Jugendliche als Mobbing-Opfer
Ob Schule oder Arbeitsplatz – es gibt zu wenig Prävention und Schutz bei Mobbing
Mobbing ist ein ernstes Problem unserer Gesellschaft. Es führt zu viel Leid, zu erheblichen Gesundheitskosten und im schlimmsten Fall zum Suizid.
OÖ (das). In der Arbeiterkammer Oberösterreich (AKOÖ) rufen fast täglich Menschen an, die von ihrem Chef oder von den Kollegen im Betrieb gemobbt werden. „Ich denke mir oft, es ist unglaublich, wie es zugeht in der Arbeitswelt da draußen und was sich Mitarbeiter gefallen lassen müssen“, schildert Walter Enzlberger, Mobbingexperte vom AKOÖ-Rechtsschutz Linz. Mobbing ist ein gezielter und systematischer Angriff auf eine Person. Rund ein Viertel der Beratungssuchenden sind dabei Jugendliche. Wenn Enzlsberger hört, wie Lehrlinge und junge Menschen beschimpft werden vom Vorgesetzten, möchte er am liebsten sofort den Apparat in die Hand nehmen und dort anrufen. „Aber die meisten Betroffenen wollen nicht, dass wir uns im Unternehmen einschalten“, so der Mobbingexperte. Wenn man sich direkt an den Dienstgeber wendet, geht es meistens in Richtung Auflösung des Dienstverhältnisses – „die Menschen brauchen aber den Arbeitsplatz“. Ein Gesetz, das ausreichend Schutz für Opfer bieten würde, gibt es derzeit noch nicht.
Erst kürzlich wurde daher wieder eine „Bürgerinitiative zur Schaffung eines Antimobbinggesetzes (AMG)“ gestartet.
Kaum Prävention an Schulen
Während Erwachsene viel bewusster und klarer in einer Form von – „ich will dich leiden sehen“ – mobben, ist Jugendlichen das Leid, welches sie anrichten, oft gar nicht bewusst, sagt Rupert Herzog, Leiter der Mobbing- und Gewaltpräventionsstelle OÖ. Aber Mobbing in der Schule habe massive Auswirkungen auf die Gesundheit, vor allem aber auch auf die Schulleistung. Opfer sind meist „anders“ und wehren sich nicht gegen Angriffe. „Wenn jemand in der Schule gemobbt wird, muss etwas unternommen werden“, mahnt Herzog, „denn von selber hört das nicht auf.“ Mit Unterstützung von Eltern, Freunden, Vertrauenspersonen und im Idealfall den Lehrern sollte sich das Opfer zur Wehr setzen. Dabei greifen für Herzog die derzeitigen Maßnahmen und die Prävention gegen Mobbing in der Schule zu kurz. „Eine umfangreiche Ausbildung der Lehrer im Bereich Mobbing wäre wichtig. Alle, Lehrer, Direktionen, Eltern, Schüler und die Schulpolitik sollten gegen Mobbing an einem Strang ziehen“, fordert der Experte.
Wo gibt es Hilfe?
• Berufstätige: Infos auf der Homepage der AKOÖ oder unter der AK-Hotline 050/6906-1 sowie beim Mobbing-Telefon der Betriebsseelsorge 0732/7610-3610 (jeden Montag von 17 – 20 Uhr).
• Schüler: KiJA OÖ. Mobbing- und Gewaltpräventionsstelle, Tel.: 0664/15 21 824.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.