgebietsverordnung zu stellen.

Wir möchten Sie jedoch darauf hinweisen, dass es für geschützte Tiere entsprechend der Oö. Artenschutzverordnung besondere Schutzbestimmungen im Oö. NSchG 2001 gibt.

So ist etwa gemäß § 28 Abs. 4 leg. cit. in der freien Natur das Entfernen, Beschädigen oder Zerstören der Brutstätten (Nester oder Laichplätze) geschützter Tiere sowie das Zerstören oder Verändern ihres engeren Lebensraumes (Brutplatzes, Einstandes und dgl.) verboten. Dadurch besteht für die in der Artenschutzverordnung genannten geschützten freilebenden Tiere ein besonderer Schutz mit entsprechendem räumlichem Bezug.

Da bereits im Herbst 2013, in der Linzer Bezirksrundschau, ein Artikel über dieses Linzer Naturjuwel veröffentlicht wurde, wodurch eine hohe Leserschaft von der Einzigartigkeit dieses Biotops erfuhr, aber auch die Resonanz anhand der vielen Onlineaufrufe des Artikels auf meinbezirk.at und der ebenfalls sehr häufig besuchten Facebookseite "Bürgerinitiative gegen die Linzer Ostumfahrung - Trasse Ebelsberg", welche sich auch für den Erhalt dieses ökologisch wertvollen Gebiets einsetzen, bekunden bereits ein großes öffentliches Interesse!

Artenliste Habitat(e) "Schiltenberger Wald":

Schwalbenschwanz (Papilio machaon), Kaisermantel (Argynnis paphia), kleiner Eisvogel (Limenitis camilla), Admiral (Vanessa atalanta), Tagpfauenauge (Inachis io), C-Falter (Polygonia c-album), Distelfalter (Vanessa cardui), Waldbrettspiel (Pararge aegeria), kleiner Fuchs (Aglais urticae), großes Ochsenauge (Maniola jurtina), brauner Waldvogel (Aphantopus hyperantus), Landkärtchenfalter (Araschnia levana), großer Feuerfalter (Lycaena dispar), Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni), Faulbaumbläuling (Celastrina argiolus), kleiner Heufalter (Coenonympha pamphilus), gemeiner Bläuling (Polyommatus icarus), Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), großer Kohlweißling (Pieris brassicae), kleiner Kohlweißling (Pieris rapae), Goldene Acht (Colias hyale), Resedafalter (Pontiaedusa), Rapsweißling (Pieris napi), braunkolbiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus sylvestris), schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineola), rostfarbiger Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), russische Bär (Euplagia quadripunctaria), Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), Ampfer-Rindeneule (Acronicta rumicis), Gammaeule (Autographa gamma), Nesselzünsler (Pleuroptya ruralis) und diverse Spannerarten, wie zum Beispiel der Graubinden-Labkrautspanner (Epirrhoe alternata).

Das Vorkommen von Nachtfaltern sollte noch gesondert, mittels einer Lichtfalle, untersucht werden, wo durchaus noch mit einigen Überraschungen gerechnet werden darf.

Bezüglich meiner Forschungstätigkeit sei an dieser Stelle erwähnt, das ich sanfte Verhaltensforschung betreibe, was bedeutet, die Schmetterlinge alleinig mittels Beobachtung, angefertigten Videos und Fotos zu studieren. Es versteht sich von selbst, das bei dieser Methode auf ein Einfangen der Schmetterlinge gänzlich verzichtet wird.
Außerdem bin ich stets daran bedacht, die Falter, in deren Revieren, nicht unnötig zu stören, was, in Folge, mit neuen Erkenntnissen belohnt wird, die noch nie publiziert wurden.
Von einer Beobachtung gezüchteter Schmetterlinge halte ich denkbar wenig, da nur in deren ursprünglichen Habitaten, sämtliche ihrer natürlichen Verhaltensweisen zu beobachten beziehungsweise dokumentierbar sind.

Nachträglich werde ich noch Fotos, zu den oben angeführten Arten, einstellen, was noch einige Zeit benötigen wird. Außerdem müssen meinerseits noch Nachtfalter bestimmt werden, die später der Liste hinzugefügt werden.
Ein nochmaliges Vorbeikommen lohnt bestimmt!

Ihr Linzer Schmetterlingsflüsterer
Franz Huebauer

Quellen:
"Geologie des Schiltenberges" von Herrn Prof. Dr. Josef SCHADLER
"Untersuchungen zur Linzer Käferfauna" von Herrn Direktor Heinz MITTER
"KLIMAFAKTOR WALD" Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft
Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz 1991-1993, Band 37-39.

Wo: Schiltenberger Wald, Schiltenbergstr., 4030 Linz auf Karte anzeigen
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Foto: Cityfoto
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