20 Millionen Forschungsförderung
Oberösterreich wird EU-Referenzprojekt für Wasserstoff-Speicherung
Mit 20 Millionen Euro Fördergeldern stattete die EU das internationale Forschungsprojekt EUH2STARS unter österreichischer Führung aus. Am Beispiel vom Großraum Linz soll dabei getestet werden, wie sich Sonnenenergie, umgewandelt in "grünen Wasserstoff", unterirdisch speichern und transportieren lässt. Oberösterreich etabliert sich dadurch zum gesamteuropäischen Referenzprojekt.
LINZ. "Für Oberösterreich als Wirtschafts- und Industriebundesland Nummer eins ist Wasserstoff ein Schlüsselfaktor für die Energieversorgung der Zukunft", betonte Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) in der heutigen Pressekonferenz zum Startschuss des internationalen Forschungsprojektes EUH2STARS. Neben fünf Mitbewerbern konnte sich das internationale Konsortium unter Leitung des Energiespeicherunternehmens RAG Austria durchsetzen und erhielt den Zuschlag für 20 Millionen Euro an EU-Förderungen. "Nun haben wir im Rahmen dieses Referenzprojekts von der EU den Auftrag, aufzuzeigen, dass sich mit Energie aus Sonne und Wind auch Ballungsräume das ganze Jahr über mit grüner Wärme verlässlich versorgen lassen", so RAG Austria-CEO Markus Mitteregger. Die österreichische Bundesregierung fordert Achleitner in diesem Zusammenhang auf, rasch die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur zu schaffen sowie die benötigten Gelder zur Verfügung zu stellen. "Hier ist der Bund säumig", so Achleitner.
Wasserstoff langfristig speichern
Ziel des Projekts ist die Entwicklung marktreifer Wasserstoffspeicher-Systeme, die die in den Sommermonaten gewonnene erneuerbare Energie, umgewandelt in "grünen Wasserstoff", langfristig speichern können. Basierend auf den vorhandenen Erfahrungen der RAG Austria – diese hat mit dem Projekt "Underground Sun Storage" in Gampern letztes Jahr als erstes Unternehmen weltweit nachgewiesen, dass Wasserstoff in ausgeförderten Erdgaslagerstätten saisonal und großvolumig gespeichert werden kann – soll jetzt weiter in diese Richtung geforscht werden. Im Zuge dessen wird auch der Standort für eine neue, unterirdische Speicherstätte in Sattledt geprüft.
Gasleitungsnetz grundsätzlich für Transport geeignet
Für den Transport von Wasserstoff eignet sich grundsätzlich das bestehende Gasleitungsnetz. "Mit der Umwidmung von rund 1.400 Kilometern bestehender Gasleitungen und dem Zubau von etwa 300 Kilometern zusätzlicher Wasserstoffleitungen kann parallel zum Methannetz ein leistungsfähiges Kernnetz in Österreich aufgebaut werden", so Bernhard Painz, Vorstand der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM). Am Beispiel des Großraums Linz soll, in Zusammenarbeit mit der Linz AG, die praxistaugliche Versorgung von Industrieunternehmen geprüft werden. Dazu wird im Rahmen des Projekts das Fernheizkraftwerk Linz-Süd sowie die Zuleitung auf ihre Wasserstofftauglichkeit untersucht und eventuell notwendige Adaptierungen analysiert. Noch vor dem Projektende 2029 will man alle notwendigen Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette untersucht haben und mit der konkreten Umsetzung beginnen.
Linz will Industrie transformieren
Für den Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) ist EUH2STARS ein Leuchtturmprojekt mit Signalwirkung für die großen Unternehmen in Linz. "Grüner Wasserstoff ist von entscheidender Bedeutung, um die Dekarbonisierung in der kommunalen Fernwärme- und Stromerzeugung zu realisieren", so Luger, "diese Technologie bietet sich ebenfalls für den umfassenden Einsatz in der Linzer Industrie an. Wir wollen Industrieregion bleiben, wissen aber, dass wir uns transformieren müssen." Bereits in der Vergangenheit hat sich Linz zum Ziel gesetzt, bis 2040 zur klimaneutralen Industriestadt zu werden. Derzeit ist die Landeshauptstadt als Verursacher von 13 Prozent aller CO₂-Emissionen in Österreich trauriger Spitzenreiter in diesem Bereich.
Linzer Fernwärme zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie
Gemeinsam mit der Stadt Linz hat sich deshalb auch die Linz AG vorgenommen, die Fernwärmeversorgung bis 2040 zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien bereitzustellen. Aktuell werden so 40 Prozent des Bedarfs gedeckt. Mit der Inbetriebnahme des neuen Wärmewandlers erreicht das Unternehmen 60 Prozent. Den Rest will die Linz AG zukünftig durch grünen Wasserstoff abdecken. "Wir glauben daran, dass unsere Kraftwerke umrüstbar sind", betont Linz AG-Generaldirektor Erich Haider in diesem Zusammenhang.
Partner im internationalen Projekt EUH2STARS
Das Konsortium von EUH2STARS mit seinen komplementären Kompetenzen in verschiedenen Disziplinen bildet unter Leitung der RAG Austria AG nicht nur die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffspeicherung ab – vom Herzstück der Speicherung (RAG Austria AG, Shell Global Solutions International B.V./Niederlande, Energie Beheer Nederland BV/Niederlande, Hungarian Gas Storage/Ungarn, Trinity Capital S.L./Spanien), der Wasserstoffaufbereitung (Axiom angewandte Prozesstechnik GmbH, Axiom Polska Sp.z o.o), über die Transportnetze (AGGM) bis hin zu Energieversorgern (LINZ AG) – sondern integriert auch wesentliche Forschungseinrichtungen (Montanuniversität Leoben, The Netherlands Organization for Applied Scientific Research/Niederlande, Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz).
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.