by Melanie Hofinger
"Der stationäre Buchhandel muss wieder attraktiver werden"
Vor drei Jahren übernahm Melanie Hofinger, nach eigener Aussage "spontan" die traditionsreiche Veritas-Buchhandlung in der Harrachstraße. In kurzer Zeit baute sie die Marke by Melanie Hofinger aus und erweiterte auf insgesamt sieben Filialen und beschäftigt 44 Mitarbeiter sowie sechs Lehrlinge. Die Quereinsteigerin glaubt an das Potenzial im stationären Handel und zeigt vor, wie ein moderner Buchhandel mit Regionalbezug funktionieren kann.
LINZ. "Der stationäre Handel bietet große Chancen, braucht aber frischen Wind", ist Melanie Hofinger überzeugt. 2018 übernahm sie spontan und als branchenfremde Quereinsteigerin, zuvor war Hofinger in der Gastronomie tätig, die Veritas-Buchhandlung in der Linzer Harrachstraße. Davon, dass sie heute sieben Buch-, Schreibwaren und Spielwarengeschäfte führt, ist die 28-jährige Unternehmerin selbst überrascht.
Sieben Geschäfte in drei Jahren
Neben den drei Geschäften in Linz – 2019 kam die Buch- und Schreibwarenhandlung in der solarCity dazu und Anfang 2020 die Traditionsbuchhandlung Neugebauer am Taubenmarkt – übernahm sie auch Geschäfte in Mauthausen, Lambach und Eferding. Diese tragen jetzt den Namenszusatz "by Melanie Hofinger" – die Marke, die die Wiedererkennung stärken soll.
Online-Infos und Beratung vor Ort
Mit jeder Übernahme behält Hofinger den individuellen Charakter des Geschäftes bei. "Wir passen uns an die Umgebung und die Bevölkerung mit ihren Bedürfnissen an", sagt Hofinger. Den benötigten "frischen Wind" bringt sie dennoch hinein: Digitale Informationen und Click & Collect-Angebote werden mit persönlicher Beratung vor Ort kombiniert. Ein Bücherautomat vor der Veritas-Buchhandlung bietet rund um die Uhr Zugang zu Lesestoff.
Mitarbeiter sind das wichtigste Gut
Als wichtigstes Gut bezeichnet Hofinger ihre Mitarbeiter. "Mein Team ist mir sehr wichtig. Entscheidungen treffen wir immer gemeinsam", so die Unternehmerin. Mittlerweile beschäftigt sie 44 Mitarbeiter und bildet zusätzlich sechs Lehrlinge aus. Auch darauf legt Hofinger großen Wert. "Der Buchhandel braucht gut ausgebildeten Nachwuchs", ist sie überzeugt. Probleme bei der Personalsuche kennt sie nicht. "Wir haben noch nie eine Stellenausschreibung gebraucht", berichtet die Unternehmerin. Allerdings gibt Hofinger auch Menschen eine Chance, die es auf dem Arbeitsmarkt nicht so einfach haben: Vor Kurzem stellte sie eine langzeitarbeitslose Person ein, ein Lehrling hat eine Hörbeeinträchtigung.
Buchhandel muss wieder attraktiver werden
Gegenüber ihrem Mitbewerb ist sie gelassen. "Ich verliere meine Kunden höchstens an Amazon", so Hofinger. Sie wünscht sich einen starken stationären Handel und Zusammenhalt in der Branche: "Der Buchhandel muss wieder attraktiver werden." Punkten könne man mit Top-Beratung und Regionalität. Vor allem für Kinder und Jugendliche bietet laut Hofinger eine Buchhandlung einen wichtigen Zugang zu Bildung und Wissen.
Managerin des Jahres 2020
Der Erfolg gibt Hofinger recht: 2020 wurde sie von der VKB-Bank zur "Managerin des Jahres" gewählt. Auch finanziell steht das Unternehmen gut da. Hofinger ist zu hundert Prozent Eigentümerin aller Unternehmen. Die letzten beiden Übernahmen wurden komplett aus eigenen Mitteln gestemmt, selbst im Krisenjahr. Für das kommende Geschäftsjahr erwartet sie einen Umsatz von acht Millionen Euro. Weiteres Wachstum ist allerdings für mindestens ein Jahr nicht vorgesehen. "Man muss seine eigenen Grenzen kennen und auch auf sich und seine Gesundheit schauen".
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