Zusammenleben im Park: Wem gehört der öffentliche Raum?
Im Park kommen so unterschiedliche Menschen zusammen, wie sonst kaum an einem Ort in der Stadt. Dieses Zusammenleben gut zu organisieren, ist eine zentrale Herausforderung für eine wachsende Stadt, in der der öffentliche Raum immer knapper wird.
Über Nacht montierte Querstreben auf Holzbänken im Esterházypark hatten kürzlich für einen Eklat gesorgt: Die Maßnahme der Wiener Stadtgärten, die Skater von den Bänken fernhalten soll (und nicht wie vermutet Obdachlose vom Schlafen), war nicht mit dem Bezirk abgesprochen und sorgte für Empörung in den sozialen Medien.
Wenn diese unglückliche Aktion eines zeigt: Der Park ist ein sensibles Terrain, in dem sehr unterschiedliche Gruppen aufeinandertreffen. Spielende Kinder, ältere und obdachlose Menschen oder skatende Jugendliche – und sie alle haben unterschiedliche Bedürfnisse. Eine Herausforderung für eine Stadt wie Wien. Sie wächst unaufhaltsam, gleichzeitig werde der öffentliche Raum immer knapper, sagt dazu Christoph Stoik, Lehrender an der FH Campus für soziale Arbeit.
Machtfrage: Wem gehört der öffentliche Raum?
"Das sind ständige Aushandlungsprozesse, die moderiert werden müssen", so Stoik. "Hier geht es natürlich um eine Machtfrage, nämlich: Wem gehört der öffentliche Raum?" Hier sei die zentrale Herausforderung, alle Nutzer also zum Beispiel Skater und ältere Damen – miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei sollte vor allem nicht auf jene vergessen werden, die sonst schwer Gehör finden. Etwa Menschen, die von Armut betroffen sind, aber auch Kinder. Das erfordere ständige Beziehungsarbeit vor Ort. Das werde in den kommenden Jahren immer wichtiger, denn in einer wachsenden Stadt wachse sowohl die Vielfalt – aber auch die Ungleichheit.
Und hier sei ein Trend zu verzeichnen, den Stoik mit Unbehagen beobachtet: Benachteiligte Gruppen, etwa Obdachlose, würden zunehmend aus dem zentralen, öffentlichen Raum – also auch den Parks verdrängt. Hinaus in die Randgebiete. Das habe nicht zuletzt damit zu tun, dass der öffentliche Raum immer mehr von wirtschaftlichen Interessen durchdrungen wird. Also, dass immer weniger Platz zur Verfügung steht, an dem nichts verkauft wird und man seine Zeit kostenfrei verbringen kann.
"Urbane Kompetenz"
Dass diese Verdrängung soziale Probleme, die sonst in Parks zu beobachten wären, nicht löst, sondern nur in Randgebiete verlagert, sei auch klar.
Stoik plädiert dafür, ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, benachteiligte Gruppen in Zentrumsnähe zu halten. Denn dort würden Vielfalt, aber auch Widerspruch besser ausgehalten. "Dadurch werden auch unangenehme Themen sichtbar – sie gehören aber genauso zur Gesellschaft dazu", so Stoik.
In den kommenden Jahren damit umzugehen, erfordere etwas, das Stoik als "urbane Kompetenz" bezeichnet. Nämlich eine einfach zugängliche Kommunikation zwischen allen, die öffentliche Räume nutzen, zu fördern. Hier setzen in Wien schon jetzt die Fair-Play-Teams an, die in 16 Wiener Bezirken im öffentlichen Raum vermitteln.
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