Story der Woche
Spielen, wickeln, füttern, trösten
Von einer Tagesmutter profitieren vor allem Kinder, die sich in großen Gruppen noch unwohl fühlen.
LINZ. Katharina Peintner ist selbst ein gutes Beispiel dafür, wie Tagesmütter das gute Angebot städtischer und privater Betreuungseinrichtungen ergänzen: 2017 hat Peintner mit der Arbeit begonnen. Davor wurde ihr jüngster Sohn wegen einer Erdnussallergie vom Träger abgelehnt. Sie wandte sich an den Verein Tagesmütter OÖ und erfuhr, dass kurzfristig kein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen würde. Allerdings stellte sich bei dem Gespräch heraus, dass der Verein Tagesmütter sucht.
Der Verein vermittelt in Linz und Oberösterreich Betreuungsplätze. Die künftigen Tagesmütter werden auch vom Verein ausgebildet und geschult. Da Peintner als ausgebildete Elementarpädagogin nur ein paar Aufschulungsstunden benötigte, startete sie gleich mit ihrem neuen Job. Ihr Sohn geht mittlerweile in den Kindergarten, sie selbst ist beim Beruf geblieben: "Momentan betreue ich vier Kinder, im Alter von einem und zwei Jahren", so die Linzerin.
"Am meisten Freude bereitet es mir, die Kinder individuell in ihrer Entwicklung ein Stück weit begleiten und fördern zu können."
Raus aus dem behüteten Nest
Bei Katharina Peintner beginnt der Tag um 8 Uhr morgens mit einem gemeinsamen Frühstück. Dann richtet sie sich ganz nach den Wünschen und Interessen der Kinder: "Entweder ein Spaziergang, Spielplatz, kleine Erledigungen, ein gemütlicher Vormittag mit Buch lesen, tanzen, musizieren, zeichnen und vieles mehr", sagt sie. Später wird gekocht und gegessen. "Wichtig ist mir beim Tagesablauf vor allem, dass eine zeitliche Routine besteht, in der sich die Kinder orientieren können und sich wohlfühlen", so Peintner. Bevor die Kinder zur Tagesmutter kommen, gibt es ein Erstgespräch mit den Eltern und dem Kind. "Der Übergang vom behüteten Nest zu einer noch fremden Person beziehungsweise das Loslassen für die Eltern gestaltet sich oft nicht so einfach." Hier sei "Feingefühl, Verständnis und Einfühlungsvermögen gefragt", sagt Peintner. "Vertrauen ist in unserem Beruf das Fundament." Diese Phase dauere zwischen zwei und vier Wochen. "Kommt ein Kind neu zu mir, beobachte ich zuerst das Verhältnis zwischen Kind und Mutter/Vater. In kleinen Schritten werden die Kinder von den Eltern abgenabelt." In dieser Zeit seien viele Gespräche mit den Eltern vonnöten. Dabei achtet die Tagesmutter stets darauf, dass es den Kindern und den Eltern gut gehe. Nach einiger Zeit übernehme sie dann Dinge, die bislang nur die Eltern gemacht haben – spielen, wickeln, füttern, trösten.
Mehr Flexibilität für Familien
Nach und nach wird die Zeit, in der die Eltern nicht mehr dabei sind, ausgedehnt. "Manche Kinder fühlen sich in großen Gruppen unwohl, ziehen sich zurück und sind schnell überfordert, da kommt eine Tagesmutter sehr gelegen", nennt Peintner die Vorteile einer Tagesmutter. Umgekehrt profitiere auch sie und ihre Familie von der flexiblen Zeiteinteilung im Beruf. Sind die betreuten Kinder, wenn sie zwischen daheim und der Tagesmutter pendeln, sozusagen "in zwei Welten unterwegs"? "Das sind wir Erwachsene auch, eingeteilt in Privatleben und Arbeitsleben. Es passiert mir öfter, dass Eltern mich verwundert anschauen, wenn ich erzähle, dass das Kind aufgeräumt oder etwas gegessen hat, was es zu Hause nicht tut."
Zur Sache
Tagesmütter und Tagesväter betreuen Kinder im Alter von acht Wochen bis zum vollendeten 16. Lebensjahr. Sie können bei einem Rechtsträger angestellt oder selbstständig tätig sein und benötigen eine Bewilligung der Oberösterreichischen Landesregierung.
Folgende Vereine vermitteln Tagesmütter:
• Familienbund Oberösterreich GmbH
Hauptstraße 83-85, 4040 Linz
Web: ooe.familienbund.at
Telefon: 0732/603060
• Aktion Tagesmütter
Raimundstraße 10, 4020 Linz
Web: aktiontagesmuetter.at
Telefon: 0732/60283480
• Mit 9. September startet eine berufsbegleitende Ausbildung zur Tagesmutter und Helferin im BFI Traun. Mehr Informationen dazu und Anmeldung unter E-Mail: linz@aktiontagesmuetter.at
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