Nachhaltig unterwegs in den Alpen
WWF-Jugendnetzwerk „Generation Earth“ zu Besuch auf erster fleischfreien Hütte Österreichs

Generation Earth zu Besuch auf der Franz Fischer Hütte (c) Lisa Reggentin
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Im Rahmen des EU-Projektes „Eat4Change“ hat das Jugendprogramm des WWF Österreich im September eine Exkursion in den Naturpark Riedingtal organisiert. Das Ziel: Die Franz Fischer Hütte – die erste fleischfreie Hütte Österreichs.


Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, auf Fleisch und sogar Milchprodukte zu verzichten, um einen Beitrag zu mehr Tierwohl und Naturschutz zu leisten. Diese veränderte Nachfrage spiegelt sich auch immer stärker gastronomischen Angebot wider. Und dieser Trend macht auch dort nicht halt, wo Tradition und Kultur noch immer eine große Bedeutung haben. Das Beste Beipsiel dafür ist die Franz Fischer Hütte im Naturpark Riedingtal im Salzburger Lungau. Als erste Alpenvereinshütte Österreichs wurde hier im Jahr 2020 Fleisch komplett von der Sepiesekarte verbannt. Seither werden auf 2020 Höhenmetern nur noch vegane Gerichte serviert – und die Nachfrage ist denn je.

Wie funktioniert so ein nachhaltiges Hüttenkonzept? Und wieso ist die Nachfrage nach veganen Gerichten bei HüttenbesucherInnen auf einmal so groß, die doch stets gewohnt waren, bei der Einkehr Schnitzel, Speck und Kaminwurzen serviert zu bekommen? Dieser Frage wollten 10 Jugendliche nachgehen, die Anfang September auf Einladung von Generation Earth – dem Jugendprogramm des WWF Österreich – zu einer Exkursion auf die Franz Fischer Hütte aufgebrochen sind. Drei Tage ganz im Zeichen von Natur, Wanderungen und veganer Ernährung.

Erster Exkursionstag


Ausgangspunkt der Exkursion war die Schliereralm im Naturpark Riedingtal, wo die von dem Geschäftsführer des Naturparks, Franz Gferer, und der Schutzgebietsbetreuerin von Lungau, Clara Leutgeb, herzlich empfangen wurden. Auf einer rund zweistündigen Führung durch den Naturpark erfuhren die Jugendlichen Spannendes über die heimische Flora und Fauna und die Naturschutzarbeit vor Ort. Dabei wurde auch das Thema Ernährung in einem größeren Kontext beleuchtet. Immerhin ist die traditionelle Almbewirtschaftung von der Viehhaltung abhängig. Würden wir uns künftig alle vegan ernähren, gäbe es auch keine Rinder und Schafe mehr auf den Almen, womit sich die gewohnte Berglandschaft massiv verändern würde. Kein Wunder also, dass das fleischfreie Konzept der Franz Fischer Hütte – als absolutes Novum - auch kritische Stimmen laut werden ließ.

Inspiriert von der spannenden Diskussion ging es anschließend weiter auf den rund 3-stündigen Aufstieg zur Franz-Fischer Hütte durch eine beeindruckende Berglandschaft. Am Ziel angekommen, wurden die TeilnehmerInnen nicht enttäuscht. Die Hütte liegt eingebettet in eine wunderschöne Landschaft mit Panoramablick direkt neben dem wunderschöne Zaunersee. Genauso herzlich fiel auch die Begrüßung von Hüttenwirt Tom Burger aus, wodurch sich die Gruppe sofort wohl und willkommen fühlte. Und schnell wurde klar: Nicht nur die Speisekarte der Franz Fischer Hütte ist außergewöhnlich – auch die Hütte selbst unterscheidet sich in ihrer Architektur von anderen Hütten. 2013 wurde diese ganz neu errichtet, wobei besonderen Wert auf eine Architektur gelegt wurde, die den Geist des Alpenvereins wiederspiegelt und an den Bauplatz angepasst wurde. Helles Holz, große Fensterfronten und moderne Details – wie eine Panoramadusche - machen die Hüte modern und gemütlich zugleich.

Pünktlich um 18.30 Uhr begann schließlich dann der spannendste Teil des Tagesprogrammes: Das Abendessen. Entsprechend groß war die Neugier auf das, was einen da erwarten würde. Enttäuscht wurde jedenfalls niemand! Das Abendessen begann mit einer leichten Gemüsesuppe, auf der ein kleiner Salatteller folgte. Als Hauptspeise konnte zwischen Wirsing-Strudel und Karfiol-Pasta gewählt werden. Den Abschluss bildete schließlich eine Gries-Blaubeer-Schnitte. Jeder Gang wurde nicht nur sehr liebevoll angerichtet und präsentiert, sondern es gab auch zu jedem Gang Informationen zu den einzelnen verarbeiteten Produkten und ihrer Herkunft. Denn neben dem Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte legt die Küchenchefin Evelyn Faber besonderen Wert auf die Verarbeitung biologischer, regionaler und saisonaler Produkte. Auch eine Besonderheit: Auf der Franz Fischer Hütte gilt „All you can eat“. Jedem Gast wird Nachschlag angeboten und auch die Möglichkeit, das zweite Hauptgericht der jeweiligen Abendkarte zu kosten. Denn hier gilt es, den Gast mit veganen Speisen zu begeistern und davon zu überzeugen, dass ein wirklich gutes Gericht nicht zwingend Fleisch und Milchprodukte braucht.

