Leserbrief

Ein Blick zurück vor 28 Jahren

Leserbrief zum Artikel "NÖ Anzeiger – Viele weichen Behinderten noch immer aus" vom 25./26. November 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Freude und Interesse habe ich den Artikel über die Lebensrealität von Menschen mit Behinderung aus dem Jahr 1992 gelesen.
Heute, 28 Jahre später hat sich Gott sei Dank vieles geändert:
Heute leben in Mistelbach in einem betreuten Wohnhaus 50 erwachsene Menschen mit Behinderung. Sie sind im Kontakt mit ihren Familien und haben gleichzeitig ihre eigenen Freunde, Hobbies und ihre Privatsphäre. Sie gehen einkaufen und ins Kaffeehaus, alleine oder in einer kleinen Gruppe. In der Werkstätte arbeiten 90 Menschen mit Behinderung und seit heuer gibt es auch eine Berufsvorbereitung für Jugendliche. Jugendliche mit Behinderung machen Praktika in Geschäften, Schulen oder bei der Stadtgemeinde.

2020 gehören Menschen mit Behinderung tagtäglich zum vielfältigen Stadtbild in Mistelbach. Sie sind als Teil der Gesellschaft anerkannt. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung hat die Stadt- und Gemeindepolitik hier geleistet, der ein großer Dank gilt: das Ansässigwerden wurde gefördert, Einladung erfolgte zur sozialen, kulturellen und auch wirtschaftlichen Teilhabe an Mistelbachs Infrastruktur. Genauso werden auch Einladungen der Menschen mit Behinderung angenommen, wie die Teilnahme beim alljährlichen Sommerfest oder Adventmarkt "Weihnachtsschätze" (Ausnahme das heurige Jahr, wo wir alle sehr "Gast-unfreundlich" sind).

Man traut sich in die Nähe – die Straßenseite muss nicht mehr gewechselt werden - und erlebt im Kontakt oftmals bereichernde Momente.

... und Frau Kurz ist Direktorin der Allgemeinen Sonderschule in Laa an der Thaya und unterstützt und befähigt nun von dort aus Kinder sich in der Gesellschaft ihren berechtigten und guten Platz zu finden.

Ursula Bahringer
Direktorin Wohnhaus und Werkstätte Kolping Mistelbach Mistelbach