Kein leichtes Jahr für Fahrschulen

Fahrlehrer-Mangel, Corona-Sperre und Fernlehre

Die Zeit der Corona-Pandemie stellt auch Fahrschulen vor neue Herausforderungen: Fahrlehrer sind Mangelware, besonders beliebte Termine schnell ausgebucht und die Führerscheinprüfungen standen im Corona-Stau. Die Bezirksblätter im Gespräch mit Johann Gaal von der Mattersburger Fahrschule Gaal.

MATTERSBURG. "Aktuell haben wir eine sehr gute Auftragslage. Es gibt überdurchschnittlich viele Anmeldungen aber das muss man in Relation sehen: es hat sich durch die Prüfungssperre von 20. Dezember bis Anfang Februar sehr viel angestaut. Die Schüler standen sozusagen im Corona-Stau und jetzt müssen wir das nacharbeiten", so Fahrschulbetreiber Johann Gaal.
"Vor allem hätten wir am 22. und 23. Dezember noch Prüfungen rechtmäßig eingeteilt gehabt. Bis  ein steirischer Fahrschulfunktionär bei unserer Landesregierung interveniert hat, dass die Prüfungen abzusagen sind, obwohl dieses rechtens gewesen wären. Da fragt man sich was das einen Steirer angeht", ärgert sich der Unternehmer.

A-Schein boomt

Bereits im Vorjahr fiel dem Mattersburg Fahrschulbetreiber ein Trend auf den die Corona-Krise ausgelöst haben dürfte: "Die Nachfrage nach dem Motorradschein ist explodiert. Dadurch, dass die Leute merken, dass Urlaub fahren gerade nicht so leicht geht entscheiden sie sich anscheinend dafür dann den Motorradschein zu machen." Und weiter: "Trotz der dreimonatigen Schließung hatten wir mehr Motorradfahrer als sonst. Einziger Wehrmutstropfen für die künftigen Biker ist wohl, dass es viel weniger Motorräder zu kaufen als es Nachfrage gibt. Die Produzenten können bei weitem nicht die Bestellungen der Händler bedienen, so Gaal.

"Fahrlehrer fehlen derzeit in vielen Schulen"

Neben der Führerscheinausbildung für alle Klassen und der Berufskraftfahreraus- und Weiterbildung hat Johann Gaal in Mattersburg, als erste und einzige Fahrschule im Burgenland, auch die Berechtigung Fahrlehrer auszubilden. Trotzdem ist auch ihm ein weiteres Problem mit dem viele Fahrschulen sich derzeit auseinandersetzen müssen nicht unbekannt: es herrscht ein Fahrlehrer-Mangel.
"Es gibt einfach keine freien Fahrlehrer wie es scheint. Ich habe im Osten die einzige Fahrschule die Fahrlehrer ausbilden darf und selbst mir – wo ich an der Quelle sitze – fehlen zwei", so der Ausbildner. Er hat sich bei befreundeten Fahrschulen umgehört – auch dort fehlen im Schnitt ein bis zwei weitere Fahrlehrer.
"Das nächste Problem das sich stellt: die Nachfrage nach Fahrstunden ab 15 Uhr ist extrem aber wir müssen die Fahrlehrer auch vormittags beschäftigen", so der Unternehmer und weiter "Wer etwas möchte (Führerscheinausbildung) muss sich auch Zeit dafür einplanen und das 'Zeitproblem' nicht an die Fahrschule abgeben."

Kombination aus Präsenzunterricht und Online-Kursen

"Der Leersaal der Fahrschule darf derzeit nur zur 50 Prozent ausgelastet werden. Zeitweise durften wir ihn gar nicht oder nur zu 25 Prozent nutzen. Da die meisten nur Abends Zeit haben, lassen sich notwendige Zusatzkurse vormittags nicht realisieren. Da beisst sich die Katze in den Schwanz", so der Fahrschulbetreiber.
Momentan dürfen noch, parallel zu den kleinen Präsenzkursen im Leersaal, noch Online-Kurse für die Theorieausbildung abgehalten werden. "Die parallel laufenden Online-Kurse sehen einige Kollegen kritisch aber sie waren das einzige Mittel um den Rückstau der sich durch die Zwangspause gebildet hat aufzuarbeiten.", erklärt Gaal.

"Der kleinste Arbeitsplatz Welt"

Ein großes Problem für Fahrlehrer ist der Umstand dass sie wohl einen der kleinsten Arbeitsplätze der Welt haben. "Wir sitzen den ganzen Tag auf engstem Raum unmittelbar neben unseren immer wechselnden Fahrschülern. Als Fahrlehrer hat man einen Arbeitsplatz mit 0,75 m²", erklärt Johann Gaal der selbst unterrichtet.
Wie schnell es zu einer Infektion mit Covid-19 kommen kann musste auch die Mattersburger Fahrschule im Juli des Vorjahres erleben. "Von einem Moment zum anderen waren dreiviertel der Belegschaft gesperrt, weil sich einer der Fahrlehrer zu Hause mit dem Virus angesteckt hatte. Zum Glück kam es innerhalb der Fahrschule auf Grund sehr guter Präventionsmaßnahmen samt Lüftungssystem im Lehrsaal zu keiner weiteren Verbreitung der Infektion. Aber auf die Zahlung der Quarantäneentschädigung für mehrere Personen warte ich bis heute. Und das obwohl der Fall nun bald ein ganzes Jahr her ist. Die Unterstützungszahlung im Winter ist aber schnell da gewesen", berichtet der Fahrschulbetreiber.

Fahrlehrer-Anwärter herzlich willkommen

"Wir bemühen und zerreißen uns wirklich, um den Rückstau bei Fahrstunden schnellstmöglich aufzuarbeiten. Die meisten Kunden haben auch viel Verständnis. Trotzdem ersuchen wir um ein wenig Geduld und Verständnis für die Lage. Wir sind als Fahrschule derzeit sehr gefordert und geben unser Bestes", so der Fahrschulbetrieber der darauf verweist, dass jeder der zumindest drei Jahre seinen Führerschein besitzt den Beruf des Fahrlehrers anstreben kann. "Die Kosten für die Ausbildung in diesem Bereich belaufen sich im Durchschnitt auf 3.000 Euro. Voraussichtlich findet wieder ab Herbst bis Frühjahr 2022 eine Fahrlehrerausbildung statt", so Johann Gaal abschließend.