Auf den Spuren der Mariahilfer NS-Opfer
Die neue Online-Plattform "Memento – Wien Mariahilf" zeigt letzte Wohnorte, Archiv-Dokumente und Fotos.
MARIAHILF. 900 Juden wurden in Mariahilf während des NS-Regimes ermordet. Zum Andenken an die Opfer wurden im Bezirk 850 Gedenksteine in den Gehsteigen verlegt oder an Gebäuden montiert. Nun gibt es eine weitere Möglichkeit, zu gedenken – und zwar in der digitalen Welt mit der Online-Plattform "Memento" des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW). "Das Projekt Memento nutzte unsere Recherchen und brachte sie in die digitale Welt. Sohin ist das Erinnern für die Zukunft gesichert", so Bezirksvorsteher Markus Rumelhart.
Seit 2016 kann man "Memento Wien" in der Inneren Stadt kostenlos nutzen. Nun wurde die kostenlose Online-Plattform für Tablets und Smartphones optimiert und auf Mariahilf erweitert.
Interaktives Erforschen
Geboten werden Informationen zu den NS-Opfern: Die letzten Wohnadressen, Archivdokumente sowie Fotos der Ermordeten und der einstigen Gebäude sind unter www.memento.wien abrufbar. "Es war uns ein Anliegen, den Personen ein Bild zu geben", sagt Wolfgang Schellenbacher, Historiker und Projektleiter. Mit Memento kann man auf interaktive Art und Weise mehr über die Geschichte seiner Umgebung und über die Schicksale der Verfolgten erfahren.
Möchte man die Vergangenheit von Mariahilf erkunden, braucht man lediglich ein mobiles Gerät mit Zugang zum Internet und einen Personen- oder Straßennamen, den man auf der Website eingibt.
Erweiterung geplant
Neben Materialien aus dem DÖW enthält die Plattform auch jene anderer Archive, wie dem Institut Theresienstädter Initiative in Prag oder dem Staatsarchiv in Brüssel. So können die Spuren geflüchteter Juden bis ins Ausland verfolgt werden.
Gefördert wird das gesamte Projekt vom Bundeskanzleramt, von Wien Kultur und dem Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus. "Memento Wien – Mariahilf" wurde durch die Bezirksvorstehung Mariahilf (Kulturabteilung der Stadt Wien – MA 7) finanziert.
Die Website wird kontinuierlich erweitert und durch neue Informationen und Materialien ergänzt. Ab März 2019 wird Memento Wien – Mariahilf auch die Opfer der politischen Verfolgung berücksichtigen und die Geschichte vom Widerstand an verschiedenen Punkten Mariahilfs aufleuchten lassen. "Ziel ist ein lebendiges Archiv, das Einzelschicksale in der unmittelbaren Umgebung aufzeigen soll", so Projektleiter Schellenbacher.
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