Linz feiert 70 Jahre Volkshochschule

Zec war zuvor städtischer Integrationsbeauftragter. | Foto: Gregor Hartl
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  • Zec war zuvor städtischer Integrationsbeauftragter.
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Belmir Zec leitet seit 2015 die Volkshochschule Linz. Bereits als Integrationsbeauftragter der Stadt Linz, war sein Arbeitsplatz mit dem Wissensturm verbunden. Im Gespräch mit der StadtRundschau erläutert Zec welchen sozialen Stellenwert das Bildungsangebot hat und wie sich Volkshochschule und Wissensturm für die Themen der Zukunft rüsten.

Seit zehn Jahren befinden sich Stadtbibliothek, Volkshochschule und Medienwerkstatt Linz an einem Standort. Welche Vorteile hat die Zusammenlegung gebracht?

Belmir Zec:
Durch die Zusammenlegung und Nutzung der damit verbundenen Synergien ist eine Einrichtung entstanden, die persönliche Bildung der Menschen in den Vordergrund stellt, unabhängig vom beruflichen Nutzen. Im Jahr 2016 hatten wir in der VHS Linz mehr als 2.200 Kurse und 25.000 Besucher. Er ist ein Paradebeispiel dafür wie eine Kommune Erwachsenenbildung an einen Ort bringt und innovative Zugänge zu bildungspolitischen Schwerpunkten setzt. Der Wissensturm ist ein Vorzeigemodell im deutschsprachigen Raum. Viele andere Volkshochschulen haben sich unsere in Linz angesehen und versuchen nun unser Konzept zu kopieren. Wir können mit Stolz sagen, dass wir die fortschrittlichste VHS im deutschsprachigen Raum sind.

Welchen Beitrag leistet die Volkshochschule Linz zum Thema Integration?
Integration ist heute ein überaus strapaziertes Wort mit schillernden Bedeutungen. Wir verstehen Integration als Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unter vorgegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei spielt Sprachförderung eine wichtige Rolle. Ich selbst habe meinen ersten Deutschkurs 2006 in der VHS Linz absolviert. Ein Großteil des VHS Programmes kann man als integrationsfördernd betrachten. Beispielsweise bietet die Volkshochschule Linz kostenlose Lernhilfe für Schüler und Schülerinnen der Linzer Pflichtschulen an, im Gesundheitsbereich gibt es spezifische Angebote für Frauen, im Technikbereich ist das "CoderDojo", wo Kindern das Programmieren beigebracht wird, ein Renner. Daneben gibt es Kooperationen mit NGOs und Vereinen, wo wir versuchen integrationsrelevante Themen abzudecken. 
Wir ermöglichen einen niederschwelligen und leistbaren Zugang zu Bildung für alle Linzer. Aktivpass-Besitzer bezahlen für alle Kurse den halben Preis. Damit hat unser Angebot einen sozialen Aspekt.
Einerseits gibt es Kurse, die seit 30 Jahren mit demselben Kursleiter und denselben Teilnehmern laufen, das ist fast ein Stammtisch geworden. Andererseits treffen sich in vielen Kursräumen Menschen aus verschiedenen Schichten und Altersgruppen mit unterschiedlichen Anschauungen und Meinungen. Das ist wirklich jedes Mal ein kleines buntes Linz.



Inwieweit ist die VHS von der Magistratsreform und den damit einhergehenden Einsparungen betroffen?

Wir haben versucht uns in den letzten Jahren zu modernisieren. Für das Budgetjahr 2018 haben wir 155.000 Euro weniger zur Verfügung. Das sind circa vier Prozent unseres Gesamtbudgets. Wir sehen das als Anreiz, unser Programm zu optimieren und fit für die Zukunft zu machen. Unsere Fachbereiche haben wir von neun auf sechs zusammengeführt und damit die solide Basis für die Einsparungen gelegt. Eine moderne Gestaltung ist kostspielig, daher muss man bildungspolitische Prioritäten setzen.

