„Durch Jammern ändert sich gar nichts“

TAMSWEG. Die Lungauer Buchwoche in Tamsweg ist in diesen Tagen voll im Gang und dauert noch bis Sonntag, den 20. November. Das Bezirksblatt Lungau hat Wolfgang Pfeifenberger von der gleichnamigen Buchhandlung auf ein Gespräch in seinem „Büchergewölbe“ getroffen.

Bezirksblätter: Herr Pfeifenberger, wie ist es um den Buchfachhandel im Lungau bestellt?
PFEIFENBERGER: „Ich bin seit 25 Jahren selbstständig und bin mit der Umsatzentwicklung eigentlich immer sehr zufrieden. Wir versuchen das Vergnügen am Lesen zu wecken und dieses Interesse zu pflegen. Der stationäre Handel verändert sich, Konkurrenz ‚Internet‘ schläft nie, die Umsätze in der Buchbranche in Salzburg stag-nieren, da hilft kein Jammern, da braucht‘s neue Ideen.“

Bezirksblätter: Stichwort stagnieren. Sie haben bei Tu-was ein Projekt namens „Lesezelt – Wir sind am Wort“ eingereicht. Erklären Sie dieses ein wenig!
PFEIFENBERGER: „Die Grundidee ist Lesekompetenz und -motivation zu fördern. Das Lesezelt ist ein sichtbares Lesezeichen im Bezirk Lungau und ermöglicht einen ungewöhnlichen Zugang zum Lesen. Bekannte Leseräume (Biblio-theken, Buchhandlungen) werden verlassen – Literatur und lesen wird mobil. Konkret: Vereine, Schulen, aber auch Einzelpersonen können das Lesezelt unentgeltlich ausleihen und darin ein literarisches Programm organisieren.“

Bezirksblätter: Welche Themen sind momentan der Renner, welche Bücher lassen sich gerade gar nicht verkaufen?
PFEIFENBERGER: „Zugenommen haben die Regionalkrimis – Beispiele: Wolf Haas, Manfred Baumann oder Thomas Raab. Das sind sozusagen Literatur-Popstars. Rückläufig im Verkauf ist alles, was gegoogelt werden kann, etwa Lexika und andere Nachschlagewerke. Für Inhalte, die permanent aktualisiert werden müssen, ist das gedruckte Buch zu langsam.“

Bezirksblätter: Wie stehen Sie zu den digitalen Buch-Angeboten im Internet, den sogenannten E-Books?
PFEIFENBERGER: „Diese haben eine absolute Marktberechtigung und werden einen gewissen Anteil auf eben diesem einnehmen. Ihr Vorteil ist, dass man viel Literatur auf einmal mit sich tragen kann. Das normale Buch werden die neuen Medien allerdings nicht verdrängen. Das Buch ist immer noch elementar, hat eine großartige Vergangenheit und wird auch eine vielversprechende Zukunft haben. Ich persönlich bevorzuge das Haptische. Die geistige Aufnahme hat dabei eine ganz andere Qualität, als es im digitalen Bereich der Fall ist. Leseerziehung beginnt mit dem Bilderbuch.“

Bezirksblätter: Spüren Sie die Konkurrenz der Handelsriesen der Branche?
PFEIFENBERGER: „Dadurch, dass wir im Lungau keine Riesen haben, spüre ich ihren Einfluss nicht so stark. Mein regionaler Kundenstock ist mir großteils treu, auch wenn in den Zentralräumen ab und zu geschmökert wird.“

Bezirksblätter: In Ihrer Buchhandlung kaufen auch viele Schulen ein. Goethe, Kafka oder Mann sind mir aus meiner Schulzeit in Erinnerung: Ist das nicht zu „harte“ Kost für Heranwachsende?
PFEIFENBERGER: „Klassenlektüre hat häufig einen negativen Beigeschmack, da Pflichtlektüre nicht immer das Leseinteresse der Schüler trifft und die Pflicht auch manchmal anstrengend sein kann. Die Vermittlung der deutschsprachigen Literatur erachte ich nach wie vor als wichtig und kann in der Schule, gut aufbereitet, den Schülern näher gebracht werden. Außerdem werden heute auf die Literaturlisten auch aktuelle Gegenwartsliteraten gesetzt.“

Bezirksblätter: Sie sind auch Verleger. Welche Autoren haben Sie unter Vertrag?
PFEIFENBERGER: „Begonnen hat es mit Arnold Pichlers ‚Der Bischof vom Lungau‘ – der Biographie von Pfarrer Valentin Pfeifenberger. Weitere literarisch Schaffende aus der Region folgten. Erwähnen möchte ich im Besonderen die Familie Heitzmann. Mittlerweile gewinne ich auch Autoren außerhalb des Bezirks. Einer davon ist der Berufsautor Walter Müller aus Salzburg. Sein bisher erfolgreichstes Werk war ‚Engel Engel scharenweise‘. Gemeinsam werden wird diesen Erfolgstitel im kommenden Jahr mit einem zweiten Band fortsetzen. Nennen möchte ich auch die Schreibwerkstätte mit Annemarie Indinger, diese Initiative finde ich großartig: Frauen bringen ihre Gefühle auf Papier zum Ausdruck und der Öffentlichkeit näher.“

Bezirksblätter: Warum schreiben Sie selbst eigentlich kein Buch?
PFEIFENBERGER: „Schuster bleib bei deinen Leisten. Ich lese mit großer Leidenschaft und handle auch gerne mit Büchern. Ebenso bereitet mir das Produzieren von Büchern Spaß.“

Bezirksblätter: Ein Statement zur Lungauer Buchwoche, bitte!
PFEIFENBERGER: „Sie ist ein literarischer Fixpunkt im Bezirk und zählt immer gut 1.000 Besucher. Die Buchwoche ist eine wertvolle Unterstützung der regionalen Buchhändler, denn sie motiviert zum Lesen und regt das vorweihnachtliche Geschäft an.“

Bezirksblätter: Eine Frage an Sie als Obmann der Wirtschaftskammer, als Verleger und Buchhändler: Spürt man das Weihnachtsgeschäft schon?
PFEIFENBERGER: „Ja. Mit dem Kasmandltag wird das Weihnachtsgeschäft eingeleitet. Wir alle wissen natürlich, dass die Branche Probleme hat, aber da sind wir nicht die Einzigen. Jammern verändert jedenfalls nichts, man muss aktiv sein. Wer seine eigenen Wege geht, der kann nur schwer überholt werden.“

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