Johann Breitwieser
So wuchs der "Einbrecherkönig von Meidling" auf
- Anfang des 20. Jahrhunderts trieb der Einbrecher Johann Breitwieser in Wien sein Unwesen. Einen Großteil seiner Beute teilte er stets mit der ärmeren Bevölkerung, weswegen er den Namen "Robin Hood von Wien" erlangte.
- Foto: Bezirksmuseum Meidling
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Johann Breitwieser trieb Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien sein Unwesen. Von den einen für seine Großzügigkeit geliebt, von den anderen für seine berüchtigten Raubüberfälle gefürchtet. In einer dreiteiligen Artikelserie von MeinBezirk erfährst du alles über den "Einbrecherkönig von Meidling".
WIEN. Johann "Schani" Breitwieser wurde 1891 in einer armen Familie geboren und kam aus einer Meidlinger Vorstadt. Der Begriff Vorstadt wurde früher oft für Gebiete verwendet, die außerhalb der alten Stadtmauern lagen - also nicht zur ursprünglichen Innenstadt gehörten.
Der "Robin Hood von Wien"
Durch seine legendären Einbrüche sowie seine Solidarität mit der ärmeren Bevölkerung, mit der er einen Teil seiner Beute teilte, wurde er berühmt und erlangte den Spitznamen "Einbrecherkönig von Meidling" oder "Robin Hood von Wien". Sein wohl berüchtigtster Coup war jener in der Hirtenberger Munitionsfabrik im Jahr 1919, bei der eine halbe Million Kronen gestohlen wurden. Umgerechnet entspricht das in etwa 129.790 Euro der heutigen Kaufkraft.
- Foto: Ronja Reidinger/MeinBezirk
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Bei seiner Festnahme im April 1919 wurde er getötet. Mehrere Tausend Menschen ehrten ihn noch ein letztes Mal bei seiner Beerdigung am Meidlinger Friedhof. Doch was hat es mit dem berüchtigten Einbrecherkönig Meidlings auf sich?
"Ein eigenes Persönchen"
Breitwieser wurde am 13. April 1891 im heutigen 12. Bezirk geboren. Als sechstes Kind eines Schustergehilfen und einer Hausmeisterin wuchs er im Gatterhölzl auf, das damals noch ein dichtes Waldgebiet in Meidling war. Die Familie galt als "blutarm", wie es in dem 1925 erschienenen Buch "Johann Breitwieser. Ein Lebensbild" von Hermann Kraszna, einem Journalisten und Herausgeber der Justiz- und Kriminalzeitung "Tribunal", beschrieben wird.
Hier ist anzumerken, dass einige Punkte, die in dem Werk beschrieben werden, nicht von Kraszna belegt werden konnten. Michael Strasser, ein Nachkomme Schanis, der mit MeinBezirk im Gespräch war, machte über seine Website "breitwieserschani.at, das vergriffene Werk verfügbar.
- Breitwieser wurde am 13. April 1891 in Meidling geboren.
- Foto: Bezirksmuseum Meidling
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Am 26. April 1891 wurde Schani in der Kirche zum Hl. Johannes Nepomuk in Meidling am Migazziplatz getauft. Im Alter von drei Jahren sei Schani, nach dem Werk Krasznas, "ein eigenes Persönchen" gewesen, das durch zahlreiche Interessen und ein außerordentliches Gefühl für Reinlichkeit auffiel. Innerhalb der Familie habe er die Rolle des Kochs und des Aufpassers übernommen.
Kannte Namen der Toten am Friedhof
Als Kind habe er viel Zeit in Wäldern rund um Meidling oder am Meidlinger Friedhof verbracht. Dort habe er die Namen aller Toten gekannt. Er habe sich auf die Gräber gelegt, "damit die Toten mit meinen Augen schauen können". Ein weiterer beliebter Besuchsplatz Schanis soll das Schloss Schönbrunn und der Schönbrunner Tiergarten gewesen sein. Über Nacht habe er sich im Tiergarten einsperren lassen, um das Verhalten der Tiere zu studieren. „A Aff' war mein Lehrer, und a Bär mein Professor“, wird Breitwieser später seine Schulbildung beschreiben. Um sein Rendezvous zu beeindrucken, habe er seinen ersten Diebstahl begangen: einen Anzug.
Am 5. Februar 1906 musste sich der damals 14-Jährige das erste Mal vor Gericht verantworten. In seinem Buch beschreibt Kraszna, wie der junge Breitwieser, mit weißem Gesicht, roten Wangen und unter den Augen tiefen Schatten, die Anklagebank beschritt. Angeklagt war er, da er ein Paar Filzschuhe gestohlen und 20 weitere Paare zum heimlichen Abtransport bereitgelegt habe. Als ihn der Richter gefragt habe, warum er dies getan habe, entgegnete Breitwieser knapp mit "Aus Not". Verurteilt wurde er dafür zu einem Monat Kerker.
- Am 5. Februar 1906 muss der damals 14-jährige Schani sich das erste Mal vor Gericht verantworten.
- Foto: Sammlungen der Landespolizeidirektion Wien
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Nach der Haft war Schani als Hilfsarbeiter tätig, habe jedoch weiterhin kleine Diebstähle begangen. Als er später erwischt wurde, kam es zum ersten Mal zu einer Hausdurchsuchung bei der Familie. Am 16. August 1906 musste der 15-Jährige erneut vor Gericht, dieses Mal musste er für drei Monate ins Gefängnis.
Es folgten weitere Diebstähle und Haftantritte. Danach fanden größere Raubüberfälle statt, durch die er in Wien an Bekanntheit erlangte - auch wegen seiner Großzügigkeit.
"Ausgleichende Gerichtigkeit"
"Scheinbar war es der Kern seiner Tätigkeit, eine Art ausgleichende Gerechtigkeit zu spielen - Reiche ein wenig ärmer, die Ärmsten ein bisserl reicher zu machen", schrieb der Autor Hans Werner Bousska 1992 über Breitwieser. Öfter sei es vorgekommen, dass bei einer Familie, in der "bittere Not" herrschte, ein Geldbriefträger erschien und einen größeren Betrag ablieferte - Absender unbekannt.
Im MeinBezirk-Gespräch erzählte ein Nachfahre Schanis, Michael Strasser, dass er mal eine Mail erhielt, in der geschrieben wurde, dass es ihrer Familie damals in Meidling "ohne den Schani" schlechter gegangen wäre.
Die nächste Ausgabe zu Schanis berüchtigtsten Einbrüchen folgt bald ...
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