Unterstinkenbrunn - Ukraine
"Die kämpfen für die Demokratie"
Unterstinkenbrunns Bürgermeister Matthias Hartmann war einer der zwölfköpfigen Delegation des Gemeindebundes, die in die Ukraine reisten.
UNTERSTINKENBRUNN/UKRAINE. Gerade einmal 24 Stunden braucht es, um aus dem idyllischen Weinviertler Frühling mitten im Kriegsgebiet zu stehen. Matthias Hartmann, Bürgermeister von Unterstinkenbrunn, folgte der Einladung des neuen Gemeindebund-Präsidenten Johannes Pressl und nahm die Reise nach Kiew auf sich. Ziel sollte sein, Kooperationsmöglichkeiten zwischen österreichischen und ukrainischen Kommunen zu definieren. „Konkret ging es um ausrangierte Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge, die wir an die Ukrainer abgeben könnten“, erklärt Hartmann.
In Kiew angelangt, wurde die österreichische Delegation von Präsident Wolodymyr Selenskyj und dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko persönlich begrüßt und umgehend mit der Kriegsrealität der Hauptstadt konfrontiert. Luftalarm. „Die Situation schien im ersten Moment aber nur uns zu beunruhigen, da die Luftabwehr in der Hauptstadt wohl gut aufgestellt ist“, erzählt Matthias Hartmann von den ersten Eindrücken.
Gezeichnet, aber nicht gebrochen
Man traf den ehemaligen Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fedorow, der bei der Einnahme der Stadt von den Russen gefangen genommen, und erst im Zuge eines Gefangenenaustauschs gegen neun russische Kriegsgefangene freigelassen wurde. „Der Mann ist 35 Jahre alt und sieht deutlich gezeichnet aus. Aber nicht gebrochen“, beschreibt Hartmann die Begegnung und weiter, „Was Fedorow aus seiner Heimat erzählt, übersteigt die unsere Vorstellungskraft. Es ist noch viel schlimmer.“
Dankbarkeit
Der nächste Stopp führte die Delegation in eine kleine Ortschaft, die bereits ein Feuerwehrfahrzeug aus Laxenburg bekommen haben und ihre Dankbarkeit mittels großzügiger Bewirtung darstellen wollten. „Aber was sie uns dazu über ihren Alltag erzählten – da bringt man nichts mehr runter“, fasst der Ortschef seine Gefühlslage zusammen. Statt des Werkunterrichts in der Volksschule stellen die Kinder Tarnnetze her. In der Aula ist eine Spendenbox aufgestellt, in der die Schülerinnen und Schüler ihr Taschengeld werfen. Unter dem aus der Zarenzeit stammenden Gebäude wird ein Bunter errichtet. Man rechnet nicht damit, dass der Krieg bald vorbei ist.
In Butscha, einem Vorort von Kiew, wurde den Gästen aus Österreich sehr deutlich gezeigt, was die russische Besatzung für die Bevölkerung bedeutet hat. „Es sollen während der Schlacht um Kiew weniger Soldaten gefallen sein, als in der Zeit danach Zivilisten“, gibt der Bürgermeister wieder.
"Wenn du nicht genau die richtige Meinung hast, lebst du in Russland gefährlich."
Matthias Hartmann
Was kann man hier tun
Das Fazit der Reise ist, dass Rettungswagen und Feuerwehrautos gebraucht werden. Zweitere werden leider ebenfalls von den Russen angegriffen und zerstört. Die Arbeit der Feuerwehren erstreckt sich neben der Brandbekämpfung auch über Trinkwasserversorgung und Minenräumungen. Der Gemeindebund wird nun aktiv die Kommunen kontaktieren. Auch Geldspenden sollen lukriert werden.
Matthias Hartmann resümiert über die bewegende Reise: „Mir ist es wichtig, Bewusstsein zu schaffen, was in der Ukraine gerade los ist. Die Menschen kämpfen dort, was für uns so leichtfertig selbstverständlich ist: Demokratie!“
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