Gedenkstunde zum Internationalen Holocaust-Gedenktag

Von links: Günther Schuster, Miguel Herz-Kestranek und Arik RavOn. | Foto: Österreichische Freunde von Yad Vashem
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  • Von links: Günther Schuster, Miguel Herz-Kestranek und Arik RavOn.
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Anlässlich des Int. Holocaust-Gedenktages der Vereinten Nationen veranstalteten die Österreichischen Freunde von Yad Vashem gemeinsam mit der Stadt Linz am 29. Jänner 2018 eine Gedenkstunde im Alten Rathaus. Unter den zahlreichen Ehrengästen konnten Yad Vashems Europadirektor Arik RavOn, der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, Altbischof Maximilian Aichern, die Präsidentin der IKG Linz, Charlotte Herman, Landtagsabgeordneter Severin Mayr, zwei Stadträtinnen, die Präsidentin des Oberlandesgerichts, Katharina Lehmayer, sowie der Rektor der PH der Diözese Linz, Franz Keplinger begrüßt werden. Musikalisch wurde der Gedenkabend von Mirjam Arthofer und Petra Asztalos einfühlsam umrahmt.

#weremember

Was einmal möglich war, sei auch künftig wieder möglich, so Vorsitzender Günther Schuster in seinen Eröffnungsworten. Er rief dazu auf, allen Tendenzen entgegenzuwirken, die die Entstehung von Rassenhass, Antisemitismus und Diskriminierung begünstigen. Es müsse auch jede Schönfärberei und Heroisierung des Naziregimes aufgedeckt und geächtet werden. Schuster rief zur Teilnahme an der Aktion „#weremember“ des World Jewish Congress auf, an der sich viele Besucher nach der Veranstaltung durch ein Fotoshooting beteiligten.

Junge Generation erreichen

Die Linzer Vizebürgermeisterin Karin Hörzing vertrat den erkrankten Bürgermeister Klaus Luger. Sie ging in ihren Worten auf das Gedenkjahr 2018 ein. Österreich feiere heuer 100 Jahre Republik. Die Republik sei eine Chance, dass so etwas wie Auschwitz nie mehr passiere – aber es sei keine Garantie. Es brauche Demokratie und Menschen, die sich dafür einsetzen, dass sich millionenfacher Mord, Folter und Entwürdigung nicht wiederholen können, so Hörzing.
Yad Vashems Europadirektor Arik RavOn betonte, dass man Wege finden müsse, um die junge Generation zu erreichen. Was bisher funktioniert habe, sei bei jungen Menschen nicht mehr wirksam. Eine Botschaft, die länger als 20 Sekunden dauere, werde rasch von der nächsten verdrängt. Allerdings habe die junge Generation heute mehr Interesse an den Ereignissen der Nazizeit als alle Generationen davor. Die Jungen seien frei und unbelastet von der Frage der Schuld. Sie gelte es zu erreichen und zu motivieren, das Erfahrene – auch auf digitalem Wege – mit anderen zu teilen.

Neue Form der Gedenkkultur

Miguel Herz-Kestranek beleuchtete in seiner Rede die gegenwärtige Gedenkkultur sehr kritisch. Er sei in seinem Leben bei unzähligen Gedenkfeiern gewesen, habe zahlreiche Reden gehört und Versuche erlebt, das nach wie vor Unbegreifliche in Worte zu fassen und damit Betroffenheit zu erwirken, die über die Gedenkstunde hinaus andauern sollte. Doch seine Zweifel seien gewachsen, so Herz-Kestranek: an der Wirksamkeit über das Nicht-Vergessen hinaus, an der Nachhaltigkeit der Appelle, an der Möglichkeit, dauerhafte Betroffenheit zu erwirken. Zu groß scheine die Distanz vom Anlass zu sein – vor allem für Nachgeborene, Unbeteiligte und somit Schuldlose. Wenn Gedenkfeiern in der derzeitigen Form wirksam wären, dann dürften nicht genau jene Anfänge, denen zu wehren immer aufgerufen wird, sich so mehren wie heute.
Er habe nachgedacht, welche Form des Gedenkens ihn diese Zweifel überwinden ließe, so Herz-Kestranek. Er frage sich, wie es wäre, Gedenken immer in einen Zusammenhang mit dem eigenen Gewissen zu bringen, den Bezug zur Gegenwart zu suchen und sich zwei Fragen zu stellen – eine schwierig und eine leicht zu beantwortende: „Wie hätte ich damals gehandelt?“ und „Wie handle ich heute?“ Wofür reiche die eigene Charakterstärke heute, ohne die Gefährdung von damals? Damals hätte man vielleicht geschwiegen, wenn man um das eigene Leben oder das der Familie hätte bangen müssen? Aber wie laut wäre die eigene Stimme heute – ohne diese Bedrohung?

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