Kunst in der Kartause
"Die Raum-Qualität ist wichtig für den Klang"
Otto Lechner über die Akustik in den Gemäuern und das diesjährige Festival. Interview: Daniel Butter
BEZIRKSBLÄTTER: Kunst in der Kartause ist nun drei Jahre alt. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Bilanz?
OTTO LECHNER: Ich denke, dass ich vielen Leuten eine Freude machen konnte. Bei jedem der bisherigen Konzerte herrschte ein aufmerksames Miteinander von Akteuren und Publikum und Applaus gab's auch genug. Die Zeiten, in denen man begeisterte Briefe oder E-Mails bekommen hat, sind allerdings vorbei. Das gibt’s vielleicht auf Facebook, und da bin ich nicht dabei. Jedenfalls halte ich es für gut und wichtig, wenn die Menschen im ländlichen Raum unkomplizierte Alternativen zum Mainstream angeboten bekommen, und darauf hingewiesen wird, dass es außer Rasenmähern und Trimmern noch andere Schallquellen gibt.
Drei verschiedene Orte (Aggsbach, Aggstein und Maria Langegg) sind für das Festival von 29. August bis 1. September ausgewählt. Was war der Grund dafür?
Das diesjährige Festival wird in fünf Kirchen (Maria Langegg, St. Johann, St. Lorenz, der Pfarrkirche von Gansbach und der Kartause Aggsbach), im Refektorium der Kartause, der Langegger Stiftsbibliothek und auf einer Ritterburg (Ruine Aggstein) zu erleben sein. In der heutigen Musikwahrnehmung wird die Qualität des Raums oft vernachlässigt. Dabei sind die verschiedenen Räume ein wichtiger Grund, hinzugehen und nicht bequem im eigenen Wohnzimmer Musik zu hören. Das sind schon recht viele Kirchen, aber Feuerwehrhäuser oder die ohnehin kaum mehr vorhandenen Wirtshaussäle klingen halt nicht ganz so gut.
Jede Location hat seine eigene Akustik. Wie genau unterscheidet sich diese?
Die akustische Wahrnehmung eines Raumes ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Leider nutzen die Zuhörer kaum die Möglichkeit, während eines Konzertes den Platz zu wechseln und so mehrere Hörperspektiven zu genießen.
Wer wird heuer bei Kunst in der Kartause vertreten sein?
Auch dieses Jahr stehen unter dem Festivaluntertitel „Mit Pfeifen und Zungen“ Orgel und Akkordeon im Zentrum des musikalischen Geschehens. Das Programm erstreckt sich vom Eröffnungsritual im Meditationsgarten mit Hans Tschiritsch und mir über eine geführte Bustour mit dem promovierten Opernexperten Richard Steurer als Reiseleiter, bis zur musikalischen Lesung „Das trunkene Schiff“ von Arthur Rimbaud. Mit dabei sind auch in diesem Jahr künstlerische Wegbegleiter, etwa das Koehne Quartett mit Joanna Lewis, Anne Harvey-Nagl, Lena Fankhauser und Melissa Coleman, Alex Miksch, Florin Mittermayr, Karl Ritter und Anne Bennent.
Gibt es einen Programmpunkt auf den Sie sich schon besonders freuen?
Bei so vielen sakralen Räumlichkeiten wird es wohl eine besondere Freude sein, im Burghof der Ruine Aggstein zu sitzen, ein Gläschen Wein zu trinken und sich dem erdigen Blues von Alex Miksch akustisch anzuvertrauen.
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