Traumjob "Männerberuf": kreativ und technisch
An einem mangelt es in den Werkstätten von via.vista und fragile sicher nicht: Stolz auf die eigene Arbeit. Zu sehen war das ganz deutlich beim zweiten Frühlingsmarkt, bei dem die Lehrlinge eigene Arbeiten verkauft haben. Dekorative Glasschalen, Objekte aus Holz, Magnete oder Schüsseln wurden von zahlreichen Besuchern bestaunt und auch fleißig gekauft. "Viele glauben, wir stellen nur Dekoobjekte her. Das stimmt aber nicht", stellt Birgit Koblinger klar, die in der Glaswerkstatt via.vista mithilft, die Jugendlichen zu betreuen. Geld verdienen die Werkstätten eher mit größeren Projekten, wie etwa maßangefertigten Möbeln für Privatpersonen und Firmen.
22 Mädchen absolvieren derzeit ihre Lehre als Glasbautechnikerin oder Tischlerin in den beiden Werkstätten via.vista und fragile, die von der Linzer Gesellschaft für die Förderung der Qualifikation von Frauen (VFQ) betrieben werden. "Die meisten unserer Mädchen sind Schulabbrecherinnen, Migrantinnen oder haben eine schwierigen sozialen Hintergrund", so Koblinger. Zum VFQ kommen sie über das AMS. "Ich habe gar nicht gewusst, worum es bei dem Beruf überhaupt geht, als mir das AMS vorgeschlagen hat, es einmal zu probieren", sagt Julia Brandl, die heute im zweiten Lehrjahr ist. Heute kann sie sich nichts anderes mehr vorstellen: "Die Arbeit ist einerseits sehr kreativ, andererseits total technisch."
Die Mädchen erhalten eine umfassende Ausbildung: "Bei uns lernt man noch, mit den Geräten umzugehen. Nichts ist automatisiert. Und zwischendurch wird auch die Theorie gelernt. Eine Ausbildung, wo der Lehrherr so auf seine Lehrlinge eingeht, gibt es fast nirgends", so Koblinger. Zusätzlich zu Lehre und Berufsschule werden die jungen Frauen von einer Sozialarbeiterin betreut.
Trotz der guten Ausbildung gäbe es jedoch immer noch Ressentiments gegen Frauen in sogenannten Männerberufen: "Viele schauen erstmal komisch, wenn eine Frau in Arbeitshosen daherkommt", sagt Brandl. Auch Koblinger bestätigt, dass es die Mädchen nach dem Ende der Lehre oft schwer hätten, eine Anstellung zu finden, obwohl es genügend freie Stellen gäbe. "Die, die wirklich gut und engagiert sind, kommen aber meistens wo unter." Brandl hat sich daher gleich größeres vorgenommen: "Ich würde nach dem Ende der Lehre gerne den Meister machen."
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