Februarkämpfe 1934
Wie eine Lesung Frauen im Kampf für Demokratie würdigt
In den Geschichtsbüchern sind die Februarkämpfe von Männern dominiert: Hinter den Kulissen der historischen Auseinandersetzungen verbergen sich aber auch Frauen, die weit mehr als nur als Krankenschwestern ins Geschehen involviert waren. 90 Jahre nach den Ereignissen, die sich vom 12. bis 15. Februar 1934 abspielten, ist es an der Zeit, die vergessenen "Heldinnen" zu würdigen. Im Theater Phönix geschieht das im Rahmen der szenischen Lesung "Die Zilli schießt".
LINZ. "Heuer jähren sich die Februarkämpfe zum 90. Mal. Für uns war es sofort klar: Da müssen wir etwas machen", erklärt Regisseurin Verena Koch. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Franz Huber rief sie das Projekt "Die Zilli schießt – eine szenische Lesung" ins Leben. "Es wird immer gesagt, die Februarkämpfe seien ein letzter Kampf um die Demokratie gewesen. Es blieb die Spekulation, was passiert wäre, wenn es mit den Aufständen geklappt hätte", berichtet Koch. Ihr Hauptanliegen: Von einem entscheidenden Moment in der österreichischen Geschichte und dem Widerstand gegen aufkommenden Faschismus erzählen. In Linz als bedeutendes Industriezentrum brachen am 12. Februar 1934 heftige Straßenkämpfe und ein blutiger Bürgerkrieg aus. Österreichweit forderten die Auseinandersetzungen mehr als 300 Todesopfer und zahlreiche Verletzte. Die Lage spitzte sich zu, als die autoritäre Regierung des Kanzlers Engelbert Dollfuß ab März 1933 die Demokratie demontierte – Mit dem Ziel, die Sozialdemokratische Partei als stimmenstärkste auszuschalten. Die Sozialdemokratie selbst war zwar noch erlaubt, der Schutzbund, ihre bewaffnete Organisation, aber nicht. Die Situation eskalierte, als das Hotel Schiff, die SP-Landeszentrale an der Landstraße, auf Waffen durchsucht wurde und die Schutzbündler, wie zuvor angekündigt, das Feuer eröffneten. Die Stadt durchzogen Barrikaden, während sich die Kämpfer des Schutzbundes gegen die Übermacht der Regierungstruppen zur Wehr setzten.
"Man muss nur suchen"
In der Geschichtsschreibung sind die Männer die "Helden" der Februarkämpfe: "Wenn man nur ein bisschen sucht, dann findet man aber auch Quellen, die von der Rolle der Frauen bei den Februarkämpfen berichten", erklärt Huber. Die Recherche führte den Dramaturgen etwa ins Linzer Stadtarchiv und ins Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Als wahrer Glücksfall habe sich der Artikel des österreichischen Historikers Florian Wenninger "Die Zilli schießt" erwiesen, der der Lesung auch den Namen gab. "Frauen konnten nicht in den Schutzbund. Deshalb geht es in unserem Projekt auch um ihre Teilnahme an den gesellschaftlichen Prozessen, außerhalb dessen, was man ihnen erlaubt und zugestanden hat", macht Koch deutlich. Näheres zum Inhalt wollte sie noch nicht verraten. So viel sei aber gesagt: Der Fokus liegt auf fünf Frauen, die in die Februarkämpfe involviert waren. Eine davon hieß Maria Emhart. Auch Auszüge aus ihrem unveröffentlichten Gedankenbuch werden Teil der Lesung sein.
Für Demokratie auf die Straße gehen
Die Regisseurin und der Dramaturg haben das Bürger-Theater "makart" gegründet, dessen Mitglieder lesen werden. Zudem meldeten sich die Bürgerinnen und Bürger der Phönix-Produktion „Rückkehr nach Linz“, um die Texte zu inszenieren. Die Altersspanne der Lesenden reicht von 30 bis 83 Jahren. "Der Schritt mit Textmaterial in die Öffentlichkeit kostet ganz schön viel Mut. Ihnen geht es um eine Haltung und das finde ich super", berichtet Koch. Die Mitwirkenden möchten auf die Aktualität des Themas hinweisen: Für die Demokratie auf die Straße gehen – So wie es auch bei der Demo in Linz übernächstes Wochenende der Fall sein wird.
Premiere nächste Woche
Insgesamt wird "Die Zilli schießt" eine Stunde und zwanzig Minuten dauern. Ein zentrales Element spielt die Musik: Die Band "Hausgemacht" rund um Kuddelmuddel-Leiter Manfred Forster sowie der Pianist Johannes Daxner tragen dazu bei, die Atmosphäre der Zeit einzufangen – unter anderem mit Arbeiterliedern. Die Lesung findet am 13. Februar um 19.30 Uhr und am 18. Februar um 16 Uhr statt. Zum Schauplatz wird das "Beisl" im Theater Phönix. Auch die Hoffnung auf eine Fortsetzung besteht, wenn das Projekt gut von den Linzerinnen und Linzern angenommen wird. Tickets sind im Theater Phönix oder unter theater-phoenix.at erhältlich. Am 29. Februar um 19 Uhr hält der Wiener Historiker Wenninger jedenfalls einen Vortrag über „Die Frauen im Februar 34“. Diese Veranstaltung findet dann im "makart Verein" im Volkshaus Kandlheim statt.
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