Bruckneruni verstärkt internationale Kooperationen
"Künstlerische Universitäten sind aus ihrem Selbstverständnis heraus international ausgerichtet", sagt Ursula Brandstätter, Rektorin der Anton Bruckner Privatuniversität. Die Bildungseinrichtung aus Linz will sich künftig über die Grenzen Österreichs hinaus stärker vernetzen. "Wir brauchen verstärkt internationale Beziehungen, um Qualität zu bieten. Kunst kann nur in internationalen Zusammenhängen, im länderübergreifenden Austausch und im gelebten Perspektivenwechsel zwischen den eigenen kulturellen Traditionen und den Einflüssen fremder Kulturen entstehen und sich weiterentwickeln", so Brandstätter.
Vorteile durch Internationalität
Regional gut verankert, ist die Bruckneruni auch "eine künstlerische Visitenkarte für das Kulturland Oberösterreich", so Landeshauptmann Thomas Stelzer. Eine verstärkte internationale Ausrichtung bietet verschiedene Vorteile: Die Studierenden erhalten Zugang zu interessanten Projekten, während die Universität selbst Zugang zu interessanten, talentierten Studierenden erhält. Inländische Studierende, die ein Auslandssemester absolvieren, können dazu ihr professionelles Netzwerk erweitern, was auch für ihre berufliche Zukunft von Bedeutung ist.
Vorzeigeprojekte in Europa und Südafrika
Ein Vorzeigebeispiel ist etwa die European Opera Academy, bei der die Bruckneruni als einzige österreichische Universität seit März Mitglied ist. 14 Hochschulen aus ganz Europa bringen über dieses Netzwerk internationale Opernproduktionen auf die Bühne. Die Studierenden werden damit bestmöglich auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet.
Noch weiter Weg zog es die Bruckner University Big Band, die sich im vergangenen Studienjahr unter der künstlerischen Leitung von Christian Radovan formiert hat. Die jungen Musiker haben inzwischen nicht nur die regionale Jazz-Szene, sondern auch international die Bühne erobert. Sie absolvierten etwa zu Beginn des Sommersemesters eine Tournee durch Südafrika – "diese war so erfolgreich, dass sie 2019 wiederholt werden soll", so Brandstätter. Aktuell arbeiten die 22 Studierenden an der ersten CD.
Austauschprogramme für Studierende
Ebenfalls viel Wert gelegt wird an der Bruckneruni auf die Programme Erasmus+ und SEMP (Swiss European Mobility Programme). Alleine in den vergangenen 18 Monaten wurden mehr als 20 neue Erasmus+-Partnerschaftsverträge mit europäischen Hochschulen abgeschlossen. Im kommenden Studienjahr 2018/19 verzeichnet die Bruckneruniversität eine Rekordzahl von 41 Bewerbungen von Incoming Erasmus-Studierenden. Aktuell gibt es acht Incoming- sowie 22 Outgoing-Studierende.
Um Hürden für internationale Studierende zu beseitigen und das internationale Potenzial besser zu nutzen, führte die Universität kürzlich eine eigene Studie durch. Es beteiligten sich Studierende, Lehrende und Experten. Ziel war es, herauszufinden, "wie es den Studierenden mit verschiedenem kulturellen Background an der Bruckneruni geht", sagt Studiendekanin Constanze Wimmer.
Situation für internationale Studierende verbessern
Die Studie brachte spannende Ergebnisse. So gibt es eine große Akzeptanz der Kulturen im Haus. "Das neue Gebäude fördert die Kommunikation durch die offene Architektur", war ein Zitat eines Studienteilnehmers. Trotzdem gibt es Fremdheitserfahrungen. Von jenen ausländischen Studierenden, die in Österreich zur Schule gegangen sind, fühlen sich 71 Prozent willkommen. Von jenen, die erst nach der Schule nach Österreich gekommen sind, sind es nur 53 Prozent. Die Barrieren zwischen den einzelnen Studienrichtungen werden dabei als größer empfunden als etwaige Barrieren zwischen Ethnien. "Wir müssen künftig mehr Freiräume und Möglichkeiten zur Grenzüberschreitung schaffen", zieht Wimmer eine Lehre daraus.
Fokus auf die Sprache
Größte Herausforderung ist jedoch die gemeinsame Sprache. "Das Kriterium zur Aufnahme ist vor allem die künstlerische Qualität und nicht die Sprache. Das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Wird keine gemeinsame Sprache gefunden, funktioniert zwar der Unterricht sehr gut, der soziale Austausch hingegen gar nicht. So werden die Studierenden etwa nicht in gemeinsame Projekte außerhalb der Universität eingebunden", sagt Wimmer.
Ein Team rund um Rektorin Ursula Brandstätter erarbeitet nun eine Strategie, um die Internationalisierung sowohl in der Lehre als auch in der Organisation zu vertiefen. Basierend auf den Erkenntnissen der Studie werden auch neue Formate für Lehrveranstaltungen entwickelt. Der Fokus wird dabei auf die Sprache gelegt. Studiendekanin Constanze Wimmer kündigt an, in Zukunft mehr Deutschkurse anbieten zu wollen. Rektorin Ursula Brandstätter denkt außerdem ein Buddy-System an: "Durch die intensive Beziehung steigt die Sprachkompetenz. Das Buddy-System soll daher auch musik- oder kunstspezifisch sein." Ebenfalls diskutiert wird, welche Lehrveranstaltungen künftig rein in englischer Sprache abgehalten werden sollen. So wird etwa das Tanzstudium aufgrund der zahlreichen Teilnehmer aus Lateinamerika bereits jetzt auf Englisch unterrichtet.
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