Flüchtling arbeitet bei Linzer Werbeagentur
Die Linzer Werbeagentur Createam beschäftigt einen 45-Jährigen, der vor dem Krieg geflohen ist.
LINZ (spm). Seit drei Monaten ist der 45-jährige Abdul Atif Wali aus Syrien in Linz. In seiner Heimat führte er eine kleine Grafikfirma mit zehn Mitarbeitern in einer Stadt nahe Damaskus. Dort lebte er auch gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Kindern. Der Krieg zwang seine Familie, die Heimat zu verlassen und in die Hauptstadt zu ziehen. "Dort ist es sicherer", sagt Wali. Während seine Familie nach wie vor in Damaskus ist, flüchtete der 45-Jährige. Zwischenzeitlich fand er in Libyen Arbeit, musste jedoch aufgrund der dortigen ebenso unsicheren Bedingungen mit dem Boot nach Europa fliehen, wo er schließlich nach langer Reise in Linz ankam. Ein Jahr und drei Monate sind seit seinem Aufbruch bereits vergangen. Seither hat er auch seine Familie nicht mehr gesehen. Einzig sein Handy verbindet ihn mit seinen Liebsten. Bald soll das Warten ein Ende haben. "Im Juli kommt meine Familie nach Linz", sagt der Syrer.
Beispiel soll Schule machen
Wali hatte bereits kurz nach seiner Ankunft Asyl erhalten. Wenig später wurde er vom pensionierten Mediziner Peter Kühn zur Linzer Werbeagentur Createam vermittelt, wo er wohlwollend aufgenommen wurde. "Es wird soviel über das Thema Flüchtlinge berichtet. Leider meist nur die negativen Aspekte. Wir wollten dem etwas Positives entgegensetzen und selber helfen. Alle Kollegen waren begeistert von der Idee. Wir sehen hier, wie gut und problemlos Integration funktionieren kann", sagt Geschäftsführerin Barbara Hartl. Wali arbeitet geringfügig. Jeden Mittwoch kommt er ins Büro. "Sein Deutsch wird jede Woche besser und wir verstehen uns alle sehr gut mit ihm", so Hartl. "Er hatte in Syrien ein eigenes Unternehmen, wir wollen ihm die Chance geben, auch hier Fuß zu fassen. Wir wollen Wali dazu bringen, dass er selbstständig arbeiten kann und seine eigenen Projekte macht – wir haben dazu genaue Ziele defniert", sagt Agenturleiterin Nicole Haunschmidt. Man sieht dem Syrer an, dass er hier angenommen wird, er fühlt sich wohl und wirkt entspannt. "Es gefällt mir sehr gut hier. Aber ich muss noch viel lernen", sagt Wali. "Das macht er auch. Wir haben ihm gerade eine Übungsstation eingerichtet, wo er freiwillig noch zusätzlich übt", sagt Haunschmidt. Die Programme sind teilweise andere, aber groß ist der Unterschied zu Syrien nicht. "Alles hier in Österreich ist sehr ähnlich wie in meiner Heimat." In diese möchte er auch gerne wieder zurück. Wenn der Krieg vorbei ist und es wieder sicher ist. Bis dahin hat er beim Createam einen sicheren Hafen gefunden. "Es würde uns freuen, wenn unser Beispiel auch andere Firmen motiviert, Flüchtlinge aufzunehmen", so Hartl.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.