Gastronomie im Bezirk Mattersburg
"Vor Ostern werden wir nicht aufsperren dürfen"
Die Corona-Pandemie trifft Österreichs Gastronomen besonders hart – vorerst müssen sie, voraussichtlich bis Ende Februar, weiterhin geschlossen bleiben. Die Bezirksblätter Mattersburg haben bei einigen Unternehmern aus dem Gastrobereich im Bezirk nachgefragt wie es ihnen mit dem neuerlichen und verschärften Lockdown ergeht.
BEZIRK MATTERSBURG. "Man ist total verunsichert und mit der neuen Coronavirus-Mutation weiß man gar nicht wie es weitergeht. Ob wir in absehbarer Zeit überhaupt wieder aufmachen dürfen und ob das dann auch sicher ist", ist Claudia Leszkovich von Kruppi's Heuriger aus Pöttsching besorgt. Sie hofft auf die Impfung und ist gerne bereit diese in Anspruch zu nehmen, um sich und ihre Gäste vor dem Coronavirus zu schützen. "Wir bieten weiterhin unseren Abholservice für Speisen an, um die Zeit zu überbrücken. So hat man zumindest einen Zeitvertreib, wenn man schon keine Gäste im Lokal bewirten darf", erklärt die Gastronomin. Um ihre Mitarbeiterinnen macht sich Leszkovich Gedanken: "Ich habe ein paar Damen in Pension die sich bei mir immer ein kleines Zubrot verdient haben. Das fällt derzeit leider weg." Der Umsatzentgang durch die Zwangsschließungen der gastronomischen Betriebe ist auch in Pöttsching spürbar "Genau kann ich den Umsatzentgang derzeit nicht beziffern aber er ist gewaltig. Ich bin froh, dass wir keine Miete zahlen müssen und auch kein Kredit abbezahlt werden muss. Wir können diese Zeit nur stemmen, weil wir keine derartigen zusätzlichen Kosten haben."
Der Zukunft sieht die Pöttschinger Heurigenwirtin mit gemischten Gefühlen entgegen: fürchtet sie doch, dass noch weitere Verschärfungen von Hygienemaßnahmen und Sicherheitsvorschriften auf die Gastronomieszene zukommen könnten, um wieder eröffnen zu dürfen.
"Wollen nicht von Förderung zu Förderung leben"
"Wir wollen nicht mehr von Förderungen leben, endlich wieder arbeiten und Gäste empfangen", bringt es Beetlejuice-Chefin Daniela Berger auf den Punkt. Das Mattersburger Lokal muss nach eigenen Angaben mit Umsatzeinbußen von 90 Prozent klarkommen. "Wenn uns das vor zehn Jahren passiert wäre, wären wir schon weg. Zum Glück gibt es uns schon so lange und wir haben Rücklagen aber irgendwann schwinden die auch", so die Gastronomin die ihre Mitarbeiter derzeit in Kurzarbeit hat. "Die Kurzarbeit ist ja grundsätzlich eine feine Sache aber wir warten noch immer auf das Geld für November. Ohne den Umsatzersatz im November, der wirklich schnell überwiesen wurde, wäre es für uns eng geworden. Der ging dann direkt an die Mitarbeiter weiter. Es wäre nur schön, wenn das Geld für die Kurzarbeit auch so schnell auf den Konten von uns Unternehmern landen würde", so Berger.
Dass körpernahe Dienstleister voraussichtlich noch vor der Gastronomie wieder eröffnen dürfen stört die Gastronomin nicht. "Was mich mehr wurmt ist, dass trotz verschärftem Lockdown die Skilifte offen sind. Sollen die Leute ruhig Skifahren gehen aber wieso müssen Lifte und Gondeln betrieben werden? Wenn man da manche Bilder ansieht geht einem das Geimpfte auf. Wir halten in unseren Lokalen alle Vorschriften ein und die nicht", ärgert sich die Lokalbetreiberin. "Meine Prognose ist, dass wir vor Ostern nicht aufsperren werden. Das wird erst nach Ostern passieren", so Beetlejuice-Chefin Daniela Berger abschließend.
"Es ist zermürbend"
"Man verliert den Mut mit der abermaligen Verlängerung. Es ist einfach zermürbend. Da hofft man auf das versprochene Datum und denkt jetzt wird alles wieder und dann wird die versprochene Öffnung immer weiter nach hinten verschoben", ist Gertraud Sommer vom Cafe Rucki Zucki besorgt. Sie befürchtet, dass sich der Öffnungstermin für die Gastronomie bis April verschieben wird.
"Derzeit sind alle unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit. Solange die Unterstützungsgelder kommen können wir sie halten", so Geschäftsführer Reinhard Redler. An Kündigung denkt man im Rucki Zucki nicht "Wenn es endlich wieder losgeht brauchen wir unser altes Personal wieder." Da man im Cafe Rucki Zucki keinen Abholservice einrichten kann muss das Lokal einen Umsatzentgang von 100 Prozent verzeichnen.
Vor neuerlichen Verschärfungen der Bedingungen für die Lokalöffnung fürchtet man sich im Mattersburger Café nicht: "Recht viel kann ja fast schon nimmer kommen", lacht Redler. "Man fühlt sich als Gastronom nicht ernst genommen. Es ist alles Irrsinn was da gemacht wird. Kein einziger Corona-Cluster ging von der Gastronomie aus und trotzdem sind wir es die am längsten zugedreht sind", ärgert sich der Geschäftsführer. Eine große Sorge im Mattersburger Lokal ist, dass die Gäste, wenn wieder geöffnet werden darf, ausbleiben. "Jetzt feiern viele private Parties. Natürlich machen wir uns Gedanken, dass die Gäste nicht mehr kommen, weil sie zu dem Schluß kommen, dass es zu Hause auch gemütlich ist und sie sich so Geld sparen können", so Rucki Zucki Inhaberin Sommer. Um die Zeit bis zur Wiedereröffnung zu überbrücken lässt sich die Café-Betreiberin immer wieder Hilfreiches für ihre Mitmenschen einfallen. Aktuell bietet sie vor dem Rucki Zucki in Mattersburg eine Geschenke-Aktion an: wer ungenutzte, intakte Dinge zu Hause hat die er nicht mehr braucht kann sie vor dem Lokal ablegen, wo sie gratis mitgenommen werden dürfen. "Ich hoffe damit meine Mitmenschen ein wenig zum Schenken zu inspirieren. Wir hatten schon vom Teppich über Geschirr, Kleidung und selbst nagelneue Daunendecken bei den Sachen dabei", freut sich Gertraud Sommer über den Erfolg der Aktion.
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