Im Anschluss an das Abendessen präsentierte Hüttenwirt Tom Burger der Gruppe das nachhaltige Hüttenkonzept. Dabei ging er ausführlich darauf ein, wie die Idee für eine fleischlose Hütte entstanden ist, und welche Hürden dabei zu überwinden waren. Besonders spannend: Nach einer ersten Welle der Kritik aus dem direkten Umfeld, beobachteten die Hüttenwirte schnell einen rasanten Anstieg der Nachfrage und Nächtigungen. Das neue Konzept scheint mehr Befürworter und Kritiker zu finden. Denn hier ist nicht nur die Küche nachhaltig, die gesamte Hütte funktioniert komplett autark. Energie wird über ein eigenes kleines Wasserkraftwerk und Sonnenkollektoren produziert. Alle Produkte und Materialien, die auf der Hütte genutzt oder verarbeitet werden, sind nachhaltig und wenn möglich, biologisch und regional bezogen. Ein überzeugendes ganzheitliches Konzept, für das die Franz Fischer Hütte 2021 mit dem Umweltgütesiegel des Alpenvereins ausgezeichnet wurde. Und der Erfolg hinterlässt Spuren: Mittlerweile gibt es in Österreich insgesamt fünf fleischfreie Alpenvereinshütten.


Zweiter Exkursionstag

Am nächsten Morgen ging es für die Gruppe direkt weiter mit dem Frühstücksbuffet: Selbstgemachte Marmeladen und vegane Brotaufstriche, Obst, Gemüse, Joghurt und verschiedene Sorten Müsli konnten voll überzeugen. Für all diejenigen, die nicht komplett auf Milchprodukte verzichten wollen, gibt es immer eine kleine Auswahl an regionaler Bio-Butter, -Milch und -Käse. Gut gestärkt ging es anschließend auf zur nächsten Wanderung. Dieses Mal rund 3 Stunden entlang eines Panoramaweges durch felsiges und grünes Gelände, vorbei an kleinen Bächen und Wasserfällen - und vielen wunderschönen Seen.

Ziel dieser Wanderung war die Zauneralm, auf der Hüttenwirtin Heidi der Gruppe Spannendes über heimische Wildkräuter und ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten erzählte, aber auch über die Bräuchte und das Leben auf einer traditionellen Alm. Für den Rückweg zur Franz Fischer Hütte ging es wieder 700 Höhenmeter bergauf, bis auch schon das nächste Highlight wartete: Das zweite vegane Abendessen auf der Franz Fischer Hütte. Den Anfang machte eine feine Kartoffellauchsuppe, die wieder von einem kleinen Salatteller begleitet wurde. Als Hauptspeise konnte dieses Mal zwischen einer Zucchini-Lasagne und einem Eierschwammerl-Gulasch mit Semmelknödel gewählt werden. Den Abschluss des Abends machte ein leckerer Quinoa-Pudding mit Apfel-Zimt-Spiegel. Fazit: Auch das zweite Abendessen konnte wieder komplett überzeugen!

Dritter Exkursionstag

Der Morgen des dritten Exkursionstages startete erneut mit einem wunderschönen Sonnenaufgang – wieder gefolgt von einem tollen Frühstücksbuffet. Anschließend nutzte die Gruppe das gute Wetter für einen rund einstündigen Aufstieg auf den Stierkarkopf – bevor es an den Abstieg Richtung Parkplatz ging.

Die vielen Erlebnisse in der scheinbar unberührten Natur und der dreitägige Aufenthalt in der Alpenlandschaft unterstrichen die Bedeutung von Umweltschutz und einer nachhaltigen Entwicklung für die TeilnehmerInnen noch einmal mehr.
Die Exkursion war gefüllt mit neuen Erfahrungen, besonderen Begegnungen und inspirierenden Gesprächen. Auch wenn eine komplett vegane Ernährung in der Gesellschaft nach wie vor umstritten ist, hat der Besuch auf der Franz Fischer Hütte gezeigt, dass innovative Konzepte auch auf mehr als 2000 Höhenmetern absolut überzeugen – und ebenso zeitgemäß sind.

Generation Earth und das WWF-Projekt Eat4Change

Generation Earth kooperiert seit 2020 eng mit dem EU-geförderten WWF-Projekt „Eat4Change“, das junge Menschen für eine nachhaltigere, pflanzenbasierte Ernährung sensibilisieren will.

Schon gewusst?

ÖsterreicherInnen sind Spitzenreiter im Fleischkonsum
Obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO nur maximal 0,45 kg Fleisch pro Woche und Person empfiehlt, essen ÖsterreicherInnen im Schnitt 1,1 kg Fleisch pro Woche. Damit konsumieren ÖsterreicherInnen drei Mal so viel Fleisch wie empfohlen, womit wir im europäischen und weltweiten Spitzenfeld liegen.

Naturverlust durch Lebensmittelproduktion
Unser hoher Fleischkonsum hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Umwelt: 80 Prozent der Regenwaldabholzung ist auf Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zurückzuführen. Hauptsächlich aufgrund unseres großen Hungers auf Fleisch.

Fleischkonsum erhöht den CO2-Abdruck
Zugleich hat unser Ernährungsverhalten auch Effekte auf das Klima. Ganze 37 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen sind auf unser Ernährungssystem zurückzuführen. Davon ist Fleisch für fast die Hälfte verantwortlich. Im Vergleich: Ein Kilogramm Rindfleisch erzeugt 19,2 kg CO2 Äquivalente. Ein Kilogramm Bohnen dagegen nur 0,8 kg CO2 Äquivalente.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Je mehr Fleisch wir konsumieren, desto größer sind die negativen Effekte auf Umwelt und Klima. Oder anders gesagt: Wenn wir unseren Fleischkonsum reduzieren, und uns überwiegend pflanzlich ernähren, tragen wir damit automatisch zum Umwelt- und Klimaschutz bei.

Mehr Informationen zu nachhaltiger Ernährung und dem "WWF-Projekt Eat4Change" gibt es hier!

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