AK Niederösterreich
Die Arbeiterkammer erkämpfte 38,4 Millionen Euro
Knapp 153.000 Arbeitnehmer haben im Vorjahr die Hilfe der AK Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. Das zeigt eine Auswertung der arbeits- und sozialrechtlichen Beratungen der Kammer. „Wir haben 38,4 Millionen Euro für die Betroffenen erkämpft“, sagt AK Niederösterreich-Kammerrat Peter Schaludek. Die konsequente politische Interessenvertretung und der Einsatz der AK-Expert*innen vor Gericht hatten auch mehrere nachhaltige Erfolge zugunsten der Beschäftigten im Land erbracht.
MISTELBACH/NÖ. 152.897 Beschäftigte haben im Lauf des vergangenen Jahres die arbeits- und sozialrechtliche Beratung der AK Niederösterreich in Anspruch genommen. Am häufigsten wandten sich Arbeitnehmer an die AK, um ihren Lohn oder ihr Gehalt überprüfen zu lassen, gefolgt von Problemen beim Ende des Arbeitsverhältnisses oder Fragen zur Karenz. „Bei einem großen Teil der Anfragen konnten unsere Experten schon mit einer Beratung weiterhelfen, etwa indem sie die Lohnabrechnung überprüften“, schildert Schaludek. „Für mehr 7.000 Arbeitnehmer mussten wir aber ausstehende Löhne und Gehälter beim Arbeitgeber einfordern oder diese für sie vor Gericht einklagen beziehungsweise ihre Ansprüche nach einer Insolvenz sichern. Inkludiert sind hier auch unsere sozialrechtlichen Vertretungen, also etwa, wenn wir schwer kranken Arbeitnehmer helfen, zu einer Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension zu kommen.“
38,4 Millionen Euro für Betroffene erkämpft
38,4 Millionen Euro hat die AK Niederösterreich im Vorjahr insgesamt für die Betroffenen an Nachzahlungen erkämpft, schildert Schaludek. Der Großteil waren Nachzahlungen ausstehender Löhne und Gehälter, nicht bezahlte Urlaubs- oder Kündigungsentschädigungen und Abfertigungen, die den Betroffenen zu Unrecht vorenthalten worden waren. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst Schaludek zusammen.
Arbeiterkammer erreichte wesentliche Verbesserungen für Beschäftigte
Auch Verbesserungen für Arbeitnehmer erreichte die AK im Vorjahr: Seit Oktober gelten für Arbeiter die gleichen Kündigungsfristen wie für Angestellte. Und im Fall eines von der AK Niederösterreich vertretenen Leiharbeiters hat der OGH klargestellt: Entgeltfortzahlung heißt auch bei Leiharbeiter Lohn plus aliquote Sonderzahlungen.
6.500 Euro netto durch Kontrolle der Endabrechnung
Eine 27-jährige Angestellte eines Montagebetriebes im Bezirk Mistelbach, hat ihr Dienstverhältnis nach rund 6 Jahren ordnungsgemäß selbst aufgelöst. Nachdem sie ihre Beendigungspapiere und ihre Endabrechnung vom ehemaligen Dienstgeber erhalten hatte, wandte sie sich an die Bezirksstelle Mistelbach der AK Niederösterreich, mit der Bitte die Zahlen zu kontrollieren.
Dort stellte sich schnell heraus, dass die Angestellte in einer falschen Verwendungsgruppe eingestuft war und somit 6 Jahre lang unter dem Kollektivvertrag entlohnt worden ist. Da sie im Laufe ihrer Angestelltentätigkeit auch relativ viele Mehr- bzw. Überstunden gemacht hat und diese erst bei der Endabrechnung abgerechnet worden sind, ist ein beträchtlicher Nachforderungsbetrag zustande gekommen. Die Bezirksstelle hat den Differenzbetrag der Falscheinstufung sowie der Nachzahlung der Überstunden errechnet und bei der Firma für ihr Mitglied eingefordert. Dem Betrieb war offensichtlich bewusst, dass sie ihre ehemalige Angestellte falsch eingestuft hatten, denn der geforderte Betrag von 6.500 Euro netto wurde der Angestellten sehr rasch überwiesen.
„Wir raten, sich bereits zu Beginn des Dienstverhältnisses von uns den Dienstvertrag überprüfen zu lassen. So können wir bereits im Vorfeld auf eventuelle Fehler im Vertrag hinweisen. Denn, da es leider immer noch Verfall- bzw. Verjährungsbestimmungen gibt, könnte es sein, das erworbene Ansprüche trotzdem nicht zur Auszahlung gelangen“, rät Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer.
Bilanz 2021 – Bezirksstelle Mistelbach:
Leistungen für unsere Mitglieder im Überblick
In der Bezirksstelle angedockt: 8.109
Konkrete Beratungen in Problemfällen: 3.270
Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht: 1,186.972 Euro
Davon Insolvenzvertretung: 85.703 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 1,616.825 Euro
„Mehr als 8.100 Menschen haben vergangenes Jahr mit uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer. „Manchmal ging es nur um rasche Auskünfte und Informationen zu Kurzarbeit, einvernehmlicher Lösung, Kündigung, Quarantänebestimmungen, Homeoffice und Freistellung wegen Kinderbetreuung“, so Westermayer. In fast. 3.300 Fällen benötigten die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der AK-Expertinnen und -Experten in konkreten Problemfällen. „Das vergangene Jahr hat einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle sind“, zieht Westermayer Bilanz. Insgesamt hat die Bezirksstelle Mistelbach im Vorjahr mehr als 1,6 Millionen Euro für die Arbeitnehmer der Region gesichert.
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