Terroranschlag
Ganz Mariahilf hält zusammen
Der Terror hat Wien erschüttert: Vier Mariahilfer erzählen, was ihre Antwort auf Hass ist: Zusammenhalt!
MARIAHILF. Schüsse, Schreie, Chaos: Wien wurde in der Nacht auf den 3. November durch einen Terroranschlag erschüttert – nur wenige Stunden, bevor der zweite Corona-Lockdown begann. Viele Menschen sind schockiert und bereits an ihren Belastungsgrenzen angekommen. Das Trauma sitzt tief in den Seelen der Menschen: Die Ereignisse werden die Bewohner der Stadt noch lange beschäftigen. Doch die Wienerinnen und Wiener sind sich gerade in einer Zeit der Krise einig: „Wir schaffen das alle gemeinsam, Wien hält zusammen!“, ist vielerorts in der ganzen Stadt zu hören, so auch in Mariahilf.
Elisabeth Troha, Naschmarkt-Standlerin (Käseland): „Mein Mann arbeitet beim Schottenring und wir gehen viel in der Innenstadt spazieren. Der Terroranschlag war für uns wie ein Angriff in unserem Wohnzimmer. An den ersten Tagen danach war der Schock bei allen Menschen spürbar, auch bei uns am Naschmarkt: Viele waren traurig und deprimiert. Jetzt wird es aber von Tag zu Tag besser, auch weil wir alle zusammenhalten. Die sprichwörtliche Gemütlichkeit der Wiener ist da sicher ein großer Vorteil.“
Dietrich Fischer-Dörl, Pastor Baptistengemeinde Moga: „Unser Mitgefühl gilt allen Opfern und Angehörigen. Als Religionsgemeinschaften im Bezirk stehen wir für Achtung und Wertschätzung. Unser Glaube schließt Verpflichtung zu Liebe und Barmherzigkeit ein. Fundamentalismus aber nimmt Spaltung der Gesellschaft in Kauf. Die Gefahr beginnt nicht bei Radikalisierung Jugendlicher, sondern bei Ausgrenzung und Schuldzuweisung. Lasst uns miteinander reden und einander zuhören!“
Angelika Stuparek, Juvivo-06 Jugendarbeit: „Wir erfahren täglich, wie herausfordernd die Situation nach dem Attentat und durch den Lockdown für viele ist. Junge Menschen brauchen jetzt stabile Ansprechpersonen wie uns Jugendarbeiter. Die Kids machen sich Sorgen, dass jetzt pauschal Muslime verurteilt werden, obwohl der Terror nichts mit ihrem Religionsverständnis zu tun hat. Es geht nicht um ein „wir“ gegen „die anderen“. Alle Menschen, die hier leben, sind Teil der österreichischen Gesellschaft.“
Erich Dimitz, Leiter des Bezirksmuseums: „Es gibt Trauer, es gibt Angst. Trauer haben die Betroffenen und wir trauern mit ihnen. Angst haben wir vor etwas Unbestimmten. Terror ist nichts Neues, nichts Geheimnisvolles. Davor brauchen wir uns nicht fürchten. Die Mariahilfer halfen sich immer gern. Früher versammelten sich die Menschen am Markt oder in Kaffeehäusern. Das dürfen sie jetzt nimmer. Davor, vor dem Virus, fürchten wir uns. Denn uns gegenseitig zu helfen, wird dadurch mühsamer!“
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