Wie kann die Erwachsenenbildung im Wissensturm fit für die Zukunft gemacht werden?
Wir wollen der VHS ein neues Image verpassen. Das Angebot wächst ständig. Wenn ich durch den Wissensturm gehe, erlebe ich dabei selbst immer wieder Überraschungen. Wir denken viel über die Zukunft nach und gehen das Thema Digitalisierung als gesellschaftliche Herausforderung an. Wir wollen einen Beitrag leisten und den Menschen dazu die nötigen Tools in die Hand geben. Ein Großteil unserer Kursbesucher ist über 50 Jahre alt. Junges Publikum sprechen wir mit einem speziellen Programm an.
Wo es Probleme in der Gesellschaft gibt, wollen wir verstärkt Programm anbieten. Wir leben von unseren Stammkunden. Gleichzeitig nehmen wir uns vor, zehn Prozent des Programmes jährlich neu zu gestalten. Wir gehen auch in die Stadtteile und wollen in den dortigen Zweigstellen modernes Programm anbieten. Das ist ein Learning-by-doing-Prozess. Manchmal gibt es auch Flops, aber dazu stehen wir. Wir wollen nicht nur gute Zahlen sehen, sondern als VHS auch gesellschaftliche Prozesse mitgestalten.

In den Medien war auch zu lesen, dass die Arbeit der Medienwerkstatt wegen Einsparungen gefährdet ist?
Ich denke, dass die Medienangebote im Wissensturm neu aufgestellt und zukunftsfit gemacht werden sollen. Der Umgang der Bürger mit den neuen Medien und Digitalisierung spielt dabei eine große Rolle.

Sieht man sich das Programm an, dann ist der Umfang sehr beeindruckend.

Mittlerweile sind es vermutlich mehr als 2.200. Wenn wir merken Kurse werden gut angenommen, dann bieten wir zusätzliche Durchgänge an. Das Programm wächst also immer noch. Gleichzeitig ist uns die Qualität der Kurse wichtig, denn in der Erwachsenenbildung sind wir an Qualitätskriterien gebunden. Parallel zum laufenden Betrieb führen wir von der EU, Bund und Land geförderte Projekte im Bereich der Basisbildung und des Pflichtschulabschlusses durch. Wir bereiten uns gerade für die neue 5-jährige Periode vor. Zusätzlich legen wir den Fokus auf innovative Bildungsarbeit und auf gesellschaftspolitische Herausforderungen.

Setzen sie sich auch selber in die Kurse?


Ja, ich habe mir vorgenommen im nächsten Jahr ein Drittel der Kurse zu besuchen und die Teilnehmer selbst zu begrüßen. Jeden Freitag biete ich einen "Tag des offenen Büros" an. Jeder kann kommen und Anregungen, Wünsche, Beschwerden, aber auch Lob aussprechen. Wir verstehen uns als ein offenes Haus und diskutieren gerne mit Teilnehmern und Kursleitern

Am Freitag werden dann 70 Jahre Volkshochschule gefeiert. Davor kann am „Tag der offenen Tür“ in das Kursangebot hineingeschnuppert werden.

Bereits jetzt gibt es eine Ausstellung im Foyer des Wissensturms. Wir zeigen eine Übersicht über die Geschichte der verschiedenen Standorte der VHS. Am "Tag der offenen Tür" wird unser Haus ab 13.30 Uhr bespielt. Es gibt Führungen durch alle Stockwerke. Mit unseren Kurs- und Fachbereichsleitern wird es die Möglichkeit zum „Meet and Greet“ geben. Wir bieten ein Kinderprogramm vom Zauberer bis zum Drohnenflug.
Im Erdgeschoss und im 15. Stock wird dann am Abend unsere offizielle Feier abgehalten. Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, der Ehrenpräsident des Verbands österreichischer Volkshochschulen ist, wird die Ehrenrede und einen Fachinput über die Wichtigkeit der Erwachsenenbildung halten.

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