Linzer Berufsfeuerwehr rettete tausende Larven seltener Wechselkröten

Im Dienste des Arterhalts fand kürzlich ein etwas anderer, gleichfalls lobenswerter Einsatz der Berufsfeuerwehr in Linz statt. Im Vordergrund stand dabei, lokal das Überleben mehrerer tausend Larven der diesjährigen Reproduktion einer seltenen, nach EU- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) streng geschützten Anurenart zu sichern.

In Österreich gibt es rund 20 heimische Amphibienarten, allesamt auf der Roten Liste und damit streng geschützt. Als wichtiger Bestandteil der lokalen Biodiversität, weisen diese Nützlinge bedeutende Indikatoreigenschaften, wie zum Beispiel die Anzeige des Umweltzustandes sowie deren Veränderung und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen auf, die sie als äußerst erhaltenswert ausweisen. Die Eigenschaft von Amphibien, sowie deren Lebens- und Verhaltensweisen, die Migration und Habitatwahl und das Ergründen von Ursachen der Bestandsreduktion beziehungsweise ihres lokalen Verlustiggehens, fördert zunehmend das Interesse der Wissenschaft.

In den letzten Jahren der Erhebung und Feldbeobachtung, von Franz
Huebauer (Hobbyethologe, Wechselkrötenschutz Linz), waren zunehmend lebensraumbeeinflussende Auswirkungen aufgrund klimatischer Veränderungen erkennbar, die lokal in unergiebigen oder ausbleibenden Niederschlägen in Erscheinung traten. Den Wasserverlust aquatischer Lebensräume fördernde Faktoren, wie Sonne, Luft- und Wassertemperatur, Wind, Luftfeuchtigkeit, mitsamt der natürlichen Bodenversickerung, begannen sich nachteilig auf die Reproduktion der Wechselkröte auszuwirken. Immer öfters schien eine Frage zusehends an Bedeutung zu gewinnen, ob das Wasser in Reproduktionshabitaten bis zum Beenden der Metamorphose der Larven und dem Abwandern von Hüpferlingen halten wird!? Aus diesem Grunde wurde in einem Artikel der ÖKO·L 41/2 (2019): 26-36 auf Seite 27 bereits vom Autor darüber berichtet, dass bei Neuanlagen von Ersatzlaichhabitaten, in Form folierter Teiche, auf die Gewässertiefe Rücksicht genommen werden sollte, um damit die Reproduktion nachhaltig im Gang zu halten.

Damit die Eigenschaft einer wärmeliebenden Art tatsächlich genutzt werden kann - die, bis zu einem gewissen Grad, von der Klimaerwärmung profitieren dürfte - und um ihr Überleben zu sichern, bedarf es der wichtigen Grundlage ausreichend lange wasserführender Gewässer. Wenn wir imstande sind zu begreifen, dass der Arterhalt nur über den Erhalt von Lebensräumen funktioniert und man hier gezielt auf die Lebensbedingungen von Arten eingeht, sind Tiere imstande sich selbst zu erhalten.

Ergänzend wird erwähnt, dass, die bekannte Pionierart von Menschen veränderte Lebensräume rasch besiedelt und deshalb auch Fahrspurgewässer auf mineralisierten Lagerplätzen, Ruderalflächen und Baustellen - wenn diese zuvor nicht, im Auftrag verantwortlicher Personen, mit Schüttmaterial zuplaniert wurden - sowie angelegte Tümpel auf Brachen zur Vermehrung aufsucht, die ebenso von den Folgen der fortschreitenden Klimaerwärmung betroffen sind.

Voranschreitende Lebensraumverluste unterschiedlichster Art, die gleichsam eine Biotopzerstückelung erwarten lassen, mit all den Gefahren der Migration (Autoverkehr, unzureichende Absicherungen von Gefahrenquellen und Prädatoren), im Vordergrund stehend die lokale Reproduktion sowie das Halten der Wechselkröte in Linz, wurden bereits in der Vergangenheit einige lebensraumerhaltende Maßnahmen dieser im allgemeinen Interesse erhaltenswerten Zielart ergriffen, in Form der Anlage von folierten Ersatzlaichgewässern, die von der Naturschutzabteilung des Landes OÖ., wie auch der Linzer Naturkundlichen Station gefördert werden und von einem freiberuflichen Biologen, Mitarbeitern des OÖ. Naturschutzbundes, Stadtgruppe Linz und vom Autor selbst erhalten und betreut wurden. Manche Gewässer wurden zielgerichtet vom Verfasser aufgrund von Erhebungsdaten empfohlen, sowie, in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit, um Errichtungsbewilligungen angesucht. Manche davon mit Sponsorengelder realisiert, per Lebensraumausgleich während genehmigungspflichtigen Verfahren erwirkt, beziehungsweise stehen kurz vor Realisierung oder befinden sich noch in der Planungsphase.

Bekannte Wanderkorridore bei Planungen von Neuanlagen mit einzubeziehen, bringt gewisse Vorteile, trägt zur Förderung der Hotspotbildung bei und wirkt sich nachweislich positiv auf den Reproduktionserfolg aus. Wegen der Vergesellschaftung mit anderen Arten und deren negativen Auswirkungen und der Bevorzugung der Wechselkröte sich in temporäre Gewässer zu vermehren, wurde bislang, auf meine Empfehlung der Anlage tieferer und damit länger wasserführender Folienteiche unzureichend Rücksicht genommen, mit dem Ergebnis einer sich wiederholenden frühzeitigen Austrocknung.

Damit das Überleben zahlreicher Larven der diesjährigen Reproduktion der Wechselkröte gesichert schien, wurden Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr, von Huebauer, telefonisch um eine lebenserhaltende Wasserversorgung gebeten, da zwei larvenbeinhaltende Hauptgewässer, am lokalen Gewässerstandort, in Kürze auszutrocknen drohten. Die hilfsbereite Mannschaft unserer vielseitigen Berufsfeuerwehr, sorgte daraufhin für den überlebenswichtigen Wassereintrag von einmal sechs Kubikmetern und weiteren vier Kubikmeter, in einem zweiten nahegelegenen Teich. Dank ihres arterhaltenden Tierrettungseinsatzes, konnte die Vertrocknung tausender wertvoller Krötenlarven verhindert werden, deren Leben sprichwörtlich nur mehr am seidenen Faden hing, die einen bereits erwähnten hohen EU- Schutzstatus aufweisen.

Bei dieser Gelegenheit möchte sich der Autor nochmals bei den engagierten Mitarbeitern der Linzer Berufsfeuerwehr sowie bei Herrn Dr. Friedrich Schwarz, den Leiter der Linzer Naturkundlichen Station bedanken, die, gemeinsam mit dem Verfasser, maßgeblich an der Umsetzung dieser larvenerhaltenden Maßnahme der Wechselkröte, in Linz, beteiligt waren.

Ihr Tierverhaltensforscher
Franz Huebauer

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Foto: Diözese Linz/Kienberger
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