100-Jahre-Jubiläum
Wie Kleinmünchen zum Stadtteil von Linz wurde
Kleinmünchen-Kenner Helfried Hinterleitner berichtet im Gespräch mit der BezirksRundSchau über die Geschichte des Linzer Stadtteils, in dem heute rund ein Fünftel der Linzerinnen und Linzer wohnt.
LINZ. "Im Jahr 1923 wurde Kleinmünchen nach Linz eingemeindet", weiß Chronist und Stadtteil-Kenner Helfried Hinterleitner. Er hat Ende 2022 unter dem Titel "100 Jahre Kleinmünchen bei Linz" sein drittes Buch herausgegeben. Die Reaktionen darauf waren immens. Sogar ein alter Volksschulkamerad hat sich wieder bei ihm gemeldet. "Mein 640 Seiten starkes Werk ist eine Liebeserklärung an Kleinmünchen. Es ist aber auch das Buch meiner Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Ohne sie wäre es nie entstanden", erklärt Hinterleitner, der mit neun Jahren mit seinen Eltern nach Kleinmünchen gezogen ist. Bereits 1914 trafen sich Vertreter der Stadt Linz und der Gemeinde Kleinmünchen, um über die Eingemeindung zu beraten. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs gerieten die Verhandlungen aber ins Stocken.
Schulwesen und Wohnen als Entwicklungspunkte
Erst 1919 führte sie der sozialdemokratische Bürgermeister Karl Steiger weiter. Die Motive hinter der Eingemeindung waren auf beiden Seiten vielfältig. Kleinmünchen war mit rund 13 Quadratkilometern eine große Gemeinde, verzeichnete aber Anfang des 20. Jahrhunderts wenige Einnahmen. Entwicklungspunkte waren vor allem das Schulwesen und das Wohnen. Die Stadt Linz versprach sich eine Erweiterung des zentrumsnahen Wohnraumes sowie aufgrund des 1892 gegründeten Wasserwerks Scharlinz einen wirtschaftlichen Aufschwung. Forderungen auf Seiten der Kleinmünchner: Die Errichtung eines eigenen Kinderbades, die Ausweitung der elektrischen Beleuchtung und der Bau einer Bürgerschule.
Anreise per Straßenbahn
Als es am Samstag, 16. Juni 1923, schließlich zur Übergabe Kleinmünchens an die Stadt Linz kam, reisten Georg Hebestreit, Leiter der Bezirkshauptmannschaft, und der damalige Linzer Bürgermeister Josef Dametz mit der Straßenbahn an. Die letzte Strecke zum Gemeindehaus mussten sie jedoch zu Fuß meistern. "Damals war bei der Zementfabrik, der heutigen Remise Kleinmünchen, Halt", erklärt der Stadtviertel-Kenner. Im Gemeindehaus empfing sie Bürgermeister Steiger zur Übergabe. Er vertrat fortan die Interessen der Kleinmünchnerinnen und Kleinmünchner im Linzer Gemeinderat.
Meilensteine in der Entwicklung
Meilensteine in der Entwicklung Kleinmünchens sieht Hinterleitner in der Besiedlung: "Gewerbe und Fabriken haben sich nach und nach angesiedelt". Ein Beispiel hierfür ist die 1934 gegründete Tuchfabrik "Himmelreich und Zwicker".
Hinsichtlich des Wohnbaus tat sich in der Zwischenkriegszeit einiges: "Die Rote Burg" in der Pestalozzistraße beherbergte ab 1926 zahlreiche Bewohner. "Ob der Name von der Farbe der Ziegel oder der politischen Gesinnung der Anrainer kommt, ist heute nicht mehr eindeutig", erklärt der Chronist. Wahrscheinlicher sei aber Letzteres. 100 Jahre später ist Kleinmünchen wirtschaftlich vor allem für Nemak, Gebauer & Griller sowie Banner bekannt und wegen des vielem Grüns besonders lebenswert.
Das Buch "100 Jahre Kleinmünchen bei Linz" können Sie per E-Mail unter helfried.hinterleitner@liwest.at kaufen.
Projekte zum Jubiläumsjahr
Anlässlich des Jubiläumsjahres hat sich Helfried Hinterleitner in Zusammenarbeit mit dem Kleinmünchner Kulturkreis Projekte überlegt, wie 100 Jahre gebührend gefeiert werden können. "Die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils sollen in die Organisation der Feierlichkeiten miteinbezogen werden", erklärt Johannes Gstöttenmayer vom Verein "Geschichte teilen". Er unterstützt Hinterleitner bereits seit seiner Arbeit am Kleinmünchen-Buch. Die Linzer können den Vereinen gerne Fotos der Entwicklung des Stadtteils senden. Daraus soll eine Wanderausstellung im Volkshaus Kleinmünchen entstehen. In der Planungsphase befindet sich auch ein Hop On Hop Off Bus. Einen eigenen Fotokalender gibt es bereits in der Trafik Krautgartner oder in der Apotheke Kleinmünchen zu kaufen. Zudem geplant: Postkarten zum Jubiläumsjahr.
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