Kulturverein KAPU
Funktionierende Sicherheitskonzepte von Kulturbetrieben übernehmen

Die österreichischen Kulturschaffenden haben während der letzten Monate funktionierende Sicherheitskonzepte erarbeitet. Anstatt diese auf andere öffentliche Bereiche zu übertragen, hätte die Bundesregierung diese vollkommen ignoriert. Das kritisiert der Kulturverein KAPU nun in einem Offenen Brief an die Bundesregierung. | Foto: KAPU
  • Die österreichischen Kulturschaffenden haben während der letzten Monate funktionierende Sicherheitskonzepte erarbeitet. Anstatt diese auf andere öffentliche Bereiche zu übertragen, hätte die Bundesregierung diese vollkommen ignoriert. Das kritisiert der Kulturverein KAPU nun in einem Offenen Brief an die Bundesregierung.
  • Foto: KAPU
  • hochgeladen von Silvia Gschwandtner

In einem offenen Brief "Zur Systemrelevanz von Kultur" an Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie weitere Mitglieder der Bundesregierung äußert der Linzer Kulturverein KAPU heftige Kritik an der Vorgehensweise, die dem zweiten Lockdown voranging. Die von den österreichischen Kulturbetrieben entworfenen langfristig wirksamen Sicherheitskonzepte seien ignoriert und nicht in andere öffentliche Räume, wie etwa Schulen, übernommen worden. 

LINZ. Der aktuellen Entscheidung der Bundesregierung stehe man in der KAPU "mit Fassungslosigkeit" gegenüber. Die Kulturschaffenden hätten in den letzten Monaten"einen greifbaren und praktisch nachvollziehbaren Beitrag zu einer positiven Entwicklung unserer Gesellschaft" geleistet, der auf dem Präsentierteller liege", heißt es in dem Schreiben. Die geschaffenen funktionierenden Maßnahmen und Konzepte seien von der Bundesregierung komplett ignoriert und nicht auf andere öffentliche Räume umgesetzt worden.

Kultur als "safe spot" etabliert

Laut KAPU habe sich die Kulturszene durch ihren konsequenten Einsatz im Gegensatz zu anderen Orten dadurch als "safe spot" während der Pandemie etabliert. Damit wurde laut KAPU gezeigt, wie man "als Gesellschaft uneitel, fexibel und dynamisch an die reellen Gestaltung eines neuen Alltags herangehen könnte." 


Der offene Brief der KAPU im Original

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Andrea Mayer,
sehr geehrter Herr Bundesminister Rudolf Anschober,
sehr geehrte Mitglieder der Parlamentsklubs!

Im Zuge der Verordnungen zum neuerlichen Lockdown in Österreich wurde auch gegen die Kulturbetriebe sowie die Kunstschaffenden in Österreich ein physisches Erscheinungsverbot in der Öffentlichkeit verhängt. Im humanistischen Sinne und der Vernunft folgend, akzeptieren wir diese Entscheidung. Im Gegensatz zum Frühjahr können wir es diesmal jedoch nicht unkommentiert und widerspruchslos hinnehmen.

Warum?

Bereits Ende des Frühjahres wurde vonseiten der Bundesregierung darauf hingewiesen, dass, mit Vorausblick auf den zu erwartend schwierigen Herbst und Winter, wirksame Sicherheitskonzepte zur Vermeidung der Verbreitung von SARS-Cov2 entwickelt werden müssen, um den Kulturbetrieb aufrechtzuerhalten. Außerdem wurde von der Bundesregierung in Aussicht gestellt, für diese ohnehin originäre Aufgabe selbst Sorge zu tragen.

Basierend auf den Erkenntnissen des ersten Lockdowns, haben unzählige Kulturbetriebe Veranstaltungskonzepte entworfen, die so effektiv sind, dass mit ihnen mittelfristig ein geregelter Betrieb stattfinden konnte. Das war in sehr vielen Fällen nur unter erhöhtem Engagement unzähliger Freiwilliger, Vorsicht und Voraussicht, sowie dem Mut zum Bekenntnis, dass “die Dinge nun einmal anders sind” durchführbar.

Dies verlangte von den meisten Einrichtungen auch den Mut, ihr Publikum mit Umständen zu kon- frontieren, die normalerweise diametral zum Anspruch der Einrichtung stehen, vor allem im Alternativen Kultur- und Kunstbereich. Nicht wider Erwarten, sondern aufgrund von unserem Vertrauen auf die Vernunft des Publikums, erfuhren all diese Einrichtungen positive Reaktionen und Bekenntnisse zu den veränderten Bedingungen.

Während alle Bereiche der Gesellschaft, in denen nicht konsequent Solidarität GEFORDERT und DURCHGESETZT wurde, mit Clusterbildungen und steigenden Infektionszahlen zu kämpfen hatten, konnte sich die Kulturszene als “safe spot” in der SARS-Cov2 Situation etablieren. Und zwar schlicht deshalb, weil konsequent die selbst entwickelten Konzepte durchgesetzt und eingehalten wurden.
Konzepte, die der Österreichischen Bundesregierung sogar als Blaupause für ein wirksames Konzept für ALLE ÖFFENTLICHEN RÄUME (Schulen, Büros, Kulturbetriebe und Dienstleistungswirtschaft) dienen könnten, wie zum Beispiel im Präventionskonzept von Das Werk die Lüftungsanlage mit Ionisierung, oder, als Interimslösung, mobile Ionisierungsgeräte, wie in der ZDF Heute Show vom 30.10. vorgestellt.

Darauf begründet sich unsere Fassungslosigkeit gegenüber der aktuellen Entscheidung:
Während Sie damit beschäftigt waren, alle populären Klüngel von der Leine zu lassen und weitestgehend den überholten Status Quo wiederherzustellen, haben Sie die tatsächlich und langfristig wirksamen Konzepte, die in der Kulturszene entworfen wurden, ignoriert, obwohl sie am Präsentierteller liegen!

Konzepte, die einen erfolgreichen Umgang mit der Pandemie und ihren gesellschaftlichen Kon- sequenzen garantieren. Nicht nur haben wir unsere Aufgabe der intellektuellen und emotionalen Erweiterung der Gesellschaft weiterverfolgt, sondern nachweislich gezeigt, dass wir uneitel, flexibel und dynamisch an die reelle Gestaltung eines neuen Alltags herangehen können. Somit leisten Kunst und Kultur hier einen greifbaren und praktisch nachvollziehbaren Beitrag zu einer positiven Entwicklung unserer Gesellschaft. Den wirtschaftlichen Nutzen weitgehend ungestörter öffentlicher und privater Betriebe brauchen wir hier nicht auch noch vorzurechnen.

Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, also von “Kulturverliebtheit” so abschätzig sprechen, sollte das eigentlich mit Dankbarkeit verknüpft sein, denn wir Kulturbetriebe lieben tatsächlich unsere Gesellschaft, in aller Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Unser Erfolg basiert auf Respekt. Denken Sie darüber nach und staunen Sie.

Hochachtungsvoll, Kulturverein KAPU

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.