Wasser – woher nehmen und wohin damit?

Der Fluss des Wassers ist für den Radstädter Bürgermeister Josef Tagwercher ein großes Thema.
  • Der Fluss des Wassers ist für den Radstädter Bürgermeister Josef Tagwercher ein großes Thema.
  • hochgeladen von Peter J. Wieland

Das „Wasser“ ist zurzeit ein zentrales Thema in Radstadt. Die Trinkwasserversorgung wird in der „alten Stadt im Gebirge“ komplett auf neue Füße gestellt. Zudem sind die Gemeinden des Reinhalteverbandes Salzburger Ennstal gerade dabei die Kapazitäten ihrer Abwasserentsorgung zu verdoppeln.

Herr Bürgermeister, wie würden Sie die Struktur Ihrer Stadtgemeinde beschreiben?
Josef Tagwercher: „Wir sind wirtschaftlich breit aufgestellt. Einen großen Anteil hat der Tourismus. Wir zählen 4.000 Gästebetten und jährlich mehr als 400.000 Nächtigungen, wovon zirka zwei Drittel auf die Wintermonate entfallen. Darüber hinaus hat Radstadt viele Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe. Mit der Firma Johnson Controlls habe wir auch einen Großbetrieb, der zirka 600 Mitarbeiter beschäftigt. Der Landwirtschaftssektor durchlebt derzeit eine schwierige Zeit. Viele Bauern sind im Nebenerwerb tätig, einige stellen den Betrieb um oder hören auf.“

Wie hoch ist das Budget, das Sie hier in Radstadt haben?
Josef Tagwercher: „Der Voranschlag für 2011 umfasst Einnahmen und Ausgaben von 9,7 Millionen Euro im ordentlichen und rund 1,9 Millionen Euro im außerordentlichen Haushalt.“

Gibt es Projekte, die gerade am Laufen sind?
Josef Tagwercher: „Der größte Brocken ist mit Sicherheit die Trinkwasserversorgung, die wir komplett auf neue Füße stellen müssen. Derzeit schöpfen wir unser Wasser aus achtzig verschiedenen Quellen am Schwemmberg und haben für den Spitzenverbrauch im trockenen Winter zuwenig Wasserdargebot. Experten raten uns zur Erschließung einer großen Spende. Eine Probefassung im Gebiet Richtung Untertauern wurde bereits durchgeführt. Seit einem Jahr werden dort elektronische Daten gesammelt und relevante Beobachtungen durchgeführt. Wir hoffen, dass die für eine wasserrechtliche Bewilligung erforderlichen Gutachten bis Ende des Jahres vorliegen werden. Es werden hier richtungsweisende Entscheidungen für die nächsten Jahrhunderte in Radstadt getroffen – daher ist das so eine langwierige Geschichte. Im heurigen Haushalt haben wir 500.000 Euro dafür veranschlagt.“

Die Ennspongauer Gemeinden sind schon seit einiger Zeit um die Erweiterung der gemeinsamen Kläranlage bemüht. Wie zeigt sich der Status quo in dieser Angelegenheit?
Josef Tagwercher: „Allen Gemeinden des Reinhalteverbandes ‚Salzburger Ennstal‘ – das sind Tweng, Untertauern, Altenmarkt, Flachau und Radstadt – wurde vom Land ein Widmungsstopp auferlegt. Das heißt, es darf kein neues Bauland mehr ausgewiesen werden, weil zu Spitzenzeiten die Kapazität der bestehenden Abwasserentsorgung nicht ausreicht. Notwendig ist ein Ausbau auf das doppelte Volumen. Zurzeit läuft die europaweite Planersuche auf Hochtouren. Übermorgen, den 11. März, tritt die Jury wieder zusammen. Wir hoffen, dass bis Jahresende ein Planer gefunden ist, dieser Entwürfe vorlegen kann und einer Baubewilligung in weiterer Folge nichts mehr im Wege steht. Kostenschätzungen gehen von einem Investitionsvolumen zwischen zwölf und 15 Millionen Euro aus.“

An welchen Problemen hat man in der „alten Stadt im Gebirge“ zu knabbern?
Josef Tagwercher: „Ein Spannungssfeld bilden Bestrebungen zur Erhaltung und des Schutzes der historischen Bauten in Radstadt und demgegenüber stehen oftmals Interessen der Objektbesitzer in der Innenstadt, die von Zeit zu Zeit etwas verändern und modernisieren wollen. Vom Austausch eines Fensters bis hin zur Platzierung eines Werbeschildes braucht alles eine Genehmigung. Dafür wird eine eigene Kommission einberufen. Ich als Bürgermeister und baubehördlicher Vertreter stehe oft zwischen diesen beiden Fronten. Meine grundsätzliche Meinung dazu ist, dass Radstadt einerseits bemüht sein muss das Prädikat ‚Historische Stadt‘ zu erhalten, andererseits muss es auch Entwicklungen geben dürfen. Auch in den letzten 700 Jahren, solange gibt es unsere Stadt bereits, war nicht nur Stillstand zu beobachten – das wäre undenkbar.“

Wie sieht es mit dem öffentlichen Verkehr aus? Die ÖBB wollen Verbindungen kürzen, etwa auf der Strecke Salzburg-Graz. Reicht das bestehende Angebot aus?
Josef Tagwercher: „Der öffentliche Verkehr ist ein Riesenproblem, denn er wird immer mehr ausgedünnt bzw. werden die Kosten für die Aufrechterhaltung des Netzes auf die Gemeinden abgewältzt. Ich erachte es als ureigene Aufgabe des Staates für ein funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz zu sorgen. Meiner Einschätzung nach ist es schlichtweg eine Katastrophe, vom Erreichen der Kyotoziele zu sprechen und gleichzeitig an die Einstellung oder Einschränkung von Verbindungen, wie zum Beispiel zwischen den beiden Hauptstädten Salzburg und Graz, zu denken, noch dazu wo in Österreich ein attraktives Schienennetzwerk vorhanden wäre. Diese ungenutzt zu lassen käme für mich nicht in Frage.“

Würden Sie als Bürgermeister einer tourismusorientierten Gemeinde die Erhöhung der Orts-taxenobergrenze begrüßen?
Josef Tagwercher: „Im Einvernehmen mit dem TVB sowie den Vermietern heben wir aktuell die höchst mögliche Ortstaxe von 1,1 Euro ein. Jede Gemeinde weiß über die eigene Struktur Bescheid und kann meiner Ansicht nach selbst recht gut abschätzen, wie hoch die Ortstaxe sein sollte. Mit einer Erhöhung der Obergrenze wäre ich daher einverstanden, weil die einzelnen Kommunen dadurch mehr Spielraum gewinnen würden.“

In einer Presseaussendung von Ihnen ist die Rede von der Erweiterung der Volks- und Hauptschule. Würden Sie bitte darauf ein wenig eingehen?
Josef Tagwercher: „Ein Bundesgesetz sieht die Begrenzung der Klassenschülerhöchstzahlen auf 25 Kinder vor. Radstadt ist ein Schulstandort – daher werden wir nicht darum herumkommen uns damit zu beschäftigen. Wir haben errechnet, dass die VS um 600 Quadratmeter, die HS um 1.000 Quadratmeter erweitert werden müssen. Wir sprechen hier von einer Investition zwischen vier und fünf Millionen Euro und genau darin erkenne ich ein mögliches Problem: Ende 2013 läuft das Schulbauprogramm des Landes aus, ab 2014 startet das neue. Ich gehen davon aus, dass von den 118 Kommunen im Bundesland Radstadt nicht die einzige sein wird, die sich da um Geld anstellt. Meine konkrete Sorge bzw. Frage ist die, ob das Land mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen auskommen und ob Radstadt im neuen Schulbauprogramm berücksichtigt wird.“

Wer ist der geheime Bürgermeister in Ihrer Gemeinde?
Josef Tagwercher: „Gott sei Dank gibt es in den unterschiedlichsten Bereichen viele engagierte Bürger. Es gibt aber nur einen aktiven Bürgermeister, der die Verantwortung zu tragen hat.“

Interview: Peter J. Wieland

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