Porträt
"Mascherl-Franz" – Bürgermeister Franz Hillinger

- Franz Hillinger, Karl Reichstetter (ÖVP), Franz Samhaber (SPÖ) und Hans Lala (SPÖ) im Jahr 1969 (v. li.).
- Foto: Archiv der Stadt Linz
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Der SPÖ-Politiker Franz Hillinger war von 1969 bis 1984 Linzer Bürgermeister und hat deutliche Spuren hinterlassen. In Erinnerung bleibt aber vor allem sein Markenzeichen und einige markante Sprüche.
LINZ. Zwei Dinge bleiben von bedeutenden Politikern oft in Erinnerung: ein auffälliges äußeres Merkmal und ein launiges Zitat. Der ehemalige Linzer Bürgermeister Franz Hillinger (SPÖ) hat beides geliefert. Da ist einerseits die Fliege, die er konsequent getragen, und die ihm den Spitznamen "Mascherl-Franz" eingebracht hat. Und andererseits Hillingers bekanntestes Zitat, das gerade in den Tagen der Klimakrise öfter wieder auftaucht. Bedenken wegen der schlechten Luftqualität im Linz der 70er-Jahre hatte er nämlich mit dem Spruch: "In der Sahara staubt's auch" weggewischt. Abgesehen davon wird Hillingers Amtszeit von 1969 bis 1984 vor allem mit "Prestigeprojekten", wie dem Neubau des Allgemeinen Krankenhauses oder dem Neuen Rathaus verbunden.
Eintritt in den Magistratsdienst
Vor seiner politischen Laufbahn hat der 1921 in Linz geborene Hillinger in der Verwaltung gearbeitet. Bereits mit 17 Jahren trat er nach einer Lehre als kaufmännischer Angestellter in den Magistratsdienst ein. Sein Vater war Tischler und später Wirt, die Mutter arbeitete in den Tabakwerken. Sie starb jedoch früh, weshalb Hillinger bei den Großeltern aufwuchs. Im Magistrat arbeitete er vor allem in der Stadthauptkasse, unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg. 1940 wurde Hillinger eingezogen, vor Berlin gefangengenommen und kehrte erst 1947 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück.

- Angelobung Franz Hillingers (links) durch Landeshauptmann Heinrich Gleißner am 17. November 1969.
- Foto: Archiv der Stadt Linz
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Steile politische Karriere
1953 begann schließlich seine steile politische Karriere, als Hillinger freigestellter Personalvertreter der Gemeindebediensteten wurde. Kurz darauf übernahm er den Platz eines verstorbenen SPÖ-Gemeinderates. 1956 rückte er wieder für einen Verstorbenen nach und wurde Stadtrat für Fürsorgewesen, Jugendfürsorge und das Altersheim. 1965 wurde Hillinger dritter Bürgermeister-Stellvertreter und war zusätzlich für die Bereiche Sport und städtische Bäder verantwortlich. Bei der Gemeinderatswahl 1967 war er bereits die Nummer Drei auf der SPÖ-Liste. Nach dem Tod von Bürgermeister Edmund Aigner wurde er erster Vizebürgermeister und Finanzreferent unter Bürgermeister Theodor Grill. Nach Grills Rücktritt wurde Hillinger am 17. November 1969 zum Bürgermeister gewählt und blieb das bis 1984. In der Sozialdemokratischen Partei übte er zahlreiche Funktionen in unterschiedlichen Teilorganisationen aus, darunter die Kinderfreunde, der ATSV und der ASKÖ. Von 1972 bis 1974 war er Landesparteiobmann der SPÖ Oberösterreich.
Ausgeglichener Haushalt
14 Jahre war Franz Hillinger Linzer Bürgermeister. In seiner Amtszeit hat sich Linz in vielen Bereichen weiterentwickelt. Gemeinsam mit seinem Finanzstadtrat, dem kürzlich verstorbenen Ernst Ahamer, verfolgte Hillinger eine Politik des ausgeglichenen Haushalts. Dabei schreckten sie auch nicht vor Personalabbau und Gebührenerhöhungen zurück. Unter Hillinger wurden zahlreiche städtische Aufgabenbereiche wie die kommunale Versorgung (SBL), Veranstaltungen (LIVA) und der Wohnbau (GWG) ausgegliedert. Angesichts der aktuellen Diskussionen besonders interessant ist die Verkehrspolitik. So ist im 1972 erstellten Generalverkehrsplan zwar vom Ausbau des öffentlichen Verkehrs die Rede, es taucht aber auch der Ausbau der Fernstraßen zu einem Stadtring auf. Die "autogerechte Stadt" war weiterhin das Ziel, wenngleich auch andere Entwicklungen, wie die Verwirklichung einer Fußgängerzone, ein Radwegekonzept oder die Verlängerung der Straßenbahn nach Auhof Platz hatten.

- Roboter mit Franz Hillinger am Hauptplatz vor dem Alten Rathaus.
- Foto: Archiv der Stadt Linz
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Ewige Brückenfrage
Auch Brücken waren damals schon Thema. So wurde die Voest-Brücke als zweite Donauquerung auf Linzer Stadtgebiet realisiert. Die Eisenbahnbrücke zählte damals als "Provisorium" nicht dazu. Eine angesichts der bereits steigenden Pendlerzahlen diskutierte dritte Donauquerung kam nicht zustande. Im Kulturbereich ist die Übersiedlung der Neuen Galerie ins Lentia 2000 zu nennen sowie die damit verbundene erstmalige Einführung von Eintrittsgeldern. Große Bedeutung maß Hillinger dem Sport zu. In seine Amtszeit fielen der Bau der Hallenbäder in Hummelhof, Schörgenhub und Biesenfeld. Das Stadion auf der Gugl wurde durch eine Sporthalle ergänzt und auch die Eissporthalle an der Donaulände auf den Weg gebracht.
Hillingers NS-Vergangenheit
Problematisch war der Umgang Hillingers mit seiner eigenen Vergangenheit. Nach dem Anschluss im März 1938 trat Hillinger der Hitler-Jugend bei und stieg bis zum HJ-Kameradschaftsführer auf. "Das war eine Durchgangsstation in meinem Leben", kommentierte er das 1973 im "profil". Auch was die Stadt betrifft, war Hillinger der Meinung, die NS-Vergangenheit sollte nicht weiter thematisiert werden. Sie läge noch zu "zu wenig weit zurück" und es gebe in der Stadt anderes zu tun, wird er in einem Gemeinderatsprotokoll aus dem Jahr 1978 zitiert. Erst 1988 kam heraus, dass er seit 1941 NSDAP-Mitglied war. Hillinger wurde 1984 von Hugo Schanovsky abgelöst und starb am 10. Mai 1991. Seine Frau Emma, mit der er seit dem Jahr 1942 verheiratet war, folgte ihm drei Jahre später. Hillingers Ehrengrab im Urnenhain Urfahr wurde von der Künstlerin Gabriele Berger gestaltet.
Mehr Informationen über die Geschichte der Linzer Stadtpolitik finden Sie in der aktuellen Publikation des Archivs der Stadt Linz.
Walter Schuster und Cornelia Daurer (Hrsg.)
Die Gemeindevertretung der Stadt Linz von 1968 bis heute
Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2019/20,
ISBN 978-3-900388-64-5, 523 Seiten, 35 Euro




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