Mord in Gerasdorf
Auftragsmord oder nur ein Streit

- Gudrun Bischof (Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft Korneuburg), Franz Popp (LPD Direktor NÖ) und Chefinspektor Johann Baumschlager (Pressesprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich)
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GERASDORF/ST. PÖLTEN. Auf Grund des enormen nationalen und internationalen Interesses an dem Gerasdorfer Mordfall, informierten Landespolizeidirektion und Staatsanwaltschaft Korneuburg über den aktuellen Ermittlungsstand.
Als rasch und erfolgreich stellte sich der Einsatz zwischen den unterschiedlichen Polizeiabteilungen unmittelbar in der Tatnacht heraus. Kurz nach 19 Uhr ging der Notruf in der Wiener Landespolizeizentrale ein. Nach dem der Tatort auf dem Gelände eines Gewerbebetriebs auf Gerasdorfer Gemeindegebiet lokalisiert wurde, waren auch die Niederösterreicher vor Ort. Sie fanden einen Mann der neben einem Fahrzeug erschlossen lag. Es handelte sich dabei um den 43-jährigen russischen Staatsbürger Martin B.
Verfolgung
Auf Grund von Zeugenaussagen wurde unmittelbar darauf eine Alarmfahndung nach einem grauen Fahrzeug mit Linzer Kennzeichen ausgerufen. Eine Streife konnte dieses auch bald auf der Kremser Schnellstraße in Fahrtrichtung St. Pölten ausmachen. "Auf Grund der angenommenen Gefährlichkeit des Fahrers wurde von einem sofortigen Anhalten durch die Streife abgesehen und die Cobra alarmiert", erklärte der Pressesprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich Johann Baumschlager. Mehrere Einsatzkräfte aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Cobra sowie zwei Hubschrauber waren an der Verfolgung beteiligt, bis das Auto um 21.35 Uhr im Linzer Stadtgebiet angehalten werden konnte. Der 47-jährige russische Staatsbürger mit Wohnsitz in Linz leistete bei der Verhaftung keinen Widerstand.
Ein weitere russischer Staatsbürger (37 Jahre) gab bei der Polizei an, gemeinsam mit dem Opfer zum Tatort gekommen zu sein. Im Zuge der Befragungen verwickelte sich der Mann aber in Widersprüche, weshalb auch er noch in der Tatnacht in Untersuchungshaft genommen wurde.
Personenschutz
Das Opfer war seit 2007 als anerkannter Konventionsflüchtling inÖsterreich gemeldet und asylberechtigt. Dieser Status wurde ihm allerdings aberkannt, wogegen er Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegte.
Mit Anfang des Jahres begann er unter geändertem Namen Videos ins Netz zu stellten, in denen er den tschetschenischen Präsident Ramsan Kadyrow kritisierte. Dafür erhielt er massive Drohungen, die das LVT (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung) auch sehr ernst nahm, wie Johann Baumschlager betont. Martin B. wurde mehrfach Personenschutz seitens der österreichischen Behörden angeboten, was dieser aber ablehnte. Nur der Überwachung seiner Wohnadresse zum Schutz seiner Familie stimmte der zu, die von der Wega übernommen wurde.
Die beiden mutmaßlichen Täter sind derzeit in Untersuchungshaft in der Justizanstalt Korneuburg. Bei dem 47-Jährigen sowie bei dem 37-Jährigen handelt es sich ebenfalls um anerkannte Konventionsflüchtlinge mit Asylberechtigung. Allerdings wurde auch diesen Männern der Status aberkannt, wogegen sie Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einbrachten.
Ermittlungsstand
Aktuell wird im Umfeld des Opfers und der beiden mutmaßlichen Täter ermittelt. Die Motivlage ist für die Polizei allerdings nach wie vor offen. "Es könnte ein Auftragsmord genauso gut gewesen sein, wie ein Streit, der eskaliert ist", erklärt der Pressesprecher. Der 47-Jährige Tatverdächtigte schweigt zum Tathergang. Vor Ort wurden zwei Faustfeuerwaffen gefunden, die mutmaßliche Tatwaffe ist da allerdings nicht dabei.
Die Staatsanwaltschaft ließ die Fahrzeuge und die Handys der Männer sicherstellen. Die Obduktion der Leiche ergab, dass er letztlich an einem Kopfschuss und mehreren Schüssen in den Oberkörper gestorben ist.
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