Rittertreff in Meidling und auf der Landstraße
Großmeister Ernst Biernecker mit seinen Getreuen bei der 145-Jahr-Feier des Ritterordens Grüner Humpen.- Foto: Ernst Biernecker
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Der Ritterorden Grüner Humpen trifft sich alle 14 Tage. Seit 145 Jahren existiert der Orden, der musiziert und dichtet.
MEIDLING/LANDSTRASSE. Der Ritterorden Grüner Humpen zue Vindobona wurde am 11. Mai 1873 in Wien gegründet. "Seit damals pflegen wir nicht nur ein eigenes Zeremoniell samt Musik und Dichtkunst, sondern vor allem auch Geselligkeit", erklärt Ernst Biernecker, der nicht nur Vereinsobmann, sondern auch Großmeister des Ritterordens ist. Zweimal im Monat trifft sich die illustre Runde aus mehr als 20 Männern auf ihrer "Burg", also im Meidlinger Vereinslokal oder im Falkensteiner Stüberl im dritten Bezirk.
"Zu jedem Kapitel – so nennen wir unsere Vereinsabende – kleiden wir uns in unseren Ritterwams und begrüßen einander traditionell mit 'Gott zum Gruß', obwohl Gespräche über Religion genauso wie über Politik bei uns streng verboten sind. Wahrscheinlich gibt es unseren Ritterorden genau deshalb auch schon seit 145 Jahren", lacht Biernecker. Er selber ist schon seit mehr als 33 Jahren Großmeister. "Aber im Herbst wird bei uns neu gewählt."
Die Treffen des Ritterordens Grüner Humpen finden von Oktober bis Mai statt, dann folgt die Sommerpause.
Knappen stets willkommen
Anwärter auf Mitgliedschaft beim Ritterorden müssen von bestehenden Mitgliedern empfohlen werden. Man kann sich aber auch bei Biernecker melden, um probehalber an einem Kapitel teilzunehmen. Wird man aufgenommen, folgt ein stufenweiser Werdegang im Ritterbund: Knappe – Junker – Ritter.
Jedes Kapitel steht unter einem bestimmten Motto: "Besonders beliebt sind unsere Kellermeisterkapitel im Herbst, wo der Wein in allen Spielarten zelebriert wird. Bei einem Musikkapitel stellt immer ein Mitglied eine Musik seiner Wahl vor, das geht von Beethoven bis zu den Beatles. Findet ein Völkerkundekapitel statt, wird über die ganze Welt diskutiert – aber immer friedlich, obwohl wir selbstverständlich auch alte Hieb- und Stichwaffen besitzen", lacht der Großmeister.
Geselligkeit wird gepflegt
Geselligkeit ist aber nicht nur innerhalb des Ordens, sondern auch zwischen den verschiedenen Bünden zentrales Thema. "Allein in Wien gibt es sechs verschiedene Ritterbünde, die einander gern besuchen – wie in einer großen Familie", erzählt Biernecker von den Gepflogenheiten. So machte man sich einst sogar mit der Eisenbahn ins ferne Bayern auf, um einen befreundeten Ritterorden in Straubing zu besuchen.
"Auf der Rückreise hatte der Zug aber Verspätung, so mussten wir auf dem Bahnsteig lange in der Kälte warten. Frierend haben wir uns nach einer Weile unsere Rittermäntel angezogen, um uns aufzuwärmen. Irgendwann standen dann plötzlich einige Polizisten vor uns, die an einen Überfall feindlicher Truppen dachten", lacht Biernecker.
Zur Sache
Der Ritterorden Grüner Humpen ist ein Geselligkeitsverein und existiert seit 1873. Wer Mitglied werden will, meldet sich bei Großmeister Ernst Biernecker unter 0664/330 05 57.
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