Wächter der Zeit
Linzer Künstler sorgt mit antisemitischen Bildern für Aufregung
Der Schöpfer der bekannten "Wächter der Zeit" steht wegen antisemitischer Postings in Zusammenhang mit der Corona-Impfung in der Kritik. Er bestreitet die Vorwürfe gegenüber der BezirksRundSchau. Bürgermeister Klaus Luger distanziert sich, sein Steyrer Amtskollege lässt die Skulpturen des Künstlers aus dem öffentlichen Raum entfernen.
LINZ. "Was soll man mit solchen Menschen reden?", fragt die Schriftstellerin Julya Rabinowich auf Twitter. Gemeint ist der Linzer Künstler Manfred Kielnhofer, dessen "Wächter der Zeit"-Skulpturen viele Linzer kennen, weil sie unter anderem im Donaupark stehen. Am 13. Jänner hat Kielnhofer auf Instagram und Twitter ein antisemitisches Sujet gepostet und damit für Aufregung gesorgt. Es zeigt einen Davidstern aus Impf-Spritzen, dazu die Worte "Jewish", "War", "Gen", "Toxic" und "Vaccination Abo", auf einer israelischen Flagge. Auch eine seiner bekannten Wächter-Skulpturen ist abgebildet. Das Sujet spielt offensichtlich auf die Corona-Impfung an und stellt sie in den Rahmen antisemitischer Verschwörungsmythen.
Ein "Querulant" geht auf Distanz
Mittlerweile hat Kielnhofer das Sujet gelöscht. Gegenüber der BezirksRundSchau weist er die Antisemitismus-Vorwürfe zurück. "Ich bin einfach ein Querulant", so Kielnhofer. Er nehme sich das Recht heraus und kämpfe für eine positive Zukunft. Bei den Wächtern der Zeit gehe es um Liebe, Licht und das positive Denken. Als Künstler müsse er aber ab und zu auf Missstände hinweisen. Darunter fallen für ihn die Corona-Impfungen, aber auch der "Kindesmissbrauch" durch die Maskenpflicht. Zudem gebe es weitere Sujets, etwa mit einem aus Spritzen geformten Kreuz.
Ein Hackerangriff?
Im Laufe des Gesprächs geht der Künstler immer mehr auf Distanz zu den Bildern. Nur die Grundform sei von ihm. "In den sozialen Netzwerken wurden die Fotos weitergestaltet. So nahm das seinen Lauf", erklärt er. In einer anschließenden schriftlichen Stellungnahme behauptet er sogar, gehackt worden zu sein, spricht von ihm "fremden Wächter-Fotomontagen" und entschuldigt sich für "den Vorfall und die Eskalation".
Gegen einen Hackerangriff spricht freilich einiges, wie uns auch Leser wissen lassen. So wurden die Inhalte auf allen Social Media-Accounts und auf der Website von Kielnhofer veröffentlicht. Auch sind Diskussionen unter den Postings festgehalten, in denen der Künstler das Sujet verteidigt hat, etwa mit den Fragen "Wer macht die Impfungen?" oder "Wer hat die Patente auf die Impfungen?" (siehe auch die Recherche der Plattform "Stoppt die Rechten").
Keine neuen Wächter in Linz
"Mir war nicht bekannt, dass der Künstler Antisemit ist", sagt Bürgermeister Klaus Luger zur Causa. Die Skulpturen Kielnhofers werde es "in Zukunft in der Stadt nicht mehr geben", so Luger. Jene "Wächter der Zeit", die bereits auf öffentlichem oder privatem Grund der Stadt stehen, könnten jedoch ohne vorheriges gerichtliches Urteil nicht entfernt werden. "Die Staatsanwaltschaft werde in solchen Fällen üblicherweise selbst aktiv", geht Luger von einem gerichtlichen Nachspiel aus. Zur Verteidigung Kielnhofers, er sei gehackt worden, sagt Luger, dass der Künstler eine solche Behauptung auch beweisen müsse.
Steyr entfernt Skulpturen
In Steyr, wo ebenfalls drei Skulpturen stehen, hat Bürgermeister Markus Vogl angekündigt, sie aus dem öffentlichen Raum entfernen zu lassen. Ihr Ankauf im Juli 2020 war aus anderen Gründen umstritten. So trat die Stadtkulturbeirätin und Galeristin Frieda Pohlhammer aus Protest gegen die "künstlerische Stangenware" von ihrer Funktion im Beirat zurück.
Was den Künstler sonst noch beschäftigt, hat die Plattform "Stoppt die Rechten" in diesem Artikel zusammengetragen.
Die Hintergründe der Skulpturen und damit verbundene Plagiatsvorwürfe hat Olga Kronsteiner hier im Standard recherchiert.
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