„Anfangs hat keiner daran geglaubt“

- Bis zum heutigen Tag sind Lungauer Privat-Pkw von der Mautgebühr für Katschberg- und Tauerntunnel befreit, eingefädelt von Othmar Purkrabek (li.) und Hans Bogensberger.
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Drei engagierte junge Männer kämpften ab 1971 für die Lungauer um mautfreie Fahrt auf der Tauernautobahn.
Seit der Verkehr durch Katschberg und Tauern rollt, wird in St. Michael von den Autofahrern Maut eingehoben – von allen Autofahrern? Nein! Die Lungauer sind von Anfang an von der Mautgebühr für Katschberg- und Tauerntunnel befreit. Darum gekämpft haben drei Männer.
LUNGAU (rec). Fast auf den Tag genau 36 Jahre nach der Eröffnung des einspurigen Tauerntunnels werden offiziell am 30. Juni 2011 erstmals zwei Röhren gleichzeitig befahrbar sein. Anfang der 70er-Jahre startete der Bau von Katschberg- und Tauerntunnel.
Mautgegner-Trio formierte sich
Dass die Scheitelstrecke zwischen Rennweg und Flachau, also hauptsächlich der Lungauer Teil der A10-Tauernautobahn, bemautet werden würde, war bald beschlossene Sache und stieß vor allem einem sauer auf: Ramingsteins Alt-Bgm. Hans Bogensberger. Seit jeher bekannt als einer, der für seine Überzeugung einsteht, fand Bogensberger auch bald die passenden Mitstreiter: Den späteren Bürgermeister von Mariapfarr, Bezirksschulinspektor und Bezirksrettungskommandanten Othmar Purkrabek sowie den erst vor wenigen Tagen völlig unerwartet verstorbenen Josef Sagmeister, vielfach ausgezeichneter Ehrenkommandant und Gründungsmitglied des Roten Kreuzes Mauterndorf und ehemaliger Bezirksrettungskommandant-Stellvertreter.
Hans Bogensberger war Bezirks-obmann der Österreichischen Jugendbewegung, Othmar Purkrabek Landesstellvertreter. „Wir lassen es uns nicht gefallen, auch noch dafür zahlen zu müssen, dass der Lungau dem Autobahnbau eines der schönsten Gebirgstäler dem Straßenbau opfern muss“, lautete die Kampfansage von Hans Bogensberger und seinen Kameraden. Für die negativen Seiten des Fortschrittes sollte der Lungau auch entschädigt werden. Schließlich dient die Strecke zum überwiegenden Teil dem Transit. Mit diesen und anderen schlagkräftigen Argumenten haben die drei jungen Männer in fast allen Lungauer Gemeinden Diskussionsrunden abgehalten, Unterschriften gesammelt und Pressearbeit gemacht. „Anfangs waren wir damit nur Rufer in der Wüste, weil kaum jemand geglaubt hat, dass wir damit durchkommen“, erinnert sich Bogensberger. Das positive Echo steigerte sich zusehends. Mit dieser Rückendeckung war Hans Bogensberger persönlich beim damals noch jungen Finanzminister Hannes Androsch geladen.
Finanzminister erteilte Absage
Während der spätere Vizekanzler unter Bruno Kreisky kein offenes Ohr für die Lungauer Maut-Stürmer-und-Dränger hatte, schloss sich bald ein gewichtiger Sympathisant an: Der damalige Salzburger Landeshauptmann Hans Lechner. „Ich verstehe die Lungauer“, soll er gesagt haben, und mit dieser Unterstützung und viel Überzeugungsarbeit kam es, dass das kleine südlich gelegene Salzburger Volk seither Freifahrt genießt. Zu Beginn profitierten davon Besitzer aller bei der BH Tamsweg zugelassenen Fahrzeuge. Recht bald nach dem EU-Beitritt und ohne Widerstand des Landes Salzburg, beschränkte sich dieser Vorteil ausschließlich auf Privat-Pkw. Eine komplette Abschaffung dieser Ausnahme geriet zwar des öfteren in den Diskurs, wirklich ernst geworden ist es bisher aber nie. 2010 zahlte das Land Salzburg 360.000 Euro an die Asfinag, für 2011 sind 301.500 Euro veranschlagt. „Die kostenlose Mautkarte ist heute fast schon eine Selbstverständlichkeit, hat aber eine bewegte Vorgeschichte“, erinnern sich Hans Bogensberger und Othmar Purkrabek.